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S einen Berliner Dialekt hat er bis heute nicht abgelegt, auch nicht nach 47 Jahren in Baden. "Wissen Se", sagt er dann oder "Ick wees noch genau", und die Namen der Stadtteile und Straßen gehen ihm über die Lippen, als gäbe es auch im badischen Bühl eine "Leipziger Straße" und eine "Stalinallee, heute heißt se wieder Frankfurter Allee", als wären der "Alex" und die "Weberwiese" Plätze aus seiner neuen Heimat. Dabei ist Siegfried Siewert gar kein Berliner. Die Geschichte hat den gebürtigen Schlesier zuerst in den Ostteil der geteilten Stadt und dann in die badische Provinz gespült, und Siegfried Siewert schwamm irgendwie immer nur mit. Er hat sie nicht gestaltet, er war nie Akteur. Selbst an jenem einen Tag vor 50 Jahren, an dem Siegfried Siewert zum ersten und - es sollte sich zeigen - zum letzten Mal an einer Demonstration teilnahm.
"Ach wissen Se", sagt er, "unter dem Tisch hat es schon lang rumort." Und als wäre er sich nicht ganz sicher, dass sein Gesprächspartner die Redewendung auch kennt, nimmt der 73-Jährige seine breite rechte Schreinerhand vom Küchentisch und führt sie unter der Platte hin und her. Es war ein sehr unbestimmtes Rumoren, die Leute haben gemurrt, weil es in den Geschäften nicht das zu kaufen gab, was sie suchten; weil es eine Wurst nur auf Lebensmittelkarte gab, und "die Bockwurst am Bahnhof viermarkfuffzich" gekostet hat, wofür Siegfried Siewert, Tischler in der Möbelfabrik Weißensee, drei ...