Zischup-Interview mit Ärztin Carolin Ennker
"Verbrennungen sind keine unvermeidbaren Schicksalsschläge"
Jan Ennker, Schüler der Klasse 8a des Max-Planck-Gymnasiums Lahr, wollte von der Ärztin Ina Carolin Ennker alles über Verbrennungen wissen. Ina Carolin Ennker arbeitet in der Klinik für Plastische-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover.
Jan Ennker, Klasse 8a, Max-Planck-Gymnasiums & Lahr
Mo, 9. Mär 2015, 9:47 Uhr
Schülertexte
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Zischup: Welche Verbrennungsstufen gibt es?
Ennker: Ganz allgemein gibt es oberflächliche und tiefe Verbrennungen. Es beginnt mit Grad I, einer Rötung, gefolgt von Grad II a und b, einer Blasenbildung mit feuchtem, beziehungsweise trockenem Wundgrund. Anschließend kommt Grad III, gekennzeichnet durch weiße Haut, beziehungsweise Unterhaut mit verödeten Gefäßen. Der schwerwiegendste Grad ist Grad IV, eine Verkohlung des Gewebes.
Zischup: Ist es wichtig wie viel verbrannt ist? Wie bestimmt man das?
Ennker: Es gibt da eine Faustregel, die sogenannte Neunerregel. Der Körper wird in Regionen eingeteilt und diese sind der jeweilige prozentuale Teil der gesamten Körperoberfläche. Der Kopf macht neun Prozent, ein Arm jeweils neun Prozent, die Brust und der Bauch jeweils neun Prozent, der Rücken 18 Prozent, die Beine ebenfalls achtzehn Prozent und der Genitalbereich macht einen Prozent der Gesamtoberfläche aus. Zum Abschätzen kann man die Handfläche benutzen, diese entspricht in etwa einem Prozent. Vereinfacht sagt man, dass ein Überleben nicht mehr möglich ist, wenn das Lebensalter addiert mit der Prozentzahl verbrannter Körperoberfläche eine Zahl über 100 ergibt.
Zischup: Wo sollten Brandverletzte Hilfe aufsuchen?
Ennker: Einen starken Sonnenbrand, das entspricht einer Grad I-Verbrennung, kann der Hausarzt behandeln. Ausgedehntere Verletzungen gehören in ein Verbrennungszentrum. Dazu gehören Verbrennungen des Grades II, bei denen mehr als 20 Prozent der Körperoberfläche betroffen sind, Grad III bei mehr als zehn Prozent und Fälle, in denen Hände, Füße oder Genitalbereich betroffen sind. Hierzu gehören auch ausgedehnte Rauchvergiftungen oder Stromunfälle.
Zischup: Wo finde ich solche Zentren und wie viele gibt es von ihnen?
Ennker: Es gibt 38 Zentren mit 123 Betten für Erwachsene und 16 Zentren mit 44 Betten für Kinder. In Baden-Württemberg gibt es zum Beispiel neun Betten.
Zischup: Wie werden Verbrannte behandelt?
Ennker: Verbrennungsgrad I und II a werden mit Schmerzmitteln und speziellen Wundauflagen behandelt. Ab Grad II b muss eine Operation durchgeführt werden. Die betroffene Haut wird abgetragen. Dann wird von einer gesunden Körperstelle Haut entnommen und auf die abgetragene Stelle transplantiert. Steht nicht genügend Haut zur Verfügung können Zellen im Labor gezüchtet werden und auf das betroffene Areal aufgebracht werden. Im schlimmsten Fall, einer Verbrennung vierten Grades, muss eine Extremität auch schon einmal amputiert werden. Schwerstbrandverletzte brauchen viel Flüssigkeit. Wie viel wird mit einer speziellen Formel berechnet.
Zischup: Kann an derselben Stelle mehrfach Haut entnommen werden?
Ennker: Eine erneute Entnahme ist nach sieben bis 14 Tagen möglich. Brandwunden bilden starke Narbenstränge, die zu Bewegungseinschränkungen führen können. Daher sind zeitnahe Operationen für gute Ergebnisse wichtig.
Zischup: Wie lassen sich Verbrennungen dieser Art verhindern?
Ennker: Thermische Verletzungen sind vermeidbar und keine unvermeidbaren Schicksalsschläge. Die typischen Gefahrensituationen sollten bekannt sein: Grillunfälle, Unfälle beim Kochen, Zündeln mit unbekannten Flüssigkeiten, Rauchen im Bett, unbeaufsichtigte Kerzen, Kontakt mit Stromleitungen und so weiter.
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