Trumps unerbetene Ratschläge

Der US-Präsident besucht Großbritannien mitten in dessen Brexit-Krise – und erklärt schon vorher, wie es richtig laufen soll.  

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Gute Bilder für die Wähler zuhause: di...nt Trump bei dessen Arbeitsbesuch 2018  | Foto: Chris Jackson (dpa)
Gute Bilder für die Wähler zuhause: die Queen und US-Präsident Trump bei dessen Arbeitsbesuch 2018 Foto: Chris Jackson (dpa)
LONDON.   Als hätten die Briten nicht schon genug Chaos im Land, kommt nun auch noch Donald Trump zu Besuch. Bis Mittwoch hält sich der US-Präsident als Gast Elizabeths II. im Vereinigten Königreich auf.   Den dreitägigen Staatsbesuch in die Wege geleitet hatte Premierministerin Theresa May, als sie Trump gleich nach dessen Einzug ins Weiße Haus überstürzt diese Ehre antrug – in der Hoffnung, sich damit Rückhalt für ihren Brexit-Plan beim "großen Verbündeten" zu verschaffen.  

In der Folge war der Besuch aber, wegen Trumps zunehmend umstrittener Politik, auf die lange Bank geschoben worden. Nun kommt er just zustande, da May politisch am Ende ist und die britische Regierungspartei buchstäblich kopflos dasteht, ohne ihr Brexit-Problem in irgendeiner Weise gelöst zu haben. Für Trump könnte der Zeitpunkt besser nicht sein.

Er zeigt sich schon im Vorfeld seiner Reise bereit dazu, den Briten den Weg in die Zukunft zu weisen. Schon vor seiner Ankunft hat er sie durch Interviews mit britischen Zeitungen wissen lassen, welchen Kandidaten er als Nachfolger Mays in der Downing Street am geeignetsten hält – Boris Johnson nämlich, Brexit-Hardliner und Ex-Außenminister. Ihm werden auf der Insel im Rennen um Mays Nachfolge die größten Chancen eingeräumt.

Trump empfahl auch noch, Brexit-Vordenker Nigel Farage als Emissär nach Brüssel zu senden. Zugleich ruft Trump nach einem harten Brexit ohne Abkommen mit der EU. Er forderte die Briten auf, jenes Geld, das sie dem Rest Europas schulden, einfach nicht zu bezahlen.  

Diese neuerliche Einmischung in britische Angelegenheiten hat am Wochenende nur betretenes Schweigen bei konservativen Politikern ausgelöst. Dagegen hat Oppositionsführer Jeremy Corbyn die diplomatische Ungehörigkeit verurteilt; er will am Staatsbankett für den Gast nicht teilnehmen. Der Speaker des Unterhauses, John Bercow, hat immerhin eine Ansprache Trumps vor dem Parlament verhindert. Und auf den Straßen erwarten Trump überall bei seiner Visite Proteste.

Trump seinerseits hofft im Vorlauf zur erhofften Wiederwahl 2020 auf starke Bilder aus britischen Schlössern, von Militärparaden und Kanonenböllern, von der königlichen Kriegsmarine in Portsmouth, von Festmählern und Teestunden mit den Royals. Neben einem tausendköpfigen Tross an Mitarbeitern und Presseleuten hat er nahezu die ganze Familie an die Themse mitgebracht. Die Queen, so schrieb der Londoner Observer, müsse bei Trumps "Ego-Trip" offenbar als Fremdenführerin herhalten, das Königshaus als Kulisse für US-Wahlkampf-Videos.

Dass sich May, ihre Minister und die britische Monarchie für eine solche Trump-Show zur Verfügung stellen, weist aber auf wesentlich tiefere Konflikte hin. Denn wenn auch diesmal wieder in London die "besondere Beziehung" zwischen Großbritannien und den USA feierlich beschworen wird, so ist doch klar, wie der US-Präsident diese "Besonderheit" versteht – als wortlose Gefolgschaft der Briten in die "America First"-Ära hinein, als Schweigen zu seiner Abkehr von alten Gemeinsamkeiten.

Ob in Sachen Klimawandel, Atomwaffen, Iran oder Israel – Trump ist von zahllosen früher vereinbarten Positionen abgedriftet, ohne den besonderen Verbündeten je gefragt zu haben. Sein Operieren mit Handelszöllen, seine Unterstützung rechtsextremer Populisten in Europa, sein beharrliches Untergraben internationaler Institutionen wie der UN, der Nato oder der EU werden in London so nicht gebilligt. Nun droht Trump im Kampf mit Chinas Technologiekonzern Huawei offen damit, die alte Bande der Geheimdienste aufzulösen.

Als Lohn für ihre Folgsamkeit sollen die Briten andererseits, sobald sie aus der EU ausgetreten und "frei" sind, wie Trump das nennt, einen privilegierten Handelspakt mit den USA abschließen dürfen. In London meinen nun viele Beobachter: Im Begriff, sich von seinen europäischen Partnern abzukoppeln, deren Werte es im Prinzip noch immer teilt, droht sich Großbritannien in immer größere Abhängigkeit von Donald Trump zu begeben. Wie groß diese wird und wie viel Unmut sie hervorruft, werden der Staatsbesuch und die Proteste am Rande zeigen.
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