Corona und Humor
Video: Wir haben die Klopapier-Hymne einer 89-jährigen BZ-Leserin vertont
Leni Hauger ist 89 Jahre alt. Zur Aufmunterung in der Corona-Krise hat die BZ-Leserin aus dem Elztal eine Klopapierhymne geschrieben. Wir haben den Song eingespielt. Hier ist das Video.
Mi, 1. Apr 2020, 17:03 Uhr
Waldkirch
Thema: Coronavirus Kreis Emmendingen
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Die erste Strophe lautet "O Klopapier, o Klopapier, wie weich sind deine Blätter! In meiner ganzen Erdenzeit hat kein Papier mich so erfreut. O Klopapier, o Klopapier, du bist mein Lebensretter." Das ist natürlich nicht ganz ernst gemeint, denn Leni Hauger, selbst 89 Jahre alt, weiß sehr wohl, wer in diesen Zeiten die echten Lebensretter sind und wundert sich über sich seltsam gebarende Zeitgenossen.
Sie selber, aufgewachsen im Bergischen Land, hat noch den Zweiten Weltkrieg erlebt und ist heute froh, dass sie die Corona-Krise wenigstens in einem Land erlebt, wo die Bevölkerung überwiegend gut versorgt ist, keine Bomben fallen, das Wasser aus der Leitung fließt und nicht Hunger und Not herrschen. "Dafür sollten wir dankbar sein" und reflektieren, was wirklich wichtig ist.
Erlebt hat Leni Hauger viel und auf Wunsch ihrer vier Kinder ein Buch mit dem Titel "Mein kleines Leben" geschrieben. "Das sind dann 380 Seiten geworden", lacht sie. Getippt hat sie die Erinnerungen noch auf einer IBM-Maschine, aber inzwischen hat sie den Einstieg am PC geschafft. "Das geht ja ganz leicht."
Das Schreiben habe ihr schon immer gelegen. Viele BZ-Leser kennen Leni Hauger aus Leserbriefen. Aber sie hat auch "mappenweise Gedichte" geschrieben und sie veröffentlicht regelmäßig im "Album der Erinnerungen" im Liboriusblatt, einer Wochenschrift für die katholische Familie. Aus ihrer Zeit im Rheinland hat sie zudem eine gehörige Portion Humor mit nach Südbaden gebracht, wo sie teils in Nachbarschaft zu ihrer Tochter in Waldkirch-Buchholz und teils bei ihrem Mann in Freiburg-Landwasser lebt.
Es klingt fast unglaubwürdig, aber tatsächlich ist sie bei der diesjährigen Seniorenfastnacht in Buchholz als Klofrau Klothilde aufgetreten. Aus den Papprollen von Klopapier hatte sie sich einen Strahlenkranz gemacht, den sie in ihrem Sketch selber als Corona bezeichnete, "ohne zu wissen, was da auf uns zu kommt". Damals, zur Fastnacht, war das Virus erst in China aufgetreten und schien noch weit weg zu sein. Aufgrund ihrer humorvollen Art werde sie auch beim Seniorenwerk Landwasser als "Freudenmädchen" im Sinne von Spaß und guter Laune betrachtet. "Ich habe Freude daran, wenn ich anderen Freude bringen kann."
Kraft für sich und ihre Familie bezieht sie nicht zuletzt aus dem christlichen Glauben. Es ist ihr wichtig, regelmäßig in der Kirche als Lektorin zu helfen. Allerdings ist jetzt erstmal Abstand angesagt: Die Gottesdienste fallen aus. Auch Töchter, Sohn und Enkel dürfen ihr nur übers Telefon nahe kommen: "Die arbeiten ja alle im sozialen Bereich, in der Uniklinik, als Zahntechnikerin, als Heilpraktikerin und als Rettungsingenieur." Nüchtern stellt sie im Brief an die BZ zudem fest, sie müsse auf sich achtgeben, "weil ich irgendwann betroffen sein kann und nicht beatmet werde, weil ich zu alt bin und es sich nicht mehr lohnt. Darum bleibe ich daheim und lasse mir kurioses Zeug wir das beigelegte einfallen".
Das Beigelegte ist die Klopapierhymne mit zehn Strophen. Zum Schluss heißt es "O Klopapier, o Klopapier, Ich denke voll Entzücken: Solang’s noch Holz gibt vor der Tür, solange gibt’s auch noch Klopapier. O Klopapier, o Klopapier, dann wirst du uns erdrücken!"
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