Corona-Krise
Tiere in Freiburg langweilen sich, weil keine Kinder mehr kommen
Auch Freiburger Einrichtungen für Kinder und Jugendliche, die Tiere halten, sind derzeit geschlossen. Wie geht es den Pferden, Schafen und Schweinen auf den Höfen, wenn der Trubel ausbleibt?
Fr, 3. Apr 2020, 17:21 Uhr
Betzenhausen
Thema: Coronavirus Freiburg
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Den beiden Schweinen merkt man es am deutlichsten an. "Schweine sind sehr soziale Tiere", sagt Joachim Stockmaier vom Kinderabenteuerhof. Deshalb fehle ihnen der Kontakt mit den vielen Gästen am meisten. Derzeit haben die Schweine, die sieben Pferde, fünf Ziegen, zwei Schafe, acht Hühner und fünf Hasen sehr viel Ruhe. Das macht manche der Tiere unruhig, weil sie nun zu wenig beschäftigt sind. Umso mehr bemühen sich die Mitarbeitenden, alle Tiere nicht nur gut zu versorgen, sondern auch mit ihnen spazieren zu gehen und sich gezielt um sie zu kümmern.
Zum Glück ist das Gelände so groß, dass immer mehrere da sein und sich trotzdem aus dem Weg gehen können. Und auch in der Mini-Gruppe mit Notbetreuung, zu der nachmittags zwei bis drei Kinder kommen, kann Abstand gehalten werden. Ansonsten hätten Joachim Stockmaier und sein Team auch ohne Gäste und Tiere ausreichend zu tun: Sie versuchen, die ruhige Zeit zu nutzen, um nötige Reparaturen und Renovierungen anzugehen. Am wichtigsten aber ist es, die Tiere in guter Verfassung zu halten, betont Joachim Stockmaier. Falls sie wegen Langeweile Verhaltensschäden entwickelten, könnten sie nicht mehr für die pädagogische Arbeit eingesetzt werden. Langfristig Sorgen macht er sich auch wegen möglicher Zuschusskürzungen.
Manches ist wie immer: Wer am Gelände des Vereins "Bauernhoftiere für Stadtkinder" vorbeigeht, kann auch in Corona-Zeiten denjenigen Tieren zuschauen, die gerade draußen sind. Insgesamt betreuen die Schwestern Kerstin und Cora Geigenbauer und die anderen Vorstandsmitglieder zwei Pferde und ebenfalls jeweils zwei Ponys, Esel, Kühe, Kaninchen, Schweine und Ziegen, außerdem acht Schafe, sechs Hennen und einen Hahn, erzählt Kerstin Geigenbauer.
Unterstützung bekommen sie finanziell von mehr als 90 Mitgliedern, von denen ein paar auch bei der Arbeit mit den Tieren helfen. Das geht zurzeit weiter, denn es gibt genug Platz, um sich auszuweichen, sagt Kerstin Geigenbauer. Weil nach ihrer Schätzung immer 85 Prozent des Einsatzes ehrenamtlich läuft, muss sie sich zumindest keine großen Gedanken um die Verluste durch den derzeitigen Ausfall der Aktionen mit den Kindern machen.
In normalen Zeiten packen nachmittags Kinder und Jugendliche mit an, um die fünf Pferde, sechs Ziegen, rund 15 Hühner und eine Katze auf dem Abenteuerspielplatz zu füttern. Außerdem helfen sie, die Pferde zu striegeln, Ställe auszumisten, sie gehen mit Pferden oder Ziegen spazieren oder lernen an der Longe das Reiten. Doch auch in Ferien gibt es Zeiten, in denen der Abenteuerspielplatz geschlossen ist, deshalb ist die Situation jetzt keine ganz ungewohnte, sagt Thomas Brenner, der Leiter des Abenteuerspielplatzes.
Zwei Hausmeister und sechs hauptamtliche Mitarbeiter in Teilzeit kümmern sich um das Nötigste: Sie versorgen die Tiere und bewegen vor allem die Pferde, die sonst Verspannungen bekämen. Und sie sägen Holz, räumen um und auf, putzen und sortieren aus – dafür ist nun endlich mal mehr Zeit als sonst.
Wie schade – die vier Lämmchen und die Kätzchen, die kürzlich auf dem Kunzenhof geboren wurden, können zurzeit nur durch den Zaun und mit ausreichend Abstand bewundert werden. Das bedauert die Kunzenhof-Chefin Gabriele Plappert sehr. "Jetzt im Frühling ist es ein besonders großes Glück, mit den Tieren zu leben – und das kann ich gerade nicht teilen", sagt sie. Abgesehen davon aber gehen für sie Alltag und Arbeit ziemlich normal weiter, Corona hin oder her. Allein wäre sie auch ohne das junge Lehrerpaar, mit dem sie zusammenlebt und das bei allem mit anpackt, trotz der derzeit nötigen Isolation nie: Sie hat ja die zehn Hühner, zwei Hähne, zehn Schafe, zwei Esel, eine Ziege, zwei Katzen und einen Hund mitsamt den neuen Tierbabys, die mit ihr auf dem Hof leben. "Und es gibt Arbeit ohne Ende", sagt sie. Die Tiere müssen versorgt und alles muss instand gehalten werden.
Manche Hilfe fällt nun weg, zum Beispiel von den Jugendlichen des United World College (UWC), die sonst einmal in der Woche vorbeischauen und Holz hacken oder Zäune bauen. Doch wenn die vielen unterschiedlichen Gäste nicht kommen, fällt auch deren Betreuung weg. Dadurch ist nun mehr Zeit für anderes.
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