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UNTERM STRICH: Wie einst für DDR-Bürger

Schwarzwald-Orte werben mit Begrüßungsgeld um Studenten / Von Jonas Hirt.  

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Der Schwarzwald ist bekannt für seine Innovationskraft – vor allem bei der Werbung. Einige mögen sich an die umstrittene, sich räkelnde Frau mit leicht gespreizten Beinen erinnern. Ein zweideutiger Spruch prangte mit der Frau auf einer Parkhauswand in Triberg. "Steile Berge, feuchte Täler", sorgte für Aufregung. Damals ging es um Werbung für den Tourismus. Doch die Schwarzwälder wissen auch, wie sie Studenten ködern können – mit Geld. Clever, denn Gemeinden erhalten auch mehr staatliche Zuweisungen, wenn mehr Menschen im Ort leben.

Nicht weit entfernt von Triberg liegt Furtwangen. Wer an der dortigen Hochschule studiert und seinen Erstwohnsitz in die Stadt verlegt, kann 200 Euro als Willkommensgeschenk beantragen. Erfunden haben sie’s freilich nicht, die Schwarzwälder, das Begrüßungsgeld. Das gab es bereits von 1970 an in der Bundesrepublik für jeden einreisenden DDR-Bürger – egal, wohin er zog.

Studenten haben nicht so viele Möglichkeiten. Jedoch können sie ihren Wohnsitz in zwei Furtwanger Nachbargemeinden verlegen. Auch in Schönwald und in Gütenbach bekommen sie Begrüßungsgeld, in Gütenbach gar 500 Euro auf einen Schlag. Das haben 2018 nach Auskunft des Rathauses bisher sechs junge Menschen erhalten und im Vorjahr zwölf. Ein Ansturm auf die Schwarzwalddörfer bleibt also aus. Auch Schönwald platzt wegen der Finanzspritze nicht aus allen Nähten. Ungefähr 20 Menschen nehmen sie in Anspruch, heißt es vom Bürgermeister. Hier erhalten Studenten 100 Euro pro Jahr während der Regelstudienzeit.

Woran liegt es also, will doch keiner in den Schwarzwald ziehen? Tote Hose, nix los? Die Gütenbacher Bürgermeisterin Lisa Wolber hat eine andere Erklärung: Auch im Schwarzwald gebe es immer weniger freie Wohnungen. Soll ja auch Leute geben, die nicht wegen des Studiums in den Schwarzwald ziehen: schöne Landschaft, die Ruhe, der Schnee. Wer aus Schönwald nach Freiburg gezogen ist, so wie der Autor, weiß das.

Ressort: Kolumnen

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 07. November 2018: PDF-Version herunterladen

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