UNTERM STRICH: Augen für die Gesichtslosen
Wie ein russischer Museumswärter in Teufels Küche kam / Von Frank Zimmermann.
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Aleksandr Vasiliev ist nicht der Einzige, der nichtsahnend Schaden in einem Museum anrichtete. Legendär ist jene Putzfrau, die Joseph Beuys’ Fettecke in der Düsseldorfer Kunstakademie sorgsam entfernte. Im Dortmunder Museum Ostwall schrubbte eine Reinigungskraft so lange an einem Gummitrog, bis er blitzeblank war – nicht wissend, dass eben jene Patina wichtiger Bestandteil des berühmten Werks von Martin Kippenberger war. Im Freiburger Museum für Neue Kunst rückten einst Handwerker Chiharu Shiotas unverrückbares Wollfäden-Kunstwerk "Waiting" zusammen. Die japanische Künstlerin reiste an, um die Installation zu retten. Im Fall von Cecilia Giménez ging das nicht, die ältere Dame hatte in der Wallfahrtskirche Santuario de Misericordia im spanischen Borja zum Pinsel gegriffen, weil sie so betrübt über den zunehmenden Verfall eines Jesus-Freskos war. Sie hatte es gut gemeint, aber das Gesicht des Gottessohnes glich hinterher eher dem eines Affen. Das Werk war zerstört, doch das Volk pilgerte nun statt zu "Ecce homo" in Scharen zu "Ecce Monchichi". Der von Aleksandr Vasiliev angerichtete Schaden soll zum Glück zu beheben sein, hatte er doch beim Malen nicht stark auf den Kugelschreiber gedrückt.
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