Was für ein Theater !

Die Puppenspieler der Augsburger Puppenkiste haben über der Bühne viel zu tun / Ein Blick hinter die Kulissen.  

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Diese Vorstellung vom "Räuber Hotzenplotz" vergisst Puppenspieler Hans Kautzmann bestimmt nie. Da ist ihm nämlich eine Riesenpanne passiert. Er war zu stürmisch. Seine Marionette, der "Räuber Hotzenplotz", sollte seinen Beutel mit Schnupftabak wegpacken. Kautzmann zog mit Schwung die Fäden hoch. Aber, rums, der Faden riss, der Beutel plumpste nach unten und zertrümmerte das halbe Bühnenbild. Da gab es nur einen Ausweg: Schnell den Vorhang ziehen und das Ganze wieder in Ordnung bringen!

Pannen kommen in einem Puppentheater wie der Augsburger Puppenkiste eben manchmal vor. Denn schließlich sind die Marionetten auch nur Menschen. Der Puppenspieler sorgt für jedes Zucken und jedes Kopfschütteln seiner Figur. Hans Kautzmann fühlt sich oft sehr verbunden mit seinen Helden. "Ich muss in meinen Händen ein feines Gefühl haben, damit die Bewegung unten auf der Bühne auch stimmt", erzählt der 35-Jährige.

Der "Räuber Hotzenplotz" ist einer seiner Lieblinge, weil er ein Schlitzohr ist, aber auch charmant. Ob Hotzenplotz, Jim Knopf, Monty Spinneratz oder Urmel - die Marionetten aus der Augsburger Puppenkiste sind etwa 40 Zentimeter groß, ihre Gesichter wurden aus Lindenholz handgeschnitzt und die Kleidung ist immer maßgeschneidert. Auf der Bühne werden sie nur lebendig, wenn Leute wie Hans Kautzmann ihre Fäden zusammenhalten. 2,30 Meter lang sind die Fäden, die Hände, Füße und Kopf der Marionette mit jenem Fadenkreuz verbinden, das der Puppenspieler hält. 2,30 Meter - ganz schön lang, viel länger jedenfalls als die meisten Erwachsenen groß sind.

Hans Kautzmann steht bei einer Vorstellung hoch über dem Geschehen - drei Meter oberhalb der Bühne ist die Spielbrücke. Um richtig die Figuren bewegen zu können, muss er sich tief nach unten beugen. "Da tut mir der Rücken manchmal ganz schön weh", sagt er. Und wenn dann unten auf der Bühne der Kaspar den Räuber Hotzenplotz jagt, wird es auch hinter den Kulissen turbulent. Dann müssen die Puppenspieler eng zusammenrücken, schnell, aber vorsichtig aneinander vorbeibalancieren und dabei immer die Bühne im Blick haben. Mindestens sind fünf, manchmal sogar neun Puppenspieler im Einsatz. "Da muss man sich gut riechen können", sagt Kautzmann.

In der Augsburger Puppenkiste machen die Puppenspieler fast alles - sie schnitzen schon mal Gesichter der Marionetten, sorgen für passende Kleidung, bauen eine geeignete Kulisse und geben den kleinen Schauspielern auch ihre Stimme. Bei einer Theateraufführung kommt die allerdings aus der Konserve - das Tonband erzählt die Geschichte, die die Puppenspieler zuvor aufgenommen haben. Das hat den Vorteil, dass sie sich während der Vorführung auf das Spielen konzentrieren können.

Trotzdem kommt es manchmal zu Pannen. Es passiert etwa, dass die falsche Marionette die Bühne betritt. Ein Puppenspieler ist nämlich nie nur für eine Figur zuständig. Die gesamte Marionettentruppe einer Aufführung hängt aufgereiht hinter der Bühne. Da kann es vorkommen, dass ein Puppenspieler danebengreift. Und dann? Hans Kautzmann empfiehlt, ruhig zu bleiben und die Puppe schnell wieder verschwinden zu lassen. Meist merkt es dann kaum jemand. Manchmal aber meinen Kinder, die das Theater besuchen, mehr zu wissen als mancher Puppenspieler. Hans Kautzmann erinnert sich an einen Auftritt der Augsburger Puppenkiste vergangenes Jahr in Freiburg. Er führte damals den Kaspar auf die Bühne, der in seinem Singsang fragte: "Wisst ihr denn, wer ich bin?" Ein Knirps zögerte mit der Antwort nicht lange und schrie: "Der Kartoffelfritze!" Naja, ob das wohl stimmte?

Susanne Werner

Informationen: Aufführungen des Festival für Puppen, Masken & Figuren finden in Freiburg noch bis einschließlich 16. März statt. Termine unter http://www.freiburg.de oder mittwochs im BZ-"Ticket".

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