Buckingham Palace

Tierschützer fordern Kunstpelz für die Mützen der Queen-Wachen

Die Wachen am Buckingham Palace tragen plüschiges Schwarz auf dem Haupt. An dieser Tradition will niemand rütteln. Doch ob echtes Bärenfell dafür notwendig ist, daran scheiden sich die Geister.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
1/2
Mitglieder des 1. Bataillons der Grenadier Guards nehmen an der Wachablösung auf Schloss Windsor in Berkshire teil. Ob echtes Bärenfell für Kopfdeckungen der Wachen notwendig ist, spaltet in Großbritannien die Gemüter. Foto: Andrew Matthews (dpa)
Tagein, tagaus stehen sie vor dem Buckingham-Palast oder patrouillieren rund um den St. James’s Park in der britischen Hauptstadt. Die Queen’s Guards – die offiziellen Wachen von Königin Elizabeth II. – gehören mit ihren knallroten Jacken und überdimensionalen, plüschigen schwarzen Kopfbedeckungen zum Klischee-Bild Großbritanniens wie Big Ben oder die roten Telefonzellen. Doch so wie die meisten der roten Zellen nur noch selten zum Telefonieren benutzt werden, passt auch die klassische Uniform für einige Briten nicht so recht ins Jahr 2022. Denn: Die Wachen tragen noch immer echtes Bärenfell auf dem Kopf.

Nur wenige ausgewählte Regimente dürfen die Mütze tragen

Nach Angaben der Organisation Waterloo 200, die sich auf britische Kriegs- und Militärgeschichte spezialisiert hat, ist die klassische Mütze 46 Zentimeter hoch und wiegt rund sieben Kilo. Nur wenige ausgewählte Regimente dürfen sie tragen. Üblicherweise kommt dafür das Fell weiblicher kanadischer Braunbären zum Einsatz. "Im Kampf trug die Bärenfellmütze zur Größe des Soldaten bei, der sie trug – und damit zur Einschüchterung", heißt es auf der Seite von Waterloo 200.
Geburtstag von Queen Elisabeth II.: Abdanken kommt gar nicht in Frage

Glaubt man der Tierschutzorganisation Peta, braucht es für jede dieser Mützen das Fell mindestens eines Bären. "Diese zeremoniellen Bärenfelle könnten ganz einfach durch Kunstfell ersetzt werden, sodass der traditionelle Look erhalten bleibt, aber die Grausamkeit wegfällt", meint der britische Schauspieler Simon Pegg ("Mission Impossible"), der sich gemeinsam mit Peta für die Abschaffung des Echtpelzes bei den Uniformen stark macht. Auf einem aktuellen Plakat hält Pegg mit spitzen Fingern eine schwarze Mütze – davor prangt der Slogan "Go Fake for the Bears’ Sake" (deutsch: "Setzt auf Fake zum Wohle der Bären").

Verwendete Felle seien "Nebenprodukte lizenzierter Keulungen"

Traditionell stammt das Bärenfell aus Kanada. Umstritten ist, ob dafür Tiere zu Schaden kommen, die ohne die britische Tradition noch leben könnten. Von einem Sprecher des Militärs heißt es: "Es werden niemals Bären gejagt, damit das Verteidigungsministerium sie nutzen kann." Die verwendeten Felle seien "Nebenprodukte lizenzierter Keulungen durch kanadische Behörden", mit der die wilde Bärenpopulation gesteuert werde. "Eine Reduzierung der von uns produzierten Bärenfellmützen käme also nicht einer Reduzierung der getöteten Bären gleich." Peta führt an, es gebe keine Belege für die standardmäßig vorgesehenen Keulungen.

"Man könnte annehmen, dass die Verwendung der Felle aus Umweltgründen eine Überlegung wert wäre." Craig Prescott
Der Monarchie-Experte Craig Prescott hält es für nicht allzu wahrscheinlich, dass das Militär umschwenkt, solange die Pelze aus Kanada wie bisher zur Verfügung stehen. Allerdings führt er an, dass die Royal Family sich in den vergangenen Jahren vermehrt zu Umwelt- und Naturschutz zu Wort meldet. "Man könnte annehmen, dass die Verwendung der Felle aus Umweltgründen eine Überlegung wert wäre", sagte Prescott. Auch Traditionen, die für Kontinuität stünden, müssten sich ihrer Zeit anpassen.

53.700 Menschen unterzeichnen Petition für Kunstpelz

Protest gegen die Felle regt sich nicht nur aus der Tierschutzorganisation Peta. Seit einigen Monaten läuft eine Online-Petition, die sich für Kunstpelz auf den Häuptern der oft stundenlang stramm stehenden Garden einsetzt. "Das Verteidigungsministerium ist nicht von den ethischen Standards vom Rest der Gesellschaft ausgenommen", heißt es in den Forderungen. Damit das nationale Symbol auch in einer modernen Gesellschaft bestehen könne, müsse statt des Bärenfells Kunstpelz zum Einsatz kommen. Bis Mitte April hatten mehr als 53.700 Menschen die Petition unterzeichnet – also gut die Hälfte der Anzahl, die notwendig ist, um das Thema auf die Agenda im Parlament zu bringen.

"Wo künstliche Alternativen zu Naturpelzartikeln eine geeignete, erschwingliche und nachhaltige Alternative zu tierischen Produkten darstellen, wird das Militär sie verwenden", heißt es aus dem Verteidigungsministerium.

Doch bisher scheint diese noch nicht gefunden. Seit 2015 seien vier verschiedene synthetische Pelz-Varianten getestet worden. Doch keiner konnte den hohen Ansprüchen – neben Aussehen etwa auch die Wasserdurchlässigkeit – standhalten, wie der Militärsprecher erklärte. Man werde die Materialien daher nicht weiter in Erwägung ziehen, denn es sei von entscheidender Bedeutung, dass die Kopfbedeckungen sowohl "praktisch als auch schick" seien. Die Wachen seien außerdem extrem stolz darauf, ihre Bärenfellmützen tragen zu dürfen.
PDF-Version herunterladen Fehler melden

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel