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Denken an die Toten

Warum gibt es den Volkstrauertag?

Ein Tag, an dem man trauern soll, und nicht tanzen gehen darf – warum gibt es so etwas? Und wie hat die Geschichte den Volkstrauertag geprägt? Anna-Maria Schüler vom Faust-Gymnasium Staufen hat für euch recherchiert.  

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Auf dem Britischen Soldatenfriedhof in...Zeichen der Erinnerung und der Trauer.  | Foto: dapd
Auf dem Britischen Soldatenfriedhof in Berlin lehnen Sonnenblumen an den Grabsteinen. Sie sind Zeichen der Erinnerung und der Trauer. Foto: dapd
Jedes Jahr gibt es den Volkstrauertag, und zwar zwei Sonntage vor dem ersten Advent. Er erinnert an die Toten von Kriegen und Opfer der Gewalt aus der ganzen Welt. Aber bevor man ihn richtig verstehen kann, muss man in die Zeit zurückblicken, in der der 1. Volkstrauertag begangen wurde – und das war am 28. Februar 1926.

Vorgeschlagen wurde er damals vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge als Gedenktag für die gefallenen deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist ein Verein, der Gräber von über zwei Millionen Kriegstoten in über 45 Ländern pflegt und erhält.

1922 fand zwar die erste Gedenkstunde im Reichstag in Weimar statt, aber der erste Volkstrauertag war 1926. Am 28. Februar 1926 stand die Ehrung der gefallenen Väter, Brüder und Söhne des ersten Weltkriegs im Vordergrund. Das Ziel jedoch war, alle Deutschen zu vereinigen und ihnen zu sagen, sie sollten alles dem Land opfern und ihre eigenen Wünsche zurückstellen. Die Deutschen sollten für das Wohl Deutschlands sogar ihr Leben aufs Spiel setzen, wenn das nötig würde.

Als 1933 Hitler an die Macht kam, übernahmen die Nationalsozialisten am 27. Februar 1934 den Volkstrauertag, aber veränderten ihn grundlegend. Sie benannten ihn in Heldengedenktag um. Dadurch, dass die Gefallenen des Krieges wie Helden hervorgehoben wurden, war es das Ziel der Nazis, den Deutschen den Krieg "schmackhaft" zu machen und ihn zu rechtfertigen. 1935 wurde die Wehrpflicht wieder eingeführt, und 1939 wurde der Heldengedenktag auf den 16. März verlegt. Weil der 16. März auf das "Jubiläum" der Wiedereinführung der Wehrpflicht fiel, wurde der Heldengedenktag auf den Sonntag vor dem 16. März verschoben. Dadurch ging die Verbindung an den christlichen Kalender verloren, da er nicht mehr am fünften Sonntag vor Ostern war, sondern am sechsten.

Der letzte Heldengedenktag wurde 1945 begangen.

Als der Zweite Weltkrieg 1945 zu Ende war, übernahm die Bundesrepublik den Heldengedenktag nicht, sondern führte die ursprüngliche Form des Volktrauertags wieder ein. Die DDR führte dagegen den Internationalen Gedenktag für die Opfer des faschistischen Terrors und Kampftag gegen Faschismus und imperialistischen Krieg ein.

Der deutsche Faschismus hat einige Merkmale: Erstens gibt es die Diktatur von nur einer einzigen Partei (in Deutschland war es die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP)), zweitens gibt es Militarismus (die NSDAP hat sehr viel Militär aufgebaut) und drittens radikalen Rassismus und Gewalt gegen Gegner der Partei, Aggression und Antisemitismus (Feindlichkeit gegen Juden). Imperialistischer Krieg bedeutet, dass ein Volk oder deren Anführer danach strebt, andere Länder zu beeinflussen, sie zu unterdrücken und in das eigene Umfeld einzufügen, Hitler versuchte das im Zweiten Weltkrieg.

1950 fand der erste Internationale Gedenktag für die Opfer des faschistischen Terrors und Kampftag gegen Faschismus und imperialistischen Krieg mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge statt.

In der Bundesrepublik Deutschland (Westdeutschland), wurde der Volkstrauertag 1952 auf den zweiten Sonntag vor dem 1. Advent gelegt, da sie sich vor dem Heldengedenktag und dem Nationalismus trennen wollte. Dieser Volkstrauertag denkt an "die Toten zweier Kriege an den Fronten und in der Heimat" die Opfer von Hitlers Gewaltherrschaft in allen Nationen.

Die beiden deutschen Staaten, die DDR (Ostdeutschland), und die Bundesrepublik Deutschland (Westdeutschland), waren ab 1945 getrennt. Ab 1961 baute die DDR eine Mauer, die die Ostdeutschen Bürger davon abhielt, nach Westdeutschland abzuwandern, da sie sich in der DDR unterdrückt und beobachtet fühlten (zum Beispiel durch die Stasi). Die Stasi war ein Geheimdienst, der bestimmte Leute der DDR überwachte und ausspionierte. Sie bauten Vertrauen zu ihren Opfern auf, horchten sie aus, heirateten sie sogar, wenn es nötig war.

Als 1989 die Mauer fiel und die DDR sich mit der Bundesrepublik vereinigte (die Stasi wurde aufgelöst), gab es nur noch den Volkstrauertag und nicht den DDR-Feiertag. Heute gibt es den Volkstrauertag immer noch, und er ist immer noch zwei Sonntage vor dem 1. Advent.

Auf den Friedhöfen, auf denen es Kriegerdenkmäler gibt, werden Kränze niedergelegt, und die deutsche Flagge wird nur auf Halbmast gehisst. Tanzveranstaltungen sind verboten, weil der Volkstrauertag ein stiller Tag ist. Konzerte sind auch untersagt.

Der Volkstrauertag wird wegen den Toten der Weltkriege begangen und den Opfern der Gewalt aller Nationen. Und deshalb lässt sich die Frage "Warum gibt es den Volkstrauertag?" nur mit einem Satz beantworten: Zum Gedenken an die Weltkriege, deren Gefallene, und zur Mahnung daran, es nicht noch einmal so weit kommen zu lassen.

Ressort: Schülertexte

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