To-do-Liste fürs echte Leben

Ein kleiner Zettel macht Schluss mit nervigen Corona-Gewohnheiten / Ein Text von Lara Paul über eine plötzliche Entdeckung.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
1/2
Foto: alex.pin  (stock.adobe.com)
Nichts regt sich in den Straßen, was eine beinahe unheimliche Atmosphäre in der normalerweise belebten Stadt schafft. Einzig vor Supermärkten bilden sich Schlangen, die kaum abreißen und hinter den Häusern türmen sich Wolkengebirge auf. Aus dem Fenster meines Zimmers hinaus beobachte ich die wenigen Menschen, die vorbeilaufen, bis ich mich an die Schulaufgaben erinnere.

Seufzend verlasse ich meinen Beobachtungsposten und setze mich an meinen Schreibtisch. Dort stapeln sich Papiere, voll mit Aufschrieben, in der Mitte mein Laptop. Zuerst klicke ich mich durch die neuen Schulaufgaben, anschließend lese ich den Nachrichtenstrom meiner Freunde. Dann lande ich mal wieder auf einem neuen Spiel, mit dem ich gestern angefangen habe. Aufmerksam steuere ich meine Spielfigur über den flimmernden Bildschirm, als auf meinem Handy eine Information der Schule erscheint. Noch zwei unbeendete Aufgaben. Okay, das entspricht der Wahrheit, und ich sollte mich wirklich zuerst damit beschäftigen. Immerhin bleibt mir danach noch immer so viel Freizeit, dass ich gar nicht weiß, was ich damit anfangen soll.

Ohne große Begeisterung schreibe ich die ersten Sätze in mein Heft, da lässt lautes Prasseln mich aufschrecken. Wie aus dem Nichts beginnt es draußen zu regnen, schwere Tropfen fallen zu Boden. Die auf den Straßen fahrenden Autos ziehen Fahnen aus Wasser hinter sich her und jeder, der noch durch die Straßen läuft, spannt nun seinen Regenschirm auf und eilt nach Hause. Dunkle Wolken verkörpern meine momentane Stimmung treffend. Kaum eine Minute später zucken Blitze über den Himmel, tauchen die Welt für einen Moment in grelles Licht, bevor nur noch Dunkelheit zurückbleibt.

Ich schalte mein Schreibtischlicht an, um die Schatten vor meinem Fenster aus dem Zimmer zu halten, da stoße ich gegen mehrere aufeinander gestapelte Bücher. Polternd fallen sie zu Boden. Mit einem unterdrückten Fluch bücke ich mich, um sie aufzuheben, als ich auf einen Zettel aufmerksam werde, der zwischen den Büchern gelegen hatte. Neugierig greife ich mir das ordentlich gefaltete Papier und öffne es. Darauf stehen mehrere Punkte aufgelistet, Pläne, die ich unbedingt umsetzen wollte. Keiner davon ist bereits abgehakt. Wann habe ich das angefertigt? Noch einmal lese ich die Stichpunkte durch. Ein Instrument lernen, mir eine neue Sprache beibringen, das Zimmer neu dekorieren und viele andere nicht verwirklichte Ideen befinden sich direkt vor mir. Warum finde ich diese Liste erst jetzt wieder?

Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht, während ich den Zettel an der Pinnwand in meinem Zimmer befestige. Da fällt mein Blick auf mein Handy, auf dem mit einem leisen Surren eine neue Nachricht eingeht. Aus Gewohnheit öffne und überfliege ich sie. Unschlüssig sehe ich zwischen dem Display und dem Zettel hin und her. Vielleicht doch noch ein kurzes Spiel? Aber ich weiß, dass aus zehn Minuten schnell eine Stunde wird, sobald ich mich in die virtuelle Welt begebe. Es wird Zeit, in die Realität zurückzukehren, denn auch dort gibt es zahlreiche Dinge, die ich tun könnte. Entschieden schalte ich mein Handy aus, anschließend fahre ich den Laptop herunter. Noch bleibt mir der gesamte Nachmittag, um mich mit meinen neuen Plänen zu befassen. Ich sollte mich besser mit den Schulaufgaben beeilen, denn ich habe heute noch eine Menge vor.

Mein Blick huscht während dem Arbeiten immer wieder zur Pinnwand hinüber. Als ich das nächste Mal aus dem Fenster sehe, lichtet sich der wolkenverhangene Himmel.
Schlagworte: Lara Paul
PDF-Version herunterladen Fehler melden

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2025 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare

Weitere Artikel