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UNTERM STRICH: Abgelenkte Jungkraftfahrer

Eine Durchfallepidemie macht den Verkehrsexperten Sorgen / Von Stefan Hupka.  

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Bei seinem Untergehen hat das Abendland, so wie man es gekannt und geschätzt hat, wieder einen Schritt voran getan. Das verrät eine Statistik, von der die dpa berichtet. Da ist für 2017 – für 2018 liegen noch keine Zahlen vor – von einer höheren Durchfallquote die Rede. Gemeint ist kein infektiöses Problem, sondern das, was im Leben eines Teenagers immer noch wichtiger war als Penne, Party oder Partnersuche: die Führerscheinprüfung. Bei ihr sind 2017 signifikant mehr junge Menschen durchgefallen als im Jahr davor. Bei der Theorie war es ein Anstieg von 37 auf 39 Prozent, bei der Praxis von 31 auf 32 Prozent. Das addiert sich auf epidemische 432 000 nicht bestandene Prüfungen. Was ist da los? Verkehrsexperten wissen es auch nicht. "Wir stochern noch etwas im Nebel", sagt Hendrik Pistor, Referatsleiter Junge Kraftfahrer beim Verkehrssicherheitsrat. Die einen machen einen komplizierter werdenden Straßenverkehr verantwortlich, andere tippen auf mehr Prüfungsangst.

Wieder andere, darunter die Mutter aller Jungkraftfahrerversteher, der ADAC, erwähnen "konkurrierende Anforderungen" wie Turboabi, Freizeitstress oder Wechsel in den Job. Der Führerschein, klagt der Dachverband der Fahrlehrer, habe "nicht mehr Priorität Nummer Eins auf der To-do-Liste". Ja, aber – was dann? Das ist nicht schwer zu erraten. Es hat mit einer anderen Volksseuche zu tun, die in den letzten Jahren vor allem junge Menschen befallen hat: der Whatsapp- und Facebookisierung des Alltags. Verkehrspsychologin Claudia Happe bringt es auf den Punkt: Früher schauten Jugendliche als Beifahrer zum Autofenster raus, "heute schauen sie auf das Smartphone". Dadurch, warnt sie, gehe der Bezug zum Verkehr verloren. Man kann es vergleichen mit der Beobachtung, dass immer mehr Teenager mit so einem Ding in der Hand vor Laternen laufen. Führerschein! Früher einmal war das der Inbegriff von Freiheit und Abenteuer. Nun wird es wirklich höchste Zeit, dass die Entwickler vorankommen mit ihrem autonomen Auto.

Ressort: Kolumnen

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 14. Februar 2019: PDF-Version herunterladen

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