UNTERM STRICH: Du hast nur ein Leben
Warum es richtig ist, kein Jugendwort des Jahres mehr zu küren / Von Peter Disch.
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Erfunden hat das Jugendwort 2008 der Langenscheidt Verlag, um für sein Lexikon "100 Prozent Jugendsprache" zu werben. Im Frühjahr schluckte Pons den Konkurrenten. "Der Deal kam für das Produkt zu einem ungünstigen Zeitpunkt", sagt Schmidt. Der Zustand des Lexikons "war nicht so, dass wir das Produkt in diesem Jahr in einem vernünftigen Zustand zu Ende führen konnten". Die nüchterne kaufmännische Konsequenz: keine Neuausgabe, also auch kein Wettbewerb.
Neben der Verlagspolitik gibt es noch einen menschlichen Grund für die Entscheidung, ganz im Sinne des Jugendworts von 2012. Yolo – du hast nur ein Leben. Das aber ist zu kurz, um sich einen Kopf zu machen und dafür nur Häme und Spott zu kassieren. Denn die Zweifel, ob das Jugendwort tatsächlich zum Sprachgebrauch auf Schulhöfen, in der Uni-Mensa oder in Whatsapp-Gruppen gehört, sind so alt wie das Prädikat selbst.
Dabei waren nicht alle Entscheidungen schlecht. "Läuft bei Dir" ist bis heute weit verbreitet, da lagen die Ehrenmänner und -frauen in der Jury richtig. In anderen Fällen weht einen dagegen der Spirit an, dass sie ein bisschen zu hart gepullt haben. Smombie, ein Mischwort aus Zombie und Smartphone für Mobiltelefonsüchtige – Digger, so spricht kein Mensch.
Die verkündete Pause, die auch das Ende des Jugendworts bedeuten könnte, ist schon richtig so. Bei Modewörtern ist es wie mit allen Trends, die die Jungen erfinden. Sie gehören ihnen allein. Werden die Alten aufmerksam, ist ihr Haltbarkeitsdatum abgelaufen. Erwachsene, die sie sich trotzdem aneignen, ernten höchstens ein mitleidiges "Chill doch mal dein Leben." Aber wenn schnell fünf Euro her müssen, weil ein Döner gegrabbt werden soll, wird erwartet, dass klar ist, worum es geht. Wenn der Hunger nagt, stürzen sogar Sprachbarrieren ein. Word!
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