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Umzugshelfer zu vermieten

  • Dennis Brinckmann

  • Do, 25. März 2004
    Zisch

     

Die Freiburger Schülerfirma "Die Packesel" hat sich auf Träger- und Kurierdienste im Stadtgebiet spezialisiert.

Sie entrümpeln, helfen beim Einkaufen oder beim Umzug: Im vergangenen Dezember gründeten 14 Schüler vom Freiburger Rotteck-Gymnasium die Firma "Die Packesel". An Aufträgen mangelt es seither nicht. Beim Aufstellen von Gewinn- und Verlustrechnungen, Lohnkalkulationen und beim Ausarbeiten der Marketing-Strategie haben die Jungunternehmer aber auch festgestellt, wie kompliziert Wirtschaft ist.

Der 18-jährige Florian Exler kommt ins Klassenzimmer: "Wir haben einen Auftrag. Frau Freider aus Umkirch möchte am Samstag ihren Keller entrümpeln lassen. Wer von euch hat Zeit?" Simone Schleicher, Christina Helbing und Dennis Brinckmann erklären sich bereit, den Auftrag auszuführen. Am Samstag fahren die drei Schüler also mit einem Van zum Auftragsort. Einige alte Möbelteile sollen zu einem Recyclinghof gebracht werden - nichts Neues: In einem früheren Auftrag mussten die drei bereits einige Möbelstücke von einem Möbelhaus zum Kunden transportieren. "Das war alles andere als leicht", erinnert sich Christina, "da das Haus des Kunden keinen Aufzug hatte." Trotzdem wurde der Auftrag ordnungsgemäß erfüllt. Wie auch heute: nach einigen Stunden ist alles erledigt. Frau Freider ist zufrieden: "Vielen Dank für Ihre Hilfe", sagt sie und zahlt 30 Euro.

Die Zufriedenheit des Kunden hat für die Ende vergangenen Jahres gegründete Schülerfirma "Die Packesel" Priorität. Im Raum Freiburg haben die Jugendlichen mittlerweile mehrere Aufträge erfüllt - ob mit Fahrrad oder Transporter, die "Packesel" sind flexibel. Ihr Angebot reicht von kleineren Hilfen im Haushalt (zum Beispiel Getränkelieferungen oder Einkäufe) über Entrümpelungen bis hin zu kleinen Umzügen. Der bislang größte und gleichzeitig arbeitsintensivste Einsatz war ein Umzug: "Es mussten einige ziemlich schwere Haushaltsgeräte wie Waschmaschine und Trockner von einer Wohnung zur anderen befördert werden", erinnert sich Claudius Link, der den Posten des Vorstandsvorsitzenden innehat. In einem Punkt sind sich alle Mitarbeiter einig: Trotz gelegentlichen Motivationslöchern und dem zusätzlich zum Schulalltag anfallenden Stress finden sie die Arbeit in einer Firma interessant.

Ende September haben die 14 Teilnehmer des Wirtschaftskurses am Rotteck-Gymnasium zusammen mit ihrer Lehrerin Ute Kessner-Ammann beschlossen, die Firma im Rahmen des "Junior"-Projektes des "Instituts der deutschen Wirtschaft Köln" (IW) zu gründen. Seit zehn Jahren bietet dieses Wirtschaftsinstitut Schülern die Möglichkeit, durch die Gründung eines Unternehmens, ein Jahr lang reale Einblicke in Abläufe von Konzernen zu erhalten.

In diesem Schuljahr gibt es im Land 23 Juniorfirmen

Sie sollen lernen, praxisbezogen zu wirtschaften und dabei sowohl ihr ökonomisches Können als auch ihre Kreativität unter Beweis stellen. Allein in diesem Schuljahr nehmen in Baden-Württemberg 23 und bundesweit 280 Schülerunternehmen an dem Projekt teil. Nach Ablauf des Jahres werden die Juniorfirmen wieder aufgelöst.

Wie echte Wirtschaftsunternehmen haben die "Packesel" eine klar gegliederte Betriebsstruktur. Der Vorstand unter Vorsitz von Claudius Link und seiner Vertreterin Bettina Richthammer kümmert sich unter anderem um die Koordination der Firmenabteilungen, er motiviert die Mitarbeiter, leitet Sitzungen und repräsentiert das Unternehmen nach außen. Es gibt eine Verwaltungsabteilung, die für die Lohn- und Lohnsteuerkalkulationen zuständig ist, Sitzungsprotokolle und Geschäftsberichte erstellt. Die drei von der Marketingabteilung müssen sich unter anderem mit so komplizierten Dingen wie Demoskopie, Produktgestaltung und Preispolitik auseinander setzen. Die Disposition nimmt Aufträge an und berechnet Produktionskosten. Und die Finanzabteilung führt unter anderem das Hauptbuch und sendet jeden Monat die Unterlagen an das Wirtschaftsinstitut in Köln.

Wie kompliziert Wirtschaft ist, stellte sich bereits heraus, als die Freiburger Gymnasiasten über das auf den Markt zu bringende Produkt oder die Dienstleistung diskutierten. Nach langen Sitzungen beschlossen sie, Träger- und Kurierdienste, Entrümpelungen, Einkaufshilfen und Ähnliches im Stadtgebiet anzubieten. Zunächst ging es dann darum, das Startkapital zu erwirtschaften. Man warb Interessenten für die 90 verfügbaren Anteilsscheine zu je zehn Euro. Binnen weniger Wochen konnten die "Packesel" 900 Euro Kapital vorweisen. Die erste Anschaffung war ein Handy zur Auftragsannahme.

Am 1. Dezember stand dann das erste große Ereignis für die Firma an: die Hauptversammlung. Dort galt es, das Vertrauen der Gesellschafter für die Geschäftsidee zu gewinnen, was glückte: 95 Prozent der Anteilseigner stimmten zu - ein Vertrauensbeweis, dem die "Packesel" nun gerecht werden wollen.


Die Packesel: Pro Mitarbeiter und Arbeitsstunde berechnet die Junior-Firma acht Euro. Infos und Anfragen unter [TEL] 0162/4541311 sowie im Internet unter http://www.die-packesel.de.vu oder per E-Mail: [email protected]

Ressort: Zisch

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