Bewerbermarkt

Viele Lehrstellen in Südbaden bleiben unbesetzt – vor allem im Handwerk

Südbadische Jugendliche haben gute Aussichten, einen Ausbildungsplatz zu finden, während Unternehmen händeringend nach Bewerbern suchen. Das vierte Jahr in Folge vermelden die Arbeitsagenturen mehr ausgeschriebene Stellen als Bewerber.  

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Ein Ausbilder prüft mit einem Azubi einen Flanschkrümmer beim Pumpenhersteller KSB AG in Halle (Archivbild). Foto: dpa
Viele Betriebe würden angesichts des Fachkräftemangels wieder selber ausbilden, sagte der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südlicher Oberrhein, Steffen Auer, bei der jährlichen Ausbildungspressekonferenz – teilweise sogar über ihren Bedarf hinaus. Starken Zuwachs gibt es in den gewerblich-technischen Berufen.

Dieser Bewerbermarkt sei auch eine "Chance für schwächere Bewerber", sagte Christian Ramm von der Agentur für Arbeit Freiburg. Denn die Schere zwischen gemeldeten Stellen und Bewerbern geht weiter auseinander. Trotzdem gibt es zugleich weiter unversorgte Jugendliche, weil manche Branchen gefragter sind als andere. "Wir haben offene Stellen, wo die Bewerber nicht hinwollen, und Bewerber da, wo es keine Stellen gibt", so das Fazit Andreas Finkes von der Arbeitsagentur Lörrach.

"Die Kammern bringen viel Zeit auf, in Gymnasien zu gehen und zu zeigen, dass nicht jeder Abiturient studieren muss." Johannes Ullrich
Das Handwerk kämpft am meisten mit dieser Entwicklung. Nach einem kleinen Anstieg 2017 sinkt die Zahl neuer Lehrverträge bei der Handwerkskammer Freiburg wieder. "Trotz unserer Anstrengungen haben wir Probleme, unsere Attraktivität zu zeigen", sagte Präsident Johannes Ullrich. Diesem Trend soll jetzt begegnet werden – mit Hilfe einer neuen Stelle, die 2019 besetzt und vom Bund gefördert werden soll. Diese Person soll Jugendliche passgenau vermitteln. Gleichzeitig werden Auszubildende pädagogisch betreut, um die hohe Zahl abgebrochener Berufsausbildungen zu senken.

Anteil von Flüchtlingen unter den Auszubildenden wächst

Erfreut zeigte sich Ullrich hingegen über die langsam steigende Zahl von Abiturienten, die eine Ausbildung dem Studium vorziehen. Schließlich gebe es "anspruchsvolle Berufe, die eine große Vorbildung verlangen und sich stark gewandelt haben". Als Beispiele nannte er Elektro- oder Gebäudetechniker. Auer erklärte dazu: "Die Kammern bringen viel Zeit auf, in Gymnasien zu gehen und zu zeigen, dass nicht jeder Abiturient studieren muss."

Auch der Anteil von Flüchtlingen unter den Auszubildenden wächst in Baden-Württemberg. Ihr Deutschniveau reicht inzwischen aus. Laut der Agentur für Arbeit in Freiburg hat jeder siebte Bewerber einen Fluchthintergrund. "Die Integration von Flüchtlingen gelingt immer häufiger, die Motivation der Betriebe ist ungebrochen hoch", sagt Auer.
Kommentar: Die Schere gibt es auch in den Köpfen – zwischen dem, was der Einzelne werden möchte, und dem, was von einem erwartet wird. Dass jedes dritte Studium abgebrochen wird, zeigt: Nicht immer passen Neigungen, Eignungen und Lebensentwürfe mit dem Studium zusammen.

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