Schottland

War das Ungeheuer von Loch Ness ein PR-Trick?

Ein Historiker meint beweisen zu können, dass Nessie die Idee eines Werbemanns war, um den Tourismus in Schottland anzukurbeln.  

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Nessie in dem Film „Mein Freund, der Wasserdrache“  | Foto: dpa
Nessie in dem Film „Mein Freund, der Wasserdrache“ Foto: dpa
Nessie ist bis heute der große Verkaufsschlager der schottischen Highlands. 300 000 Touristen zieht es jedes Jahr an die Ufer von Loch Ness, dem See, in dem das Fabelwesen sich meist unter Wasser aufhalten soll. Noch in den Wintermonaten trifft man alle Welt im örtlichen "Exhibition Centre", dem Ausstellungszentrum gleich hinter Dromnadrochit. Im Laden an der Straße deckt sich halb China mit Nessie-Stofftieren, Nessie-Geschirrtüchern oder Nessie-Schlüsselringen ein.

Dummerweise gibt es aber immer jemanden, der den Nessie-Fans den Spaß am Monster verderben will. Diesmal ist es der britische Historiker Gareth Williams, der eine Studie zu den "Geheimnissen von Loch Ness" geschrieben hat.

Williams ist bei seinen Forschungen auf einen Brief aus dem Jahr 1980 gestoßen, in dem der damals 82-jährige Romanautor Digby George Gerahty sich zur "Erfindung" Nessies bekannte. Ein halbes Jahrhundert zuvor, schrieb Gerahty, sei er in London als Werbeagent tätig gewesen. Hoteliers aus den Highlands, aus der Gegend nördlich von Inverness, hätten ihn 1930 beauftragt, dem darnieder liegenden Tourismus neuen Aufschwung zu verschaffen. 150 Pfund hätten sie ihm für eine zündende Idee geboten. Bei jenem Treffen habe "das Loch-Ness-Monster" Gestalt angenommen, das der Region heute 30 Millionen Pfund im Jahr einbringt, obwohl es unsichtbar bleibt.

In der Tat hatte Gerahty schon 1950 in einem unter Pseudonym veröffentlichten, halb autobiografischen Buch die Szene geschildert, in der "ein genialer Werbemensch" in einer Kneipe nahe Trafalgar Square im Gespräch mit schottischen Hotelbesitzern diesen Plan austüftelt. Die Idee mit dem Monster übrigens, fügte er hinzu, habe ihm ein anderer Kunde, ein kanadischer Grundstücksmakler, geliefert, der etwas Ähnliches im Okanagan-Tal in Britisch-Kolumbien erfolgreich praktizierte. Der Mann hatte das Seemonster "Ogopogo" erfunden und so das Okanagan-Tal in seiner Heimat zum Tagesgespräch gemacht.

So wurde in einem Pub in London "bei ein paar Pints Bier das Loch-Ness-Monster neu zum Leben erweckt". Der Heilige Columban hatte das Ungeheuer ja erstmals im Jahr 565 geortet. In späteren Jahrhunderten hatte man von Nessie allerdings nicht mehr viel gehört. "Alles, was wir zu tun hatten, war, dafür zu sorgen, dass das Monster wieder sichtbar wurde", sagte Gerahty. Und Wunder über Wunder: Von 1930 an tauchte Nessie aus ihren prähistorischen Tiefen wieder im öffentlichen Bewusstsein der Insel auf. 1933 begann das Lokalblatt "The Inverness Courier" in kurzer Folge spektakuläre Augenzeugenberichte zu drucken und Tausende Neugieriger anzulocken. All die Aufregung hatte, so lässt sich heute mit einiger Wahrscheinlichkeit vermuten, Digby George Gerahty mit Hilfe eines guten Bekannten beim "Courier" ausgelöst.

Davon will heute in Dromnadrochit natürlich niemand etwas wissen. Mögen Historiker und Naturwissenschaftler immer neue Erklärungen zutage fördern: Der Reiz Nessies besteht ja im Verborgenen, im Urtümlich-Mysteriösen. So leicht ist eine gute Legende nicht zu zerstören. Bloß wegen eines Pub-Abends vor 85 Jahren reißt der Verkauf von fröhlichen Nessie-Stofftieren noch lange nicht ab.

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