Zischup-Interview mit der Tiervermittlerin Kris Melka
"Tiere sollten mehr als Lebewesen betrachtet werden"
Es gibt viele tolle Hunde, es gibt viele tolle Familien. Eine, die Tier und Mensch zusammenbringt, ist die Tiervermittlerin Kris Melka. Die Schülerin Maya Schumann aus der Klasse 8 der Freien Christlichen Schule in Freiburg hat sie interviewt.
Maya Schumann, Klasse 8, Freie Christliche Schule & Freiburg
Di, 11. Jul 2017, 14:15 Uhr
Schülertexte
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Zischup: Wie viele Hunde vermitteln Sie pro Jahr im Verein?
Melka: Schwierig zu sage. Den Verein Sonnenscheinhunde gibt es seit 2014 nicht mehr, er hat sich aufgelöst. Inzwischen arbeite ich jetzt bei den Helfenden Händen. Wir sind acht Vermittler und
arbeiten mit einem Tierheim in Spanien zusammen, in dem sind ständig etwa 300 Hunde und 200 Katzen. Es werden vielleicht zwischen 200 und 300 Hunde im Jahr vermittelt.
Zischup: Können Sie kurz beschreiben, wie so eine Vermittlung abläuft?
Melka: Es melden sich Leute, die sich für Hunde oder Katzen interessieren telefonisch, per e-Mail oder über das Kontaktformular im Internet. Dann nehme ich Kontakt zu den Interessenten und führe ein Gespräch. Dabei frage ich ab, wie die Gegebenheiten bei der Familie sind. Ob zum Beispiel Kinder im Haus leben oder Katzen. Dann machen wir vor Ort eine Vorkontrolle, das heißt wir schauen uns an, wo das Tier hinkommt. Wenn wir im Gespräch und bei der Vorkontrolle einen guten Eindruck haben, wird das gewählte Tier für den zukünftigen Besitzer reserviert. Weiter wird es auf Mittelmeerkrankheiten untersucht und bekommt die notwendigen Impfungen. Dann werden für die Tiere Flugpaten gesucht oder ein Transport organisiert, um die Tiere dann möglichst bald zu ihren neuen Besitzern zu bringen.
Zischup: Wie finden Sie die Hunde in Spanien?
Melka: Wir haben in Marbella ein eigenes Tierheim, das so ähnlich funktioniert wie die Tierheime in Deutschland. Da geben Besitzer ihre Hunde ab, weil sie zu alt oder weil sie krank sind. Manchmal bringen sie auch Personen vorbei, die beauftragt sind, frei laufende Hunde einzufangen. Manche Leute setzen die Hunde auch in Kartons vor Müllcontainer oder vor den Eingang des Tierheims. Am ehrlichsten finde ich noch, wenn das Tier direkt abgegeben wird, dann erfährt man noch etwas über das Tier, zum Beispielwie es aufgewachsen ist und wie alt es ist.
Zischup: Ist das nicht für die Hunde eine große Umstellung, wenn sie aus dem warmen Spanien in das kalte Deutschland kommen?
Melka: Es ist vor allem eine große Umstellung für die Hunde, die ein kurzes Fell haben. Für die ist es besonders bei einem Wechsel im Winter sehr wichtig, dass sie zunächst ein Mäntelchen bekommen.
Zischup: Gibt es für die künftigen deutschen Besitzer Besonderheiten zu beachten?
Melka: Es gibt keine wirklichen Besonderheiten bei den Hunden, sie können sich schnell umstellen. Ob man den Hund aus dem Tierheim oder vom Züchter holt, er kommt immer in ein unbekanntes Zuhause. Bei Auslandshunden ist vielleicht zu beachten, dass der Hund bestimmte Dinge nicht kennt, zum Beispiel einen Staubsauger oder einen Regenschirm. Und wenn etwa der Toast aus dem Toaster springt, dann erschreckt sich der Hund. Man sollte da nicht zu viel erwarten, sehr geduldig sein und das Tier an neue Reize und Geräusche gewöhnen. Man kennt auch die Geschichte der Hunde meist nicht und weiß nicht, was sie erlebt haben. Viele haben auch schlechte Erfahrungen gemacht.
Zischup: Sind die Rassen denn anders, als man es in Deutschland kennt?
Melka: Ja, auf jeden Fall. Es gibt in Spanien viele Jagdhundrassen, wie Podencos oder Galgos, die speziell für die Jagd gezüchtet werden. Die werden, wenn sie zu alt und nicht mehr gut genug für die Jagd sind, leider abgegeben. Es gibt aber auch Hunderassen wie in Deutschland, den Schäferhund zum Beispiel.
Zischup: Ist es leicht für die Hunde künftige Besitzer zu finden?
Melka: Die Tiere werden auf Websites, bei Facebook und auf verschiedenen Vermittlungsportalen vorgestellt. Kleinere Wuschelhunde lassen sich oft recht schnell vermitteln. Bei Hunden, die etwas komplizierter sind, ist es nicht immer so leicht. Es ist aber immer wieder erstaunlich und schön, wie viele Leute sich für Hunde interessieren und gerade auch bei Auslandsorganisationen nach Hunden schauen. Manchmal findet man auch nicht gleich einen passenden Hund. Es gibt viele tolle Hunde, es gibt viele tolle Familien und man freut sich, wenn man sie zusammen bringt.
Zischup: Was müsste in Spanien passieren, damit die Vermittlung nicht mehr notwendig ist?
Melka: Da ist ein großes Umdenken nötig. Dass die Menschen, und das betrifft den ganzen südeuropäischen und den osteuropäischen Raum, das Tier mehr als Lebewesen betrachten sollten und nicht als Sache. Es ist dort eben noch oft so, dass der Hund als Gegenstand betrachtet wird. Wenn er nicht mehr gebraucht wird oder krank ist, wird er vor die Türe gesetzt und muss sehen wie er sich durchschlägt. Das gibt es natürlich bei uns auch, aber dort ist die allgemeine Mentalität doch noch etwas anders und man versucht dort vor Ort, zum Beispiel in Schulklassen die Menschen zu sensibilisieren und dazu zu bringen, die Tiere zu achten. Das geschieht nicht von heute auf morgen, das braucht seine Zeit. Da muss vor Ort noch viel Aufklärung stattfinden.
Zischup: Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Haben Sie selber Tiere?
Melka: Ja, ich hatte einmal Vögel, aber die habe ich nicht mehr. Ich habe natürlich einen Hund, einen Podenko, der ursprünglich aus der Ukraine kommt. In den habe ich mich als Gassigängerin für das Tierheim ganz doll verliebt. Seither ist er bei uns.
Zischup: Vielen Dank, dass ich Sie interviewen durfte.
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