Ringen
Warum die Ringer der RKG Freiburg künftig in der ersten Liga antreten
Die RKG Freiburg wird kommende Saison in der neuen eingleisigen ersten Bundesliga ringen – als einziges südbadisches Team. Wie kam es dazu?
So, 26. Jan 2025, 10:00 Uhr
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Hartmut Leiber ist kein Mann, der zu Übertreibungen neigt. Und dennoch kommt der Chef der RKG Freiburg kaum um Superlative herum, wenn er über den überraschenden Aufstieg seiner Ringer spricht. "Wir ringen quasi eine Saison Champions League", sagt der Vereinsvorsitzender über den unerwarteten Erstliga-Antritt seiner Griffkünstler. Denn jüngst überraschte die Nachricht, dass die RKG kommende Runde in der ersten Bundesliga antreten wird. Zwar waren die Freiburger in der abgelaufenen Runde, die im Dezember endete, nur Zweiter geworden. Doch da der Deutsche Ringer-Bund dann beschloss, die Liga von Herbst an für ein Jahr eingleisig zu machen, verzichtete der Meister AC Heusweiler auf den Aufstieg.
Leiber und seine RKG wurden gefragt, ob sie aufsteigen wollten. Und sagten Ja. So ringen die Freiburger nach zwei Jahren Abstinenz wieder im Oberhaus. Die Konkurrenz in der neuen eingeleisigen Beletage kann sich sehen lassen, es ist die Crème de la Crème des deutschen Ringsports. Einmalig, denn von 2026/27 an soll die erste Liga dann wohl 24 Teams umfassen und voraussichtlich in drei Gruppen aufgeteilt werden.
Seit Jahren folgt im Ringkampfsport Reform auf Reform. Lange prägte auch der Clinch zwischen einer vor etwa zehn Jahren neu angedachten Deutschen Ringer-Liga (DRL) und dem Deutschen Ringer-Bund (DRB) die Szene. Denn der DRB und der internationale Verband (UWW) boykottierten die DRL.
Eine Geschichte der Unbeständigkeit
Aber durch die Trennung zwischen der Ringer-Bundesliga des DRB und der neuen Ringerliga DRL drohte erstere auszubluten. Deshalb legte der DRB damals die erste und zweite Liga zu einer dreigleisigen Bundesliga zusammen. Und seither wurde immer wieder in unterschiedlichen Konstellationen gerungen. Das neue Oberhaus reiht sich daher ein in eine Geschichte der Unbeständigkeit. Und die DRL gibt es schon längst nicht mehr.
Die Unwägbarkeiten und Streitereien haben für eine Art Ausbluten gesorgt, auch ohne DRL. Südbaden ist im Nachwuchsbereich nach wie vor eine Hochburg des Ringkampfsports. Und Südbaden war es auch lange im Teamringen – man denke nur an die Hochjahre des TuS Adelshausen und des ASV Urloffen. Doch kommende Saison tritt nur noch Freiburg in der ersten Liga an, ansonsten ist Südbaden nicht mehr vertreten.
KSC Hösbach, SV Weingarten, ASV Mainz, Wacker Burghausen, KSV Köllerbach, SC Kleinostheim und ASV Schorndorf – so heißen die zukünftigen Gegner der RKG. Letztere zwei kämpfen aktuell im Finale um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft. Die Herausforderung ist aus Freiburger Sicht also groß.
Freiburg mit kleinem Budget
Zumal die Freiburger wohl mit dem kleinsten Budget im Oberhaus aufwarten werden. Doch damit kennt man sich an der Schwarzwaldstraße aus. Denn als sich der SV Haslach und der AV Germania Freiburg-St. Georgen 1999 zur RKG zusammenschlossen und eine Liaison mit dem Olympiastützpunkt eingingen, war das genau ihr Ziel: Ringsport auf Spitzenniveau erhalten. Und eben nicht durch große Namen auswärtiger Ringer und viel Geld, sondern durch die nimmer versiegende Quell solider Jugendarbeit.
Beide Vereine hatten da ihre goldenen Zeiten bereits hinter sich. St. Georgen nahm einst am Europacup der Freistilmannschaften teil. Haslach bestritt in den Achtzigern das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft. Ringerlegenden wie Adolf Seger, der kürzlich seinen 80. Geburtstag feierte, und Edmund Seger, Uwe Sachs, Klaus Riesterer und Eduard Giray prägten die Szene. Das aber war bereits lange Geschichte, als die RKG in der zweiten Bundesliga den Neustart wagte.
Der gelang mit Bravour. Als vor knapp einem Jahrzehnt die ersten Bundesliga in einen dreigleisigen Wettbewerb umgewandelt wurde, zeigen sich die Freiburger in aufstrebender Form. Trotz des geringen Etats von etwa 60.000 bis 70.000 Euro – der indes zu einem Teil durch Zuschüsse der Stadt Freiburg gedeckt wird.
Talentschuppen gegen gutbetuchte Konkurrenz
Die RKG brachte deswegen im Schnitt gerade einmal 20 von zugelassenen 30 Punkten in die Kampfwertung. Zum Hintergrund: Jeder Ringer wurde von der Liga damals mit einer bestimmten Punktzahl eingestuft. Internationale Topringer brachten bis zu acht Punkte in die Wertung ein. Eigengewächse hingegen konnten sogar mit Minuspunkte glänzen. Die Zahl 20 standen somit für die Nische, in der es sich die Freiburger bequem gemacht hatten. Als Talentschuppen machten sie der gutbetuchten Konkurrenz das Leben schwer.
Auch heuer stehen in WM-Teilnehmer Lars Schäfle und dem deutschen Meister Nico Megerle (ehemals Hofstetten, Urloffen und Adelhausen) hochveranlagte Athleten in den RKG-Reihen. An der Schwarzwaldstraße hoffen sie deshalb, dass sie auch dieses Mal ihre Nische finden werden.