"Teil dieser Stadt zu sein, ist toll"
JUZ-INTERVIEW mit Hanna Mössner und Benjamin Greschbach vom Bündnis "Jugend für Menschlichkeit und Toleranz".
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Am Samstag werden viele tausend Demonstranten in Freiburg erwartet, die sich gegen den geplanten NPD-Aufmarsch formieren wollen. Teil des breiten Bündnisses ist "Jugend für Menschlichkeit und Toleranz", kurz: "Jugend für M.u.T.". Für die JuZ sprach Philipp Appenzeller mit zwei Mitgliedern des Jugend-Bündnisses.
Benjamin Greschbach: Eine andere Aktion war eine Diskussion mit Dieter Salomon und Cem Özdemir zum Thema Rechtsextremismus. Eine weitere die Aufführung von einem Theaterstück über Vorurteile und deren Auswirkungen. Na, und dann gab's auch einige Flyeraktionen.
JuZ: Wie bekannt seid ihr unter Freiburgs Jugendlichen - und gibt es irgendeine hörbare Resonanz auf euer Engagement?
Benjamin: Man kennt uns schon und viele Leute finden gut, dass es uns gibt und was wir machen, aber es ist sehr schwierig, sie zu eigenem Engagement zu bewegen. Das heißt, es gibt viel Akzeptanz und auch viel Respekt.
JuZ: Gibt es auch Gegenwind, irgendeine Kritik an diesem Netzwerk gegen Rechts?
Benjamin: Nein, negative Stimmen gibt es nicht. Die Stimmung in Freiburg - und natürlich auch unter Jugendlichen - ist einfach so, dass man unser Engagement auf jeden Fall begrüßt.
Hanna: Auch offiziell - wir haben sogar einen Preis von der Stadt für "ehrenamtliches bürgerschaftliches Engagement" bekommen.
JuZ: Trotzdem gibt es offenbar immer noch viele Jugendliche, die gar nichts von Jugend für M.u.T. wissen . . .
Hanna: Das Problem dürfte sein, dass wir "die" Jugendlichen insgesamt nicht einladen können. Meistens waren es einzelne Schulklassen, zu denen wir Kontakt hatten - und die sagen fast alle, dass es toll ist, dass es so was gibt. Das Erreichen ist vielleicht schwierig, aber das Interesse ist eigentlich immer da.
Benjamin: Es ist schwierig, etwas zu machen, das sich in die Jugend hineinträgt. Deswegen ist es wichtig, die Kräfte zu bündeln und große, vernetzte Aktionen zu machen. Etwas, wo auch was hängen bleibt, wie zum Beispiel unsere Diskussion mit den vier Bürgermeisterkandidaten im Jazzhaus oder auch jetzt die Aktion gegen den NPD-Aufmarsch.
JuZ: Hat sich das Interesse an euch verändert, seit der NPD-Aufmarsch bekannt ist?
Benjamin: Es ist mehr Aufmerksamkeit da. Ob sich auch das Interesse verändert hat, ist schwer zu sagen. Dieser Aufmarsch ist eben etwas Außerordentliches. Klar, kriegen wir da auch Anfragen von Leuten, von denen man das nicht erwarten würde.
Hanna: Viele sind froh, dass es welche gibt, die was tun. Mir hat vor kurzem ein Mädchen gesagt, dass sie die NPD-Aufkleber gesehen hat und total erschrocken ist. Daher war sie dann auch froh, als sie gesehen hat, dass wir schon mit Flyern gegen die Demo mobil machen.
JuZ: Was bewegt die Jugendlichen jetzt?
Benjamin: Man spürt, dass der Ernst dieser Sache bei Jugendlichen wahrgenommen wird und dass man unter Jugendlichen auch das Gefahrenpotenzial erkennt.
Hanna: Viele haben sich auch schon selbst überlegt, was sie machen können. Das ist ein großes Thema für Jugendliche. Viele wollen wissen, wie sie beteiligt sein können.
Benjamin: Wir haben ziemlich schnell reagiert und hatten deswegen auch ein sehr positives Echo. Am einen Tag stand das mit dem Aufmarsch in der Zeitung, und schon am nächsten Morgen hatten wir unsere Flyer in den Schulen.
JuZ: Was erwartet ihr euch vom 14. September?
Benjamin: Sehr viel. Ich bin recht zuversichtlich, dass man es schafft, viele Leute auf die Straße zu bringen. Und wenn dann 10 000 oder mehr kommen, dann wird das ein Riesenerfolg.
Hanna: Ich hoffe, dass die Jugendlichen wirklich sagen, da will ich hingehen.
JuZ: Wie werdet ihr euch verhalten, wenn es zu Gewalttätigkeiten kommt?
Benjamin: Dazu wird es nicht kommen. Dieses Gewalt-Szenario ist doch völlig unrealistisch. Es wird ein massives Polizeiaufgebot geben - und es ist im Interesse aller, dass das Ganze nicht eskaliert. Es werden so viele Leute aus allen Altersgruppen auf der Straße sein, dass alle gemeinsam wohl vernünftig reagieren werden.
Hanna: Falls doch was wäre, würden wir von der Bühne aus ansagen, dass man Konflikten da aus dem Weg gehen soll.
JuZ: Verändert der NPD-Aufmarsch die Stimmung in Freiburg?
Benjamin: Wenn, dann positiv.
Hanna: Es ist für Freiburg so ein großer Tag, weil alle auf die Straße gehen. Ich finde es toll, dass gleich die ganze Stadt auf den Beinen war und aufgeschrien hat. Und Teil dieser Stadt zu sein, ist einfach toll.
JuZ: Was können Freiburger Jugendliche jetzt tun?
Benjamin: Am 14. September auf die Straße gehen - und am 22. September auf jeden Fall zum Wählen. Und sich überhaupt mehr mit Politik auseinander setzen, die Dinge kritischer betrachten und nicht alles als gegeben hinnehmen. Durch Engagement kann man etwas erreichen und es gibt auch viele Jugendorganisationen, die gehört werden.
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