Satelliten-Internet

Startschuss fürs Internet aus dem All

Tausende Satelliten sollen bald schon in den Orbit geschossen werden, um das Netz in die entlegensten Regionen zu bringen. Passende Endgeräte gibt es noch nicht.  

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Illustration eines OneWeb-Satelliten  | Foto: dpa
Illustration eines OneWeb-Satelliten Foto: dpa

PARIS (dpa). In der Wüste mal kurz die Mails checken, im Dschungel die neusten Nachrichten lesen? An mobiles Internet haben sich die meisten Menschen gewöhnt. Aber es gibt Orte, da würden wohl die wenigsten mit Internetempfang rechnen. Neue Projekte versprechen nun, die gesamte Welt mit günstigem Internetzugang zu versorgen – mithilfe von Satelliten im Weltraum. Kann das funktionieren?

One-Web-Satellites heißt ein Vorhaben. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus und dem US-Telekommunikationsunternehmen One Web, hinter dem Internetpionier Greg Wyler steht. Airbus ist für die Entwicklung der Satelliten zuständig. Am heutigen 27. Februar sollen die ersten von ihnen an Bord einer Sojus-Rakete vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ins All geschossen werden. Hunderte weitere sollen in den kommenden Jahren folgen – mit dem Raketenbauer Arianespace sind aktuell 21 Raketenstarts vereinbart. "Die Konstellation ist auf 900 Satelliten ausgerichtet", erklärt Nicolas Chamussy, Leiter der Raumfahrtsparte von Airbus.

Das Neue an dem Projekt ist, dass die Satelliten auf eine niedrige Erdumlaufbahn von 1200 Kilometern gebracht werden sollen. Aktuell gibt es Satelliten-basiertes Internet in der Regel von sogenannten geostationären Satelliten, die die Erde in mehr als 35 000 Kilometern Entfernung umrunden. Ebenfalls besonders ist, dass die Satelliten in Massenproduktion gefertigt werden – mehrere täglich werden gebaut. Sie sind kleiner und leichter als gewöhnliche Satelliten, daher kann mit einem Raketenstart gleich eine Reihe von ihnen ins All befördert werden.

Wie gut die Qualität des Internets sein wird, lasse sich vorher nicht exakt sagen, erklärt Roland Bless vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). "Weil die Satelliten eine relativ niedrige Umlaufbahn haben, ist davon auszugehen, dass die Verzögerung im Vergleich zu herkömmlichen Satellitenverbindungen recht kurz sein dürfte." Eine geringe Verzögerung ist ein wesentlicher Faktor für schnelles Internet. Allerdings sieht der Experte auch einen Nachteil in der Nähe zur Erde. "Die Funkfrequenzen dürften relativ hoch sein. Das heißt, Wetterbedingungen wie Nebel oder Wolken können die Empfangsbedingungen beeinflussen."

Außerdem müssen die Satelliten regelmäßig ausgetauscht werden, denn ihre Lebenszeit ist begrenzt. Dadurch, so Kritiker, entsteht eine Menge Weltraumschrott. Chamussy von Airbus verweist auf ein französisches Gesetz, wonach ein Satellit, der von Frankreich aus startet oder dort entwickelt wurde, auch wieder aus dem Orbit geholt werden muss. Zwar könne er das nicht für jeden einzelnen Satelliten garantieren, prinzipiell aber bestehe die Verpflichtung sicherzustellen, dass kein Weltraummüll entsteht.

Nicht nur One-Web-Satellites tüftelt am Internet aus dem All. Das kanadische Unternehmen Telesat will mit seinem Projekt Telesat-Leo ab 2022 weltweiten Service anbieten. Auch das amerikanische Raumfahrtunternehmen Space-X arbeitet an einem ähnlichen Vorhaben und will noch mehr Satelliten ins All bringen als One Web: Tausende sollen es werden. Erste Satelliten wurden Anfang 2018 mit einer Falcon-9-Rakete ins All gebracht.

Gibt es also in wenigen Jahren überall auf der Welt Internet? "Nun ja, vieles ist auch noch unklar", gibt Bless vom KIT zu bedenken. Prinzipiell sei es schon denkbar, den Großteil der Erde auszuleuchten. Auch Orte ohne schnelles Internet in Deutschland könnten vom Weltraum-Netz profitieren. Allerdings brauche es dazu neu Empfangsgeräte, die das Signal der Satelliten umwandeln können. Mit den heutigen Smartphones oder Computern kann man das Signal nicht nutzen. Denn der Empfang würde nicht – so wie bislang – über Funkmasten erfolgen, sondern auf direktem Weg vom Satelliten ins Handy oder den Computer eingespeist werden.
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