Fußball-Europameisterschaft
Türkischer Nationalspieler feiert sein EM-Tor mit rechtsextremen Wolfsgruß – UEFA ermittelt
dpa
Mi, 03. Juli 2024, 14:00 Uhr
Fußball-EM
Der Fußball-Nationalspieler Merih Demiral jubelt beim EM-Spiel für die Türkei mit dem sogenannten Wolfsgruß – einer Geste der rechtsextremen Gruppe Graue Wölfe. Die UEFA leitet ein Untersuchungsverfahren ein.
![Merih Demiral, Nationalspieler der Türkei, jubelt nach seinem zweiten Treffer. | Foto: Hendrik Schmidt (dpa) Merih Demiral, Nationalspieler der Türkei, jubelt nach seinem zweiten Treffer. | Foto: Hendrik Schmidt (dpa)](https://ais.badische-zeitung.de/piece/15/1d/cc/12/354274322-w-640.jpg)
Demiral hatte im Achtelfinale gegen Österreich nach seinem zweiten Treffer in Leipzig mit beiden Händen das Handzeichen und Symbol der "Grauen Wölfe" geformt. Es sieht ähnlich aus wie der "Schweigefuchs", der häufig bei Kindern in Grundschulen oder Kitas verwendet wird. Als "Graue Wölfe" werden die Anhänger der rechtsextremistischen "Ülkücü-Bewegung" bezeichnet, die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird. In der Türkei ist die ultranationalistische MHP ihre politische Vertretung und Bündnispartnerin der islamisch-konservativen AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan.
Die Europäische Fußball-Union UEFA leitete – deutlich schneller als bei anderen Disziplinar-Vorkommnissen bei diesem Turnier – ein Untersuchungsverfahren gegen den Verteidiger ein. Es gehe dabei um ein mutmaßlich unangemessenes Verhalten des 26-Jährigen, teilte die UEFA am Mittwochvormittag mit. Sollte Demiral bestraft werden, könnten ihm Folgen für das anstehende Viertelfinale drohen.
Noch vor dieser Stellungnahme waren bereits Forderungen nach konsequentem Handeln des Dachverbands laut geworden. "Seit Jahren bekomme ich von Anhängern der Grauen Wölfe, einer der größten rechtsextremen Gruppen in Deutschland, Morddrohungen. Dass Merih Demiral hier den rechtsextremen Wolfsgruß zeigt, ist eine Verhöhnung der Opfer", schrieb Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal bei X.
Aus seinem Heimatland erhielt Demiral hingegen Rückendeckung. Der Chef der ultranationalistischen MHP, Devlet Bahceli, nannte die Einleitung des Verfahrens durch die UEFA eine "Provokation". Bahceli bezeichnete die Ermittlungen als "äußerst voreingenommen und falsch".
Als überragender Spieler der Partie saß Demiral kurz vor ein Uhr am frühen Mittwochmorgen auf dem Podium vor der internationalen Presse. Zweimal sollte er seine Geste auf dem Rasen des Leipziger Stadions erklären. "Wie ich gefeiert habe, hat etwas mit meiner türkischen Identität zu tun", sagte der Profi des saudi-arabischen Clubs Al-Ahli. In Frankreich sind die "Grauen Wölfe" verboten, in Österreich darf der Gruß nicht gezeigt werden.
Er habe Fans im Stadion gesehen, die diese Geste gezeigt hatten, sagte Demiral. Es stecke "keine versteckte Botschaft" dahinter. "Wir sind alle Türken, ich bin sehr stolz darauf, Türke zu sein und das ist der Sinn dieser Geste", sagte er. Es werde hoffentlich noch mehr Gelegenheiten geben, diese Geste zu zeigen.
Via X verbreitete Demiral noch vor der Pressekonferenz ein Foto des Jubels und schrieb dazu: "Glücklich derjenige, der sich als Türke bezeichnet" - ein berühmtes Zitat des Begründers der Republik Türkei, Kemal Atatürk. "Das zeigt, dass er ein politisches Statement setzen will und den Fußball dafür missbraucht", sagte der Autor Burak Yilmaz der "Sportschau" über das Verbreiten des Fotos.
Demiral stand schon einmal im Fokus einer politischen Debatte. Bei einem Spiel in Frankreich 2019 hatten viele türkische Nationalspieler mit dem Militärgruß salutiert, um damit die türkischen Streitkräfte zu unterstützen, die am Militäreinsatz gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien beteiligt sind. Damals gab es einen kurzen Disput zwischen Demiral und Kaan Ayhan. Demiral soll den damaligen Bundesliga-Profi dazu animiert haben, ebenfalls zu salutieren.
Die Türkei spielt am Samstag in Berlin um den Einzug ins Halbfinale der EM gegen die Niederlande.
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