Vom Klassenzimmer auf den Rasen
Frederick Polzer besucht die Fußballschule des SC Freiburg und managt ein Leben zwischen Schule und Leistungssport.
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Frederick Polzer spielt in der U17-Bundesligamannschaft des SC Freiburg. Parallel besucht der 17-Jährige das Gymnasium. Sein Ziel: 2015 das Abi zu machen. Hier schreibt er darüber, wie der Spagat zwischen Fußball und Schule gelingt:
Aber wer denkt schon noch an den Stress unter der Woche, wenn er am Wochenende gerade begraben von Mitspielern ein Tor bejubelt? Der Spaß am Fußball wird immer größer sein als alles andere, ich glaube da kann ich auch stellvertretend für meine Kollegen sprechen.
Wir trainieren viermal die Woche im Mannschaftstraining, zusätzlich meist zwei Extraeinheiten Technik- beziehungsweise Krafttraining, und natürlich als Krönung das Spiel am Wochenende. Es gibt sogar Sonderfälle wie neulich. Wir haben uns am Samstag um 12.30 Uhr getroffen und ein kurzes Abschlusstraining gemacht, bevor wir mit dem Bus nach Fürth gefahren sind.
Dienstag ist Fahrschule
Somit ist man das ganze Wochenende unterwegs. Ein normaler Trainingstag läuft meistens relativ gleich ab. Der Tag beginnt in der Schule. Da ich G8 mache, könnte ich manchmal schon nach der Schule sagen: Abpfiff! Von der Schule geht es entweder noch mal kurz nach Hause, oder ich mache mich direkt auf den Weg ins Training. Um 7 Uhr verlasse ich das Haus und komme an manchen Tagen erst um 20 Uhr wieder nach Hause. Stress für die einen, arbeiten am Lebenstraum für die anderen. Zusätzlich zur Schule und Fußball kommen natürlich auch noch andere Sachen, die Jugendliche nun mal machen müssen. An meinem trainingsfreien Dienstag besuche ich beispielsweise jetzt nach dem Unterricht die Fahrschule.
Bei diesem Pensum kann der Verdacht aufkommen, dass die Schule gezwungenermaßen in den Hintergrund rückt. Jeder, der in einem Leistungszentrum Fußball spielt, sollte rational und realistisch genug denken: Nur die Allerwenigsten schaffen es, später mal als Fußballstar mit Ende Dreißig ausgesorgt zu haben und von da an jedes Wochenende in einer anderen Sportsendung als Experte eingeladen zu sein. Speziell in diesem Punkt haben wir beim SC großes Glück, da der gesamte Verein ehrlich mit dem Thema umgeht und die Schule sogar über den Fußball stellt. Der SC Freiburg denkt nicht nur daran, möglichst einen Spieler aus einem Jahrgang zu den Profis zu bringen, sondern er denkt an alle.
Ich bin derzeit in meiner sechsten Saison beim SC, und eines habe ich bisher gelernt: Es wird nicht jeder Fußballprofi, aber es ist genauso viel wert, wenn man später einen anderen Weg nimmt und glücklich wird. Ich werde 2015 hoffentlich mein Abitur schaffen und mir so alle Chancen offen halten können.
Der SC unterstützt uns dabei. Pädagogen sind jederzeit ansprechbar und helfen gerne beim Lernen oder bei den Hausaufgaben. Auch alle Trainer zeigen sich beim Thema Schule sehr kooperativ. Als Faustregel gilt: Wer sich im Unterricht daneben benimmt oder außerordentlich abfällt, der darf vielleicht sogar einmal weniger die Woche ins Training. Und einem Fußballbegeisterten das Training wegzunehmen, das zieht definitiv.
Jeder, der bei uns im Verein die Chance bekommt, sich Wochenende für Wochenende mit den besten deutschen Mannschaften zu messen, weiß, dass wir gegenüber vielen anderen fußballfanatischen Jungen das Glück und das Privileg haben, beim SC zu spielen. Vielleicht, ja, ganz vielleicht schaffe sogar ich es eines Tages zu einer WM. Und wenn es ein anderer von uns schafft, dann sitze ich vielleicht in meiner Redaktion, verfasse einen Artikel darüber und bin glücklich.
Dieser Text entstand während eines BOGY-Praktikums bei der Badischen Zeitung.
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