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Zischup-Interview zur Lebenssituation in Nicaragua

"Viele Menschen leben von weniger als einem Dollar pro Tag"

Werner Siebler aus Freiburg war schon oft in Nicaragua, um dort die Menschen mit Spenden zu unterstützen. Zischup-Reporterin Maren Siebler sprach mit ihm über die Missstände in dem lateinamerikanischen Land.  

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Schulklasse in Nicaragua  | Foto: privat
Schulklasse in Nicaragua Foto: privat
Zischup: Was bewegte Sie dazu, nach Nicaragua zu gehen?
Werner Siebler: In erster Linie hat mich dazu bewogen, dass sich das Land in den 80er Jahren von einer langen Diktatur befreite. Nicaragua bekam dann viel Unterstützung von anderen Ländern unter anderem auch aus Deutschland. Ein Freund von mir war dort im Einsatz um eine Wasserleitung zu bauen und wurde umgebracht. Zum einen gehe ich nach Nicaragua, weil mich dieses Land grundsätzlich interessiert und zum anderen in Erinnerung an meinen Freund.

Zischup: Was machen Sie dort genau?
Siebler: Ich versuche Kontakte zur Freiburger Partnerstadt Wiwili im Norden von Nicaragua zu erhalten und auch neue Kontakte zu knüpfen. Ich sammle dort Informationen und versuche sie hier zu verbreiten, damit es weiterhin solidarische Unterstützung für die Menschen dort gibt.

Zischup: Wie ist das Leben in Nicaragua?
Siebler: Nicaragua ist das zweitärmste Land Lateinamerikas und dementsprechend ist die Lage dort. In den letzten zehn Jahren hat sich dort einiges verbessert durch die Unterstützung und auch durch Veränderungen vom Land selbst. Insgesamt ist das Land trotzdem von einer sehr hohen Armut geprägt. Viele Menschen sind arbeitslos. Die Menschen, die Arbeit gefunden haben, bekommen nur einen sehr niedrigen Lohn. Es gibt keine staatliche Unterstützung, also wenn man arbeitslos ist, bekommt man kein Geld und deswegen leben sehr viele Menschen unter der Armutsgrenze. Das bedeutet, sie haben weniger als einen Dollar pro Tag und pro Person einer Familie zur Verfügung.

Zischup: Wie ist das Schulsystem gegliedert?
Siebler: Da gibt es die Grundschule, die Primaria, dann kommt die erweiterte Schule, die Secundaria, und danach kommt eine Art Oberschule in der man dann Hochschulreife machen und studieren kann. Ein großer Teil der Kinder geht in die Grundschule, einige gehen noch in die weiterführende Schule aber nur wenige machen weiter. Viele Kinder machen nur die Grundschule, weil sie dann in der Landwirtschaft arbeiten.

Zischup: Was sind die Unterschiede im Vergleich zu unseren Schulen?
Siebler: Da gibt es sehr viele. Es fängt schon bei der Bauweise der Schulen an. Da es in Nicaragua immer sehr warm ist, sind die Schulen so gebaut, dass es keine Fenster gibt sondern eine Mauer die bis zu einer bestimmten Höhe geht und dann irgendwann das Dach kommt. In die meisten Schulen kann man von außen einfach so hineinlaufen und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ganz oft ist es so, wenn wir dort die Schule besucht haben, dass auch Hunde, Schweine und Hühner durch den Klassenraum spaziert sind. Außerdem mangelt es auch an der Ausstattung der Schulen. Oft haben die Kinder nicht mal eigene Schulhefte und Schulbücher oder es fehlt an Schreibzeug. Solche Sachen spenden wir, damit wir den Kindern das Lernen erleichtern können. Interessant ist auch, dass es in jeder Schule ein warmes Mittagessen gibt, welches sehr wichtig ist, da es für viele Kinder die einzige warme Mahlzeit am Tag ist.

Zischup: Wie läuft dort ein Schultag ab?
Siebler: Der Schultag läuft ähnlich wie bei uns ab. Allerdings besteht das Problem, dass viele Kinder vom Land kommen und da die Busse sehr selten fahren, müssen sie oft erst zwei Stunden zur Schule laufen. Die Schule geht bis mittags, dann gibt es Essen und dann wird nochmal ein paar Stunden unterrichtet bis die Schülerinnen und Schüler wieder nach Hause gehen. Die Kinder haben fast das ganze Jahr über Schule außer in der Trockenzeit, die von Dezember bis Februar geht.

Zischup: Was würden Sie an den Schulen dort verändern?
Siebler: Zum einen bräuchte man eine bessere Ausstattung mit entsprechenden Lehrern, die eine gute Ausbildung bekommen haben und besseres Schulmaterial für alle Kinder und natürlich wäre es wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler eine Möglichkeit haben, schneller zur Schule zu kommen.

Ressort: Schülertexte

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