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Von Rempeleien, Beleidigungen und abschätzigen Blicken

Eine Schülerin fährt nachmittags mit dem Zug nach Freiburg und hat in der Innenstadt unangenehme und angstmachende Begegnungen mit männlichen Jugendlichen.  

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Stop heißt stop!  | Foto: -
Stop heißt stop! Foto: -
Bisher war es ein ganz normaler Tag in einer ganz normalen Woche. Doch als ich aus dem Zug am Freiburger Hauptbahnhof aussteige, fallen mir auf einmal viele Jugendliche auf. Ich schätze sie auf ein Alter zwischen 14 und 17 Jahre ein. Sie sehen beängstigend aus: Mit Zigarette im Mund, Baseballcap auf dem Kopf und einer Tasche, die sie um den Bauch geschnallt haben.

Ich betrete einen Modeladen, in dem ich mehrfach von links und rechts angerempelt werde. Wieder sind es Jugendliche im Alter zwischen 14 und 17 Jahren. Ich fühle mich irgendwie unwohl. Die häufigste Straftat, die männliche Jugendliche in diesem Alter begehen, sind Gewalttaten, wie zum Beispiel Vandalismus und Körperverletzung. Das geht aus einer Untersuchung hervor, die auf der Website der Bundeszentrale für Politische Bildung online steht. Weltweit sind statistisch gesehen die meisten Gewalttäter junge Männer zwischen 15 und 24 Jahren.

Ich laufe über die Straße und höre überall Menschen reden. Es ist total unruhig und beinahe unmöglich, sich in einer normalen Lautstärke zu unterhalten. Was ist denn nur los? Oder bin ich heute einfach besonders sensibel? Trotz der Lautstärke höre ich hinter mir eine leise männliche Stimme eines jungen Mannes, den ich auf rund 18 Jahre schätze. Er sagt: "Hey, na, Hübsche?" Ich drehe mich um und bemerke, dass ich gemeint bin. Mit einem abschätzigen Blick schaut er mich an und versucht ein Gespräch mit mir anzufangen. Ich ignoriere ihn und gehe ganz normal weiter entlang der Straßenbahnlinie. Mein Verfolger aber hört nicht auf. Er folgt mir und ruft mir ständig irgendwelche Wörter hinterher, die schon fast beleidigend sind. In mir steigt leichte Panik auf.

Schnell gehe ich in den nächsten Laden, an dem ich vorbeilaufe, ein Schmuckladen. Der Mann folgt mir nicht. Endlich ist er weg, und ich kann wieder beruhigt durchatmen. Ich habe mir schon viele Szenen durch den Kopf gehen lassen, was passiert wäre, wenn ich nicht in den Schmuckladen, sondern in eine einsame Gasse gegangen wäre. Vor meinem inneren Auge spielen sich unschöne Szenen ab. Gedanken von sexueller Nötigung und sogar von Vergewaltigung steigen in mir hoch.

Viele Frauen gerade im jungen Alter zwischen 12 und 18 Jahren haben große Angst, einmal sexuell belästigt zu werden. Sexuelle Nötigung erfahren selbstverständlich auch ältere Frauen. Betroffene Personen leiden noch meist Jahre nach der Tat. Viele tragen psychische Schäden davon, wie beispielsweise Depressionen. Eine Umfrage des Instituts Yougov im Auftrag der Deutschen Presseagentur hat ergeben, dass in Deutschland fast die Hälfte der Frauen bereits sexuelle Belästigung erfahren hat. 43 Prozent der befragten Frauen gaben an, schon einmal sexuell bedrängt oder belästigt worden zu sein. Bei den Männern waren es nur zwölf Prozent. Den Umfrageergebnissen zufolge hat mehr als jeder sechste Mann in Deutschland schon einmal jemanden sexuell bedrängt. Immerhin sagten 18 Prozent der befragten Männer aus, sich schon einmal so verhalten zu haben, dass sein Verhalten als "unangemessen oder sexuell bedrängend" wahrgenommen wurde.

Nach meinen Erlebnissen in Freiburgs Innenstadt steige ich wieder in den Zug am Hauptbahnhof ein und muss mir diese erschreckenden Prozentzahlen erst einmal genauer durch den Kopf gehen lassen. Es gibt unterschiedliche Arten, sich vor sexuellen Übergriffen oder sogar einer Vergewaltigung zu schützen. Die meist verbreitetste Art ist die Selbstverteidigung. Ich beschließe für mich, mir vielleicht mal so einen Kurs genauer anzusehen.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 27. April 2018: PDF-Version herunterladen

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