"Stottern darf sein, Stottern ist okay"
BZ-INTERVIEW: Der Logopäde Karl Schneider über Therapiemöglichkeiten und den Umgang mit dem Stottern.
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Wer stottert, muss sich nicht verstecken. Man könne sich damit arrangieren, sagt der Logopäde Karl Schneider im Gespräch mit Bernhard Hiergeist.
Schneider: Ja, es gibt eine Anfälligkeit. Es ist auch möglich, dass es auftritt, weil sich im Gehirn etwas verändert hat, zum Beispiel durch Sauerstoffmangel. Aber das ist sehr selten.
BZ: Gibt es Medikamente dagegen?
Schneider: Nein, zumindest keine, die die Ursachen beheben.
BZ: Welche Therapieansätze gibt es gegen das Stottern?
Schneider: Man kann die Sprechmuster verändern, das Sprechen langsamer machen oder betonter. Insgesamt flüssiger. Eine andere Möglichkeit ist, am Stottern zu arbeiten, zu seinem Stottern zu stehen und es lediglich zu variieren.
BZ: Was bedeutet das?
Schneider: Zu akzeptieren, dass es manchmal auftreten kann. Dann darf es sein, es ist okay. Es heißt auch, zu wissen: Ich kann mein Stottern so verändern, dass es seltener auftritt. Ich kann das Stottern weicher machen und harte Blockaden auflösen.
BZ: Welchen Ansatz bevorzugen Sie?
Schneider: In der Therapie setzt man inzwischen auf eine Kombination von beiden Ansätzen.
BZ: Was würden Sie Eltern von stotternden Kindern empfehlen?
Schneider: Sie sollten sich fachmännisch beraten lassen, sobald sie beunruhigt sind. Ein gelassener Umgang mit dem Stottern kann dem Kind helfen. Man sollte keinen Druck aufbauen im Sinne von: Sprich doch mal richtig.
BZ: Übernimmt die Krankenkasse die Behandlung?
Schneider: Die Krankenkasse bezahlt die Behandlung bei seriösen Therapien bis zum 18. Lebensjahr. Danach übernimmt sie 90 Prozent der Kosten.
BZ: Reicht die Therapie allein?
Es ist sehr wichtig, auch das Umfeld wie Schule und Freunde miteinzubeziehen. Vielleicht kann man einen Lehrer dazu bewegen, sich online zu informieren. Vielleicht nutzt man das in Absprache auch für eine Schulstunde zum Thema, wenn die Zeit im Stundenplan reicht.
BZ: Ist Stottern vollständig kurierbar?
Schneider: Drei bis fünf Prozent der Kinder haben beginnendes Stottern, es wird aber nur bei einem Prozent der Erwachsenen chronisch. Die vollständige Heilungsquote ist also hoch. Aber auch wenn es chronisch wurde: Eine Therapie kann das Stottern enorm reduzieren. Behandlungen gelten auch nicht nur als erfolgreich, wenn jemand gar nicht mehr stottert. Ein Beispiel: Jemand stottert noch, traut sich durch die Therapie aber alles zu sagen, was und wann er möchte. Ob er sich geheilt fühlt, kann nur er selbst entscheiden.
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