Süße Mandeln fürs Glück
Franzosen schenken sich zur Kommunion, zur Hochzeit oder einfach so Mandeldragées in allen Farben.
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Was es mit den Dragées auf sich hat, kann man in der berühmten Dragéefabrik Braquier in Verdun erfahren, die es seit 1783 gibt. Die Bonbons entstanden so: Im Jahr 1220 hat ein Apotheker aus Verdun die Mandeln, die er für Gebäck brauchte, für den Transport haltbarer machen wollen. Er hat sie in Honig und Zucker getaucht und gemerkt, dass alles zusammen wunderbar schmeckt. Er nannte sein teures Bonbon "Epice", das heißt Gewürz. Wahrscheinlich hätte er niemals gedacht, dass er damit berühmt werden würde: Die reichen Leute wollten wie verrückt diese Dragées, mit der Zeit dachten sie, sie hätten heilende Kräfte und seien ein Medikament. Sie glaubten, es würde Frauen und Männer fruchtbarer machen, so dass sie leichter Kinder bekämen. Sogar am Königshof aßen alle diese Bonbons aus "amandes" (Mandeln) und "sucre" (Zucker). Napoleon steckte sie sich genauso in den Mund wie der frühere französische Präsident Charles de Gaulle. Heute stecken sie auf Hochzeitstorten und auch die Gäste bekommen welche geschenkt.
In Verdun kann man die Dragéefabrik besuchen. 20 Dragisten in weißen Mänteln arbeiten dort. Sie machen alles noch mit der Hand: Sie schauen jede Mandel an, ob sie die richtige Größe hat. Dragéekessel die vorne offen sind, drehen sich. Die Dragées rascheln vor sich hin. Die Dragisten gießen mit einer Kelle immer wieder den Zuckersirup auf die Mandeln, während heiße Luft hineingeblasen wird. Heute gibt es 60 verschiedene Sorten: Rosafarbene und hellblaue, die für Mädchen und Jungs bei ihrer Kommunion bestimmt sind. Dragées mit Krokant-, Pistazien-, Schokoladen- oder Haselnussfüllung in allen Farben und Formen. Andere sehen aus wie Kaffeebohnen oder Oliven oder sogar wie Kieselsteine. Es gibt auch vergoldete und versilberte Bonbons, die sehr teuer sind: "Vor allem die Scheichs in Saudi-Arabien essen die gerne", sagt Patrick Heusele, der Chef der Fabrik. Für Kinder gibt es noch das Riesendragée, das unterschiedliche Farbschichten hat, wenn man davon abbeißt. Die Franzosen kaufen die Bonbons meistens in den guten Konditoreien, den "Confiseries".
Die Bonbonfabrik in Verdun macht aber noch etwas Außergewöhnliches: die Schokoladen-Bombe. Herr Heusele sagt, dass vor allem die Engländer sie kaufen und bei Festen auf den Tisch stellen: Sie ist so hoch wie vier Kinderfäuste übereinander und kostet fast 100 Euro. Oben schaut eine kleine Zündschnur heraus: Wird sie angezündet, explodiert das Geschoss und es fallen ganz viele Dragées heraus. Manche finden es nicht so lustig, dass so was in einer Stadt hergestellt wird, in der durch Bomben viele Menschen gestorben sind. "Die Schokoladenbombe ist aber schon älter als der Erste Weltkrieg", sagt Patrick Heusele. Und er versichert: "Verletzte mit der Schokoladenbombe gab es noch nie."
Michael Neubauer
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