Befragung
Warum immer mehr Rentner noch weiter arbeiten
Christian Ebner (dpa)
Mo, 07. Oktober 2024, 20:00 Uhr
Wirtschaft
Mit dem Renteneintritt endet das Arbeitsleben nicht zwingend. So mancher arbeitet weiter oder sucht sich einen kleineren Job. Längst nicht immer geht es dabei ums Geld.
In Deutschland arbeiten viele ältere Menschen weiter, obwohl sie längst eine Altersrente beziehen. In der Gruppe der jüngeren Rentner zwischen 65 und 74 Jahren sind es 13 Prozent, wie das Statistische Bundesamt auf der Grundlage des aktuellen Mikrozensus aus dem vergangenen Jahr berichtet.
Nur eine Minderheit von 33 Prozent nennt dabei finanzielle Gründe als Motiv. Fast genau so viele (29 Prozent) nennen die "Freude an der Arbeit" als Hauptgrund. Elf Prozent finden den Job lukrativ oder wollen nicht aufhören, weil der Partner oder die Partnerin ebenfalls berufstätig ist. Ähnliche Ergebnisse hat eine Beschäftigtenbefragung des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) mit 5000 Teilnehmern erbracht. Danach kann sich sogar ein gutes Drittel (36 Prozent) der abhängig Beschäftigten vorstellen, nach dem Renteneintritt weiterzuarbeiten.
Mit 75 arbeitet kaum noch jemand
Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung waren zum Jahresende 2022 rund 1,35 Millionen der 18,6 Millionen Rentner und Rentnerinnen erwerbstätig. Mehr als zwei Drittel gingen einer geringfügigen Beschäftigung nach, so das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Ab 75 Jahren sinkt die Beschäftigtenquote deutlich auf zwei Prozent. Nicht zuletzt im Zeichen des Fachkräftemangels hat der Gesetzgeber die Rahmenbedingungen für mehr Beschäftigung im Alter verbessert. Seit 2023 können Altersrentner unbegrenzt hinzuverdienen, ohne dass ihre Rente gemindert würde. Allerdings müssen Rente und Arbeitslohn gemeinsam versteuert werden.
Die Rentenversicherung bietet mit der sogenannten Flex-Rente Möglichkeiten, den Renteneintritt aufzuschieben oder sich die Rente zunächst nur teilweise auszahlen zu lassen. Die Ampel-Regierung plant zudem demjenigen, der mindestens ein Jahr länger arbeitet, eine "Rentenaufschubprämie" zu zahlen. Das Gesetz ist aber noch nicht beschlossen.
Laut Mikrozensus gehen Männer zwischen 65 und 74 Jahren mit einem Anteil von 16 Prozent häufiger einem Job nach als Frauen, von denen jede zehnte erwerbstätig ist. Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen arbeiten mit einem Anteil von 18 Prozent häufiger länger als solche mit niedrigem (elf Prozent) oder mittlerem Bildungsniveau (zwölf Prozent).
Blanke Not oder soziale Einbindung?
Umstritten sind die Motive für Erwerbsarbeit im Alter. Politiker der Linken wie auch des BSW betonen die blanke ökonomische Notwendigkeit für die Betroffenen angesichts niedriger Durchschnittsrenten selbst nach 45 Beschäftigungsjahren. Mehr als eine Million Langzeitbeschäftigte müsse in Deutschland mit einer Rente von höchstens 1200 Euro im Monat auskommen. In der IAB-Studie nannten hingegen nur 43 Prozent der "Silver Worker" ihre finanzielle Situation als Grund zu arbeiten. Bei möglichen Mehrfachnennungen fanden die Motive Spaß bei der Arbeit, weiter eine Aufgabe zu haben und Kontakt zu anderen Menschen weit höhere Zustimmung oberhalb von 90 Prozent.
Doch längst nicht jeder Job kann bis ins hohe Alter erledigt werden, warnen etwa die Gewerkschaften. Nach einem langen Arbeitsleben seien Beschäftigte oft gesundheitlich beeinträchtigt. Tatsächlich nennen beim IAB zwei von drei nicht mehr berufstätigen Befragten aus dem untersten Einkommensviertel gesundheitliche Gründe als Hinderungsgrund. Noch wichtiger ist bei ihnen nur noch die Auffassung, im Leben bereits genug gearbeitet zu haben.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
die Kommentarfunktion ist aktuell geschlossen, es können keine neuen Kommentare veröffentlicht werden.
Öffnungszeiten der Kommentarfunktion:
Montag bis Sonntag 6:00 Uhr - 00:00 Uhr