Sportpolitik

Umkämpfte Fördergelder: Spitzensport-Zeugnis sorgt für Ärger

Wer bekommt das meiste Geld im Spitzensport? Die Potenzialanalyse dient als Basis für die Verteilung von Fördermitteln – und sorgt für Kritik. Die Gold-Helden von Paris führen die Rangliste an.  

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Dressurreiten (hier Olympiasiegerin Isabell Werth) hat gute Perspektiven.  | Foto: Rolf Vennenbernd (dpa)
Dressurreiten (hier Olympiasiegerin Isabell Werth) hat gute Perspektiven. Foto: Rolf Vennenbernd (dpa)

Im Rennen um die Fördermillionen des Bundes hat das deutsche Dressurreiten die besten Chancen. Düster sieht es hingegen für die Randsportarten Taekwondo und Gewichtheben aus. Das geht aus dem Spitzensport-Zeugnis – der sogenannten Potenzialanalyse – hervor, bei der eine Expertenkommission unter Leitung des inzwischen an der Universität Freiburg arbeitenden und aus Gurtweil (Ortsteil von Waldshut-Tiengen) stammenden Wissenschaftlers Urs Granacher die verschiedenen Disziplinen in einer Rangliste darstellt.

Die Tabelle dient als Basis für Verhandlungen des Bundesinnenministeriums und des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) mit den Sommersportverbänden über finanzielle Zuschüsse. Die Erfolgsaussichten, das Kaderpotenzial und die Verbandsstruktur fließen in die Analyse ein.

Dressurreiten vor den Hockey-Männern

Dass das Dressurreiten die besten Noten erhält, überrascht angesichts der Olympiasiege im Einzel- und Teamwettbewerb nicht. Die Hockey-Männer als Silbermedaillengewinner und die erfolgsverwöhnten Kanu-Männer im Kajak liegen auf den Plätzen zwei und drei.

Besonders schlecht schneiden unter anderem die Wasserballer ab. "Dennoch können Athletinnen, Athleten oder auch Teams durchaus Erfolgschancen bei den Olympischen Spielen 2028 haben, welche zum Zeitpunkt der vorliegenden Analyse noch nicht abbildbar sind", heißt es in dem Bericht.

Basketball-Boss schimpft: "Einfach abschaffen"

Das Potenzialanalysesystem (Potas) war heftig in die Kritik geraten, nachdem die prognostizierten Erfolge aus dem bislang letzten Bericht nicht mit der realen Medaillenausbeute übereingestimmt hatten. So war der Deutsche Leichtathletik-Verband am besten bewertet worden und kehrte ohne Edelmetall von der WM vor einem Jahr zurück. Die Basketball-Männer wurden hingegen Weltmeister und die 3x3-Frauen Olympiasiegerinnen, obwohl der Potas-Bericht der Sportart die geringsten Erfolgschancen eingeräumt hatte.

Dieses Mal gab es nur eine Rangliste nach Disziplingruppen, nicht auch nach Sportarten. Die Basketball-Männer sprangen auf Platz 15, die 3x3-Frauen auf Platz 9. Der Präsident des Deutschen Basketball-Bundes (DBB), Ingo Weiss, schimpft trotzdem. "Wieso wird der DBB, der so erfolgreich ist, mit Platz 15 bestraft?", fragte Weiss und forderte: "Potas tut dem deutschen Sport absolut nicht gut. Das muss auch nicht mehr überarbeitet werden, bitte einfach abschaffen."

Weiss kritisierte vor allem das angewandte Attributesystem. Hierbei müssen die Spitzensportverbände zu verschiedenen Aspekten des Sports einen Fragenkatalog ausfüllen. "Wir schneiden nicht so gut ab, weil wir keinen Athletenvertreter im Präsidium haben. Wir haben halt ein anderes System. Athletenvertreter werden bei uns in alle Themenfelder einbezogen, die den Sport an sich betreffen", erklärte der 61-Jährige.

Der DOSB hatte im Vorjahr eine Überarbeitung des Systems versprochen. Umfassende Veränderungen sind auf den ersten Blick allerdings nicht zu erkennen – werden im Bericht aber angekündigt. Es sei geplant, "dass die Verbandsstrukturen zukünftig aus dem Bewertungsverfahren der Potas-Kommission herausgelöst werden", heißt es. Grund sei unter anderem der erforderliche Bürokratieabbau.

Deutscher Sport im Abschwung

Sowohl für den Sommersport als auch für den Wintersport wird die Potas-Rangliste jeweils alle vier Jahre nach Olympia erstellt. Ziel ist eine umfassende Reform des Leistungssports. Denn seit den Spielen 1992 in Barcelona geht es bergab mit den deutschen Erfolgen auf der Weltbühne des Sports. 82 Medaillen sammelten die Sportlerinnen und Sportler damals ein. Zwanzig Jahre später in London waren es nur noch 44, in Paris in diesem Jahr 33.

Schlagworte: Ingo Weiss, Urs Granacher
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