Buckingham Palace
Tierschützer fordern Kunstpelz für die Mützen der Queen-Wachen
Die Wachen am Buckingham Palace tragen plüschiges Schwarz auf dem Haupt. An dieser Tradition will niemand rütteln. Doch ob echtes Bärenfell dafür notwendig ist, daran scheiden sich die Geister.
dpa
Mo, 25. Apr 2022, 18:08 Uhr
Panorama
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Nach Angaben der Organisation Waterloo 200, die sich auf britische Kriegs- und Militärgeschichte spezialisiert hat, ist die klassische Mütze 46 Zentimeter hoch und wiegt rund sieben Kilo. Nur wenige ausgewählte Regimente dürfen sie tragen. Üblicherweise kommt dafür das Fell weiblicher kanadischer Braunbären zum Einsatz. "Im Kampf trug die Bärenfellmütze zur Größe des Soldaten bei, der sie trug – und damit zur Einschüchterung", heißt es auf der Seite von Waterloo 200.
Glaubt man der Tierschutzorganisation Peta, braucht es für jede dieser Mützen das Fell mindestens eines Bären. "Diese zeremoniellen Bärenfelle könnten ganz einfach durch Kunstfell ersetzt werden, sodass der traditionelle Look erhalten bleibt, aber die Grausamkeit wegfällt", meint der britische Schauspieler Simon Pegg ("Mission Impossible"), der sich gemeinsam mit Peta für die Abschaffung des Echtpelzes bei den Uniformen stark macht. Auf einem aktuellen Plakat hält Pegg mit spitzen Fingern eine schwarze Mütze – davor prangt der Slogan "Go Fake for the Bears’ Sake" (deutsch: "Setzt auf Fake zum Wohle der Bären").
Traditionell stammt das Bärenfell aus Kanada. Umstritten ist, ob dafür Tiere zu Schaden kommen, die ohne die britische Tradition noch leben könnten. Von einem Sprecher des Militärs heißt es: "Es werden niemals Bären gejagt, damit das Verteidigungsministerium sie nutzen kann." Die verwendeten Felle seien "Nebenprodukte lizenzierter Keulungen durch kanadische Behörden", mit der die wilde Bärenpopulation gesteuert werde. "Eine Reduzierung der von uns produzierten Bärenfellmützen käme also nicht einer Reduzierung der getöteten Bären gleich." Peta führt an, es gebe keine Belege für die standardmäßig vorgesehenen Keulungen.
Protest gegen die Felle regt sich nicht nur aus der Tierschutzorganisation Peta. Seit einigen Monaten läuft eine Online-Petition, die sich für Kunstpelz auf den Häuptern der oft stundenlang stramm stehenden Garden einsetzt. "Das Verteidigungsministerium ist nicht von den ethischen Standards vom Rest der Gesellschaft ausgenommen", heißt es in den Forderungen. Damit das nationale Symbol auch in einer modernen Gesellschaft bestehen könne, müsse statt des Bärenfells Kunstpelz zum Einsatz kommen. Bis Mitte April hatten mehr als 53.700 Menschen die Petition unterzeichnet – also gut die Hälfte der Anzahl, die notwendig ist, um das Thema auf die Agenda im Parlament zu bringen.
"Wo künstliche Alternativen zu Naturpelzartikeln eine geeignete, erschwingliche und nachhaltige Alternative zu tierischen Produkten darstellen, wird das Militär sie verwenden", heißt es aus dem Verteidigungsministerium.
Doch bisher scheint diese noch nicht gefunden. Seit 2015 seien vier verschiedene synthetische Pelz-Varianten getestet worden. Doch keiner konnte den hohen Ansprüchen – neben Aussehen etwa auch die Wasserdurchlässigkeit – standhalten, wie der Militärsprecher erklärte. Man werde die Materialien daher nicht weiter in Erwägung ziehen, denn es sei von entscheidender Bedeutung, dass die Kopfbedeckungen sowohl "praktisch als auch schick" seien. Die Wachen seien außerdem extrem stolz darauf, ihre Bärenfellmützen tragen zu dürfen.
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