UNTERM STRICH: Es geht eine Wolke auf Reisen
Warum Dialekt heute auch gesundheitspolitisch eine Rolle spielt / Von Stefan Hupka.
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Je gutturaler man spricht, desto mehr Corona kommt aus der Kehle, sagte Beda Stadler der Aargauer Zeitung. Der 69-Jährige aus dem Wallis ist Immunologe an der Universität Bern. Kehllaute, sagt er, mobilisieren viele Tröpfchen, die können das Gegenüber infizieren, wenn es nicht in Deckung geht. Und an Kehllauten hat das Schweizerische einige, vom Fränkchli bis zum Chuchichäschtli. Jedesmal, wenn sich dann das Zäpfchen hinten im Rachen mit der Zunge zu einem ch trifft, geht vorn eine Virenwolke auf Reisen.
Ist das die Rach(!)e der kleinen Schweiz an der großen weiten Welt? Moment. Erstens gibt das die Statistik gar nicht her. Wir sagen nur China, China, China. Oder Italien. Auch dürfte es dann in Berlin gar keine Infizierten geben, wo man "Wat weeß ick, wo dat herkommt" noch mit zusammengebissenen Zähnen herausbringt. Und schließlich haben auch andere Ethnien ihre Kehllaute, wir hier in Südbaden, aber auch die Bayern.
Deren Bund Bairische Sprache hat in Reaktion auf Stadler das getan, was er gern tun: mit dem Finger nach Norden zeigen, nach Hannover, wo man angeblich sauberstes Hochdeutsch spricht. Er zitiert einen gewissen Gerhard Schröder mit dem Satz: "Das war kein feiner Zuch der Opposition und ein schlechter Tach für die Demokratie, sach ich ma ..." Und in der Tat, der Mann war auf seine Art damals, vor zwanzig Jahren, so ansteckend, dass es immerhin für zwei Bundestagswahlen gereicht hat.
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