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UNTERM STRICH: Ich bin Prosecco

Die Italiener verstehen beim Essen keinen Spaß mehr / Von Julius Müller-Meiningen.  

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Die Welt ist voller Möchtegern-Italiener. Wenn Begriffe wie Mozzarella, Parmigiano, Pizza oder Prosecco erklingen, läuft nicht wenigen Erdenbürgern außerhalb Italiens das Wasser im Mund zusammen. Italien kommt kulinarisch dem Schlaraffenland ziemlich nahe. Eine Tatsache, die natürlich auch wirtschaftliche Folgen hat. Man kann Geschäfte machen mit italienisch klingenden Produkten, an denen abgesehen vom Namen nichts Italienisches dran sein muss. 60 Milliarden Euro Umsatz soll die sogenannte Lebensmittel-Piraterie in der gesamten Welt mit italienischen Fake-Produkten machen. Das hat der Landwirtschaftsverband Coldiretti berechnet.

Man könnte sich angesichts dieser Nachahmungsfreude geschmeichelt fühlen. Das ist bei Coldiretti und den italienischen Produzenten allerdings nicht der Fall. Sie kämpfen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln für einen korrekten Umgang mit ihren unter Markenschutz stehenden Lebensmittelprodukten.

So kam es nun auch, dass in einem Supermarkt der Region Venetien 250 Chips-Packungen der Marke Pringles konfisziert wurden. Der Hersteller hatte den Chips nicht nur das Aroma der Früchte des Peruanischen Pfefferbaums, sondern auch Prosecco-Geschmack beigemischt. Über Reaktionen aus Peru ist nichts bekannt. Die Italiener aber schickten ihre Spezialeinheiten zur Beschlagnahme des Raubprodukts los, dem eine unbekannte Substanz namens Prosecco-Pulver beigemischt worden war. Der Regionspräsident des Veneto, Luca Zaia, wetterte, man könne nicht weiter tolerieren, dass geschützte Begriffe wie "Prosecco" ohne Genehmigung verwendet würden. Landwirtschaftsministerin Teresa Bellanova verwahrte sich gar gegen den "Diebstahl der Identität".

Was diese Feststellung über den Zustand der italienischen Seele erahnen lässt, darauf gehen wir hier nicht weiter ein. Festzustellen bleibt aber: Eine Tüte normaler Chips und ein Glas Prosecco wären gewiss schmackhafter gewesen.

Ressort: Kolumnen

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 18. November 2019: PDF-Version herunterladen

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