Religion
Warum sich zwei junge Freiburger zum Priester ausbilden lassen
Sein Leben ganz der Religion und Gott widmen: Für viele junge Menschen wirkt das Amt des Priesters eher abschreckend. Warum zwei junge Freiburger dennoch Priester werden wollen – und was sie vom Zölibat halten.
Di, 20. Dez 2016, 11:44 Uhr
Freiburg
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Es ist ein imposantes Gebäude, in dem sich das Freiburger Priesterseminar befindet. Dort spielt sich ein Großteil der Ausbildung zum Priester ab. Sozialpraktikum, Kennenlernen verschiedener Gebetsformen, Musikunterricht oder das zweimonatige Bibelstudium in Israel und Berlin – bereits am Anfang des achtjährigen Weges haben die Priesteranwärter ein strammes Programm.
Damit sie das auch schaffen, werden die Kandidaten sehr sorgfältig ausgewählt. "Oft höre ich die Frage, warum wir beim großen Nachwuchsmangel nicht jeden nehmen", sagt Christian Heß. Er ist als Regens, als Leiter des Priesterseminars, der Hauptverantwortliche für die Ausbildung der Männer: "Doch gerade das wäre bei einem Beruf, der gleichzeitig eine Lebensentscheidung ist, fatal. Tatsächlich lehnen wir rund ein Drittel der Bewerber ab."
Amal Vithayathil und Lukas Nagel haben dem prüfenden Blick des Regens standgehalten. Der 19-jährige Lukas Nagel hat sich erst vor Kurzem entschieden. Erst dieses Jahr hat der gebürtige Triberger sein Abitur gemacht. Amal Vithayathil dagegen hat bereits ein zweijähriges Psychologiestudium hinter sich und ist seit 2015 in Freiburg. "Mit dem Gedanken habe ich schon lange gespielt", sagt er heute, "ihn aber nie richtig zugelassen. Als es dann so weit war, habe ich meiner Familie erst davon erzählt, als ich bereits alle Zusagen in der Tasche hatte."
Er schmunzelt, als er das sagt. Er kommt aus der Schweiz, seine Eltern aus Südindien. "Ich bin in einem sehr christlichen Haushalt aufgewachsen", erzählt er. In dieser Hinsicht sind sich die beiden Priesteranwärter ähnlich. "Meine Eltern sind beide Religionslehrer, in meiner Familie gibt’s drei Priester", sagt Lukas. "Der Beruf hat mich schon immer interessiert."
Freie Wochenenden sind am Priesterseminar selten, deshalb freuen sich beide auf Weihnachten im Familienkreis. Aber ist es nicht schade, in dem Wissen zu feiern, nie mit einer eigenen Familie die Feiertage genießen zu können? "Es gibt viele Menschen auf der Welt, die die Feiertage nicht mit der Familie verbringen, weil sie keine haben. Ich finde es auch sehr cool, für diese Menschen da zu sein", kommt die prompte Antwort.
Amal Vithayathil und Lukas Nagel sind optimistisch, was den Weg angeht, der vor ihnen liegt. Sie scheinen neugierig zu sein und bereit, dazuzulernen. Über den Punkt, der viele andere wohl abschrecken würde, denken sie recht unbeschwert nach: der Zölibat. Ein Grundsatz der Ausbildung im CB soll es sein, das Feuer des Lebens zu finden und am Leben zu erhalten, so heißt es auf der Homepage des Seminars. "Deshalb muss der Zölibat eine freie Entscheidung sein", erklärt Regens Heß.
"Wenn, um das Bild aufzugreifen, das Feuer dafür nicht brennt, dann ist es nicht die richtige Entscheidung." Es sei zwar selten, dass jemand nach einer achtjährigen gemeinsamen Zeit kurz vor der Priesterweihe die Entscheidung treffe, noch auszusteigen. Aber das komme vor, auch wenn sie während der Ausbildungszeit in Kursen und Seminaren auf die neue Lebensform vorbereitet wurden. "Natürlich bedauere ich das. Doch wenn ich helfen kann, dass die Leute ihren Platz in der Kirche finden, dann ist die Ausbildung für mich damit erfolgreich."
Doch warum Priester werden? "Ich möchte für die Menschen da sein", sagt Lukas Nagel. Bei ihm klingt das ganz normal. "Das Reich Gottes auf Erden ein kleines Stück weiterbringen", fügt er noch an. Auch Amal Vithayathil geht es in erster Linie um die Menschen. "Der Beruf des Priesters ist noch immer respektiert. Die Menschen kommen auf einen zu, wenn sie Probleme haben." Ähnliches schildert Regens Christian Heß, der 2004 zum Priester geweiht wurde. "Noch nie wurde ich in Priesterkleidung blöd angemacht." Ob das auch in zwanzig Jahren noch so sein wird? Amal Vithayathil und Lukas Nagel jedenfalls wollen es wissen.
- St. Blasien: Weihung zu Diakonen im Dom von St. Blasien
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