UNTERM STRICH: Auf dem Mond gibt es Hasen
Chinas Raumfahrt führt uns zu sehr menschlichen Phänomenen / Von Ronny Gert Bürckholdt.
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Anfang November noch hatte Hoffnung auf einen Erstkontakt bestanden, als Peking ein Foto veröffentlichte, das der Jadehase geschossen hatte, und das so aussah wie diese alten Dias von Verwandten, die einst die Mongolei bereist hatten: Ist das ein Hirsch oder Opa? Auf dem Foto vom Jadehasen erkannte man auch nicht viel. Die Chinesen aber fabulierten von einem würfelförmigen Objekt, von einer "mysteriösen Hütte" gar, und schon ging’s ab im Internet. Ein Bauwerk auf dem Mond? Der Nachweis außerirdischen Lebens? Funkstation? Waffendepot? Oder das Wochenendhaus von Gott? Irgendeiner behauptete hintersinnig, die Hütte sei wohl ein Studio oder eine Bühne, in oder auf der die Amis damals ’69 die Mondlandung vorgetäuscht hätten.
Nun hat der Jadehase die 80 fehlenden Meter zum Objekt bewältigt – und? Nur ein Stein, schade. Die Chinesen fragen rotzfrech: Sieht der nicht aus wie ein Hase, und liegt davor nicht ein kleinerer Stein in Form einer Möhre? Wer sich das Bild lang genug anschaut, denkt: Stimmt!
Die Psychologie erklärt, was mit uns los ist. Pareidolie nennt sie das Bestreben des menschlichen Gehirns, überall Bauten, Dinge, Tiere, Gesichter hineinzuinterpretieren – so wie beim "Marsgesicht", das 1976 von einer US-Sonde fotografiert wurde, und dass laut sehr fantasiebegabten Menschen als extraterrestrische Botschaft zu verstehen sei, in Wahrheit aber nur ein Hügel mit irrem Schattenwurf ist.
Um die Kraft der Pareidolie zu erleben, muss man nicht auf die Rückseite des Mondes fliegen, was schnell ins Geld gehen kann. Es reicht, sich im Sommer gemeinsam auf eine Wiese zu legen und sich davon zu berichten, was man in den Wolken erblickt. Ist das dort nicht E.T.?
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