"Unsere Schüler waren immer da"
ZISCH-INTERVIEW mit dem Sonderschullehrer Oliver Neumann über den Umgang mit der Pandemie in seiner Schule.
Frederik Kunz, Klasse 4a, Thaddäus-Rinderle-Schule (Staufen)
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Oliver Neumann ist Lehrer an einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung in Lörrach. Zisch-Reporter Frederik Kunz aus der Klasse 4a der Thaddäus-Rinderle-Schule in Staufen hat ihn darüber befragt, wie es an seiner Schule zur Corona-Zeit aussieht.
Neumann: Das Besondere an unserer Schule ist, dass wir ganz kleine Klassen haben und oft auch zu zweit unterrichten dürfen. Dadurch haben wir einen guten Draht zu den Schülern und kennen sie gut.
Zisch: Was sind das für Kinder, die in Ihre Schule gehen?
Neumann: Das sind Kinder, die es in ihrer Vergangenheit nicht so einfach hatten. In ihren Elternhäusern konnten sich zum Beispiel die Eltern aufgrund eigener Krankheit oder Belastung nicht so richtig um ihre Kinder kümmern. Oder es sind Kinder, die in der Regelschule in großen Klassen nicht gut zurechtkamen.
Zisch: War die Schule wegen Corona auch geschlossen?
Neumann: Ein Teil der Schüler wohnt bei uns im Internat und wir müssen uns, zusammen mit den Erzieherinnen und Erziehern in den Wohngruppen, rund um die Uhr um sie kümmern. Diese Schüler waren immer da und wir hatten ganz normale Schulöffnungszeiten wie auch vor Corona. Der andere Teil der Schüler, der morgens kommt und nachmittags wieder nach Hause geht, war zeitweise zu Hause und wurde im Homeschooling unterrichtet, kommt jetzt aber auch wieder nach und nach im Wechselunterricht zu uns in die Schule.
Zisch: Und wieso wurde die Schule nicht geschlossen?
Neumann: Die Schule wurde für die Schüler aus dem Internat nicht geschlossen, da sich die Erzieherinnen und Erzieher in den Gruppen nicht gut allein wochenlang rund um die Uhr um die Kinder kümmern können. Das Unterrichten im Internat über Internet oder E-Mail hätte auch eher nicht gut funktioniert. Als "Schule am Heim" haben wir vom Ministerium den Auftrag, die Kinder mit zu betreuen.
Zisch: Können Sie alle Fächer unterrichten oder auch nur ein paar?
Neumann: Zeitweise konnte der Kochunterricht nicht stattfinden, jetzt ist er aber wieder erlaubt. Sport in der Halle ist auch verboten, aber draußen auf dem Pausenhof Fußball zu spielen geht schon wieder.
Zisch: Hatten Sie keine Angst, sich selber zu infizieren?
Neumann: Ich sah keine größere Gefahr in der Schule, da wir ein ganz gutes Hygienekonzept haben. Wir tragen permanent Masken und lüften sehr oft. Neuerdings haben wir sogar eine Abluftanlage eingebaut.
Zisch: Gab es in der Schule besondere Schutzmaßnahmen?
Neumann: Ja, wir haben die Kinder aus dem Internat von den anderen Kindern getrennt. So wollten wir das Risiko, dass das Virus die ganze Einrichtung betrifft, minimieren. Außerdem gelten die üblichen Regeln, wie Händewaschen, Kontaktflächen reinigen, Abstand einhalten und so weiter, in allen Klassen. Und wir haben bei uns in der Klasse eine Abluftanlage installiert. Letzte Woche haben wir angefangen, für eine weitere Klasse eine Abluftanlage zu bauen, aber sie sind jetzt noch nicht in jedem Klassenzimmer vorhanden.
Zisch: Sind in der Schule Kinder oder Lehrer krank geworden?
Neumann: Im Kollegium hatten wir schon mehrere erkrankte Kolleginnen und Kollegen, ich glaube fünf oder sechs waren betroffen. Schülerinnen und Schüler waren bisher, soweit ich weiß, nicht krank.
Zisch: Und wie könnte es weitergehen? Was meinen Sie, gibt es in Zukunft eher Lockerungen oder eher strengere Maßnahmen?
Neumann: In Bezug auf unsere Schule wird es hoffentlich so sein, dass wir nach und nach die Kinder vollständig zurück an die Schule holen, die nur tagsüber bei uns sind. Die Kinder aus dem Internat sind ja sowieso immer da. Wenn die Impfungen gut vorankommen, hoffe ich für nächstes Schuljahr, dass wir wieder gemischte Klassen von Kindern aus dem Internat und den anderen Kindern haben werden und wieder ein normaler Unterricht stattfinden kann.
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