Regionaler Ausbildungsmarkt

Südbaden: Junge Leute haben bei Lehrstellen die Wahl

Die gute Konjunktur und der demografische Wandel kommen jungen Leuten in der Region beim Start in den Beruf zugute. Momentan gibt es sechs Mal so viele offene Stellen wie unversorgte Bewerber.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
1/2
Ein Auszubildender in einer Orgelbauwerkstatt, wie sie es zum Beispiel auch in Waldkirch gibt. Foto: dpa
Zum Beginn des Ausbildungsjahres blieben zwischen Lörrach und Offenburg 130 Bewerber unversorgt, aber 830 Stellen unbesetzt. Das geht aus Daten der regionalen Arbeitsagenturen hervor. Sie zogen mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südlicher Oberrhein und der Handwerkskammer Freiburg erste Bilanz des Lehrjahres. "Die Zahl der unbesetzten Lehrstellen ist auf Rekordhöhe gestiegen", so der Chef der Freiburger Arbeitsagentur, Christian Ramm. "Die Ausbildungsbereitschaft vieler Unternehmen ist weiter groß, aber in einigen Branchen macht sich Resignation breit. Viele Lehrstellen werden uns nicht mehr gemeldet, weil die Betriebe davon ausgehen, sie ohnehin nicht besetzen zu können."

Auch bei der IHK herrscht akuter Nachwuchsmangel. Die Zahl der abgeschlossenen Lehrverträge ist seit dem Jahr 2011 um etwa 500 auf 4000 gesunken. "Das liegt am demographischen Wandel und der Konkurrenz der akademischen Berufe", so IHK-Präsident Steffen Auer. Weil demnächst viele geburtenstarke Jahrgänge aus dem Erwerbsleben ausscheiden, sieht er "ein Riesenproblem" auf die Wirtschaft zukommen. Er rief daher die Firmen auf, sich stärker um die Integration von Flüchtlingen zu bemühen.

Integration dauert viele Jahre

Arbeitsagenturen und Kammern warnen aber vor zu hohen Erwartungen an eine rasche Integration zahlreicher Zuwander. Das sei ein Projekt vieler Jahre. Mit einem neuen Programm "Junge Flüchtlinge in Ausbildung" (Jufa) bereiten die Arbeitsagenturen in Freiburg und Offenburg Schutzsuchende auf den Beginn einer Lehre im kommenden Herbst vor – es geht dabei insgesamt um 24 Plätze.

Elisabeth Giesen, Vizechefin der Arbeitsagentur in Offenburg, wies darauf hin, dass zahlreiche Berufe offenkundig unattraktiv seien. So kämen in der Ortenau auf 71 gemeldete Stellen für Fleischereifachverkäufer sieben Bewerber.

Während es beispielsweise bei Groß- und Außenhandelskaufleuten deutlich mehr Stellen als Bewerber gebe, sei es bei den verwandten Industriekaufleuten anders herum. "Das ist mit Sicherheit auch eine Frage der Ausbildungsvergütung", so Giesen. Johannes Ullrich, der Chef der Handwerkskammer, räumte angesichts eines ungebrochenen Ansturms auf die Universitäten und Fachhochschulen ein: "Wir müssen viele Handwerksberufe attraktiver ausgestalten."

Work-Life-Balance

Neben der Entlohnung spiele für die jungen Leute bei der Wahl ihrer Ausbildung laut Giesen "zunehmend die work-life-balance eine Rolle". Sie wüssten, so Freiburgs Agenturchef Ramm, dass ihnen die gute Lage am Ausbildungsmarkt in die Karten spiele. Mehr und mehr Schulabgänger fühlten sich nicht mehr so unter Druck, direkt nach der Schule auf der Suche nach einer Ausbildung nicht besonders wählerisch zu sein und gleich zuzugreifen. Heute seien viele bereit, auf ihre Wunschausbildung zu warten – und die Zeit etwa mit Auslandsaufenthalten zu überbrücken.

Mehr zum Thema:

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel