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Sturzflug in Mettmann

Abstürzen will gelernt sein - in Europas einziger Stuntschule für Kinder.  

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Vanessa brennt an Armen und Beinen, doch sie spürt das Feuer nicht. Das Mädchen bibbert vor Kälte. Und läuft dabei Zickzack. "Hilfe!" schreit die Zwölfjährige. Nach zehn Sekunden lässt sie sich auf eine Glasfaserdecke fallen. Man wirft Decken über sie, um das Feuer zu ersticken. Keiner braucht die Feuerlöscher. Vanessa steht wieder auf, Dampf und Rauch strömen aus ihren Kleidern, als habe man einen Würstchengrill gelöscht. Sie lächelt gequält: "Mir ist kalt!"

Das Mädchen hat in der Stuntschule "Movie-Kids" einen Feuerstunt vorgeführt. Dafür trug sie unter Pulli und Jeans einen Schutzanzug. An ihrer Kleidung hingen Stofflappen, getränkt in Benzin. Bevor Vanessas Stuntlehrer diese anzündeten und sie dann loslief, musste sie sich zur Sicherheit mit Wasser begießen lassen. Weshalb sie so fror. Gebrannt haben nur die Stoffläppchen.

"Wir halten uns streng an die Sicherheitsvorschriften", betont Manfred Kaufmann, der die Kinder-Stuntschule in Mettmann bei Düsseldorf leitet. Es sei die einzige in Europa. Manche Kinder kommen auch zu Filmeinsätzen bei Action-Sendungen wie "Cobra 11", ein Schüler doubelte die schwierigen Szenen des "Kleinen Vampirs", andere spielten bei "Bibi Blocksberg" mit. Doch für die meisten ist die Schule kein Sprungbrett zum Film, sondern ein Freizeitspaß. 40 Jungs und Mädchen kommen regelmäßig zum Training am Samstag. Schulleiter Kaufmann betont, dass auch Pädagogen anwesend seien - und es nicht nur um das Vergnügen gehe. "Die Kinder sollen ihre Grenzen kennen lernen, aber auch Teamfähigkeit üben." Jeder müsse auf den anderen achten. Vertrauen sei wichtig: "Hier wird keiner zu irgendwas gezwungen."

Das Trainingsprogramm ist vielfältig. Beim Bühnenboxen lernen die Kinder, geschickt aneinander vorbeizuschlagen, auf Inlinern simulieren sie Unfälle. Ein Höhensprung geht zwei bis sieben Meter in die Tiefe. Stockkampf, Treppenstürze und Pferdestunts finden ebenfalls statt. Filmblut und Crashglas gehören auch dazu. Crashglas ist ein Spezialglas, bei dessen Zerbrechen sich niemand verletzt.

Alisa rennt auf ein Auto zu. Sie springt flott auf die Motorhaube - und sollte sich dann auf dem Dach abrollen. Doch ihre Rolle ist ein seitliches Drehen. "Das wird noch perfekt", tröstet Stuntlehrer Dennis. Auch die anderen haben Schwierigkeiten. Alisa fasst sich nach drei Versuchen an die Schulter: "Aua, das tut weh."

Empfindsam wie die Prinzessin auf der Erbse sollte keiner sein. Blaue Flecken kommen vor. Doch mit dem Risiko darf hier keiner spielen. Und die Schüler sollen erkennen, dass Gewalt im Kino und Fernsehen nur ein Schauspiel ist. Der Schulleiter hofft, dass die echte Gewalt so ihre mögliche Faszination verliert. Weil man nun weiß, dass keiner den anderen wirklich tritt oder schlägt. Und ein brennender Mensch höchstens friert.

Annette Zellner

Weitere Informationen: http://www.movie-kids.de

Ressort: Zisch

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