Tiere in der Stadt (4)
Warum der Dachs die Stadt untergräbt
Dachse sind große Baumeister und haben schon Wintergärten und Weinberge unterhölt. Deswegen finden den Dicken nicht alle Freiburger süß.
Mo, 23. Mai 2016, 0:00 Uhr
Freiburg
Thema: Tiere in der Stadt
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Was macht der Dachs in der Stadt?
Der Dachs entdeckt die Stadt für sich, genauer gesagt den Stadtrand. Die meisten Tiere zieht es in die Nähe von Wein, denn die Dachse haben’s gern warm, fressen zwar alles, sind aber Feinschmecker: "Sie mögen sehr gerne Trauben und Weinbergschnecken", sagt Geva Peerenboom, die an der Uni im Bereich Wildtierökologie und Wildtiermanagement forscht und ein Fan der Stadtdachse ist. "Ich find’ die total cool."
Am Tuniberg leben sehr viele Dachse, weil der Lössboden sich bestens für ihre Baue eignet, aber auch in Herdern, Littenweiler und zentral am Schlossberg. Oft zu sehen sind sie nicht: Sie werden erst abends aktiv. In der Stadt werden die Dachse größer und dicker als auf dem Land. Denn jagen ist verboten und die Temperatur höher, so dass die Tiere nach der Winterruhe früher raus und mehr essen können. Im trockenen Sommer wässern Städter zudem ihre Gärten und der Dachs kann Regenwürmer aus dem Rasen pulen. "Das sind die kleinsten Löcher, die der Dachs hinterlässt", sagt Forstwirtin Peerenboom.
Was ist der Dachs für einer?
Meister Grimbart, wie er in der Fabel heißt, ist sehr traditionsbewusst, sagt die Fachfrau, die mit anderen Forschern eine Internetseite über Wildtiere in der Stadt erstellt hat. Der Dachs geht oft ähnliche Wege. "Egal, was da kommt." Das Raubtier ist groß und stark, hat kaum Feinde und keine Angst vor Autos, weil er dazu noch schlecht sieht, kommt er oft unter die Räder.
Ihr Bau ist den sozialen Tieren wichtig, sie und ihre Nachkommen bauen an, graben Gänge und weitere Höhlen in die Hänge, so entstehen weitverzweigte Systeme. Manche Dachse leben allein, andere in richtigen Clans, einige bilden Wohngemeinschaften mit Fuchs und Karnickel. Ihren Bau halten die Dachse sauber, davor legen sie extra Latrinen für den Kot an. "Das sind die nächstgrößeren Löcher."
Was ist denn das Problem?
Die Dachslöcher, gestaffelt nach ihren Größen. Wühlschäden ärgern Hobbygärtner, die Latrinen stinken und mit ihren Bauten produzieren die Dachse nicht nur ordentlich Erdaushub, sondern können auch große Schäden verursachen. Andreas Schäfer vom städtischen Forstamt weiß von untergrabenen Garagen und abgesunkenen Terrassen. "Ich hatte schon einen Wintergarten, der komplett unterhöhlt war", sagt Förster Dieter Thoma vom Revier Rosskopf. Da können die Winzer vom Tuniberg locker mithalten. "Wir hatten letztes Jahr Dachsbauten in drei Grundstücken und viel Schaden im Mais", sagt Norbert Dangel, Chef der WG Waltershofen. "Das ist manchmal ein Phänomen." Eine Frau ist bei der Weinlese in ein Loch gefallen, Dangel selbst schon mit dem Bulldog eingebrochen: "Ich hab’s fast nicht mehr rausgeschafft, das ist schon gefährlich." Des Dachses wegen mussten schon Wege repariert werden, sagt Rathaussprecherin Martina Schickle. "Die Schäden wurden der Jagdbehörde gemeldet, mit der Bitte um Bejagung."
Was tun mit Dachsen?
Auch Privatleute haben schon beim Forstamt angerufen und gefordert, dass "ihr" Dachs abgeschossen wird. "Das geht nicht", sagt Förster Andreas Schäfer. Die meisten Anrufer hätten aber Angst vor gesundheitlichen Risiken oder Sorge um Haus und Garten. Das Forstamt berät Bürger, die Probleme mit Dachsen haben, zum Beispiel wie sie ihren Garten dachssicher machen können. Dazu aber muss der Zaun so stabil und hoch sein und tief in den Boden reichen, dass der Dachs nicht drunter und drüber kommt. Im Allgemeinen gilt: Wildtiere nie füttern, Mülltonnen gut schließen und vielleicht den Dachs auch tolerieren. Er würde nie Menschen von sich aus angreifen, sagt Peerenboom, einfach nicht bedrängen. Nur mit Hunden kann’s problematisch sein, vor allem in seinem Bau.
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