Argumente für Jubiläum

St. Blasiens Hotel Klosterhof blickt auf tausend Jahre der Gastlichkeit zurück

Könnte das stadteigene Hotel Klosterhof sein 1000-jähriges Bestehen feiern? Sicher nicht, soweit es nur das Gebäude betrifft. Aber die Geschichte liefert dennoch Argumente für das bedeutende Jubiläum.  

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Das Hotel Klosterhof in St. Blasien, r...es,  befindet sich im Besitz der Stadt  | Foto: Horst A. Böß
Das Hotel Klosterhof in St. Blasien, rechter Flügel des Torgebäudes, befindet sich im Besitz der Stadt Foto: Horst A. Böß
Unübersehbar erhebt sich mitten im Ortszentrum das machtvolle, etwas mehr als 250 Jahre alte Torgebäude als Eingang zum einstigen Klosterbezirk. Der prächtige Bau beherbergt heute im östlichen Teil das Rathaus und im westlichen Gebäudeflügel das stadteigene Hotel mit Restaurant Klosterhof. Rund 250 Jahre des Bestehens und der Gastlichkeit sind auch schon eine stolze Zahl, ein Tausender wäre natürlich unübertrefflich.

Vor fünf Jahrzehnten hat Bernhard Steinert, der vorzügliche Chronist der nachklösterlichen Zeit St. Blasiens, den Gedanken entwickelt, dass es vom städtischen Hotel eine direkte und ununterbrochene Aufgaben- und Traditionslinie zurück zum ersten Gästehaus des noch bescheidenen Klosters bald nach dem Jahr 1000 gebe, somit also bis in unsere Zeit ein Jahrtausend des Willkommens und der Beherbergung von Gästen angedacht werden könne.

Offenheit verpflichtend für die Benediktiner-Abtei

Dem aus Höchenschwand stammenden ersten Abt Beringer (verstorben 1045) wird als Bauherr das noch heute bestehende, mehrfach veränderte und umgebaute (deutlich und prägend im Jubiläumsjahr 1983) Haus des Gastes zugeschrieben, dessen unsichtbare Grundmauern seiner Regierungszeit zugeschrieben werden. Es würde den Umfang dieser Zeilen erheblich überfordern, alle klostereigenen Gästegebäude die Jahrhunderte hindurch in Erinnerung zu rufen. Sie alle bestärkten die verpflichtende und zwangsläufige Offenheit der Benediktinerabtei, Gäste – auch in der Eigenschaft als Pilger zu einem bedeutenden religiösen Zentrum – und offizielle Besucher der Abtei und vor allem auch der Äbte angemessen unterzubringen und zu verköstigen.

Die vom Kloster seit der Vollendung des Torgebäudes 1767 engagierten Pächter hielt es nicht lange auf dem mönchischen Gasthaus. Der Chronist Franz Xaver Weiss schrieb von einer "Zwangswirtschaft", vielleicht eine Erklärung für den raschen Pächterwechsel unter der Regie des Klosters. Mit der viel zitierten und auch immer wieder geschmähten Säkularisation, also der Enteignung kirchlichen und klösterlichen Eigentums durch den Staat – in St. Blasien endgültig wirksam 1807 –, wird der großherzogliche badische Staat der erste Nachfolger als Betreiber des Klostergasthofs, dessen Name dann im 19. Jahrhundert bis heute zum Klosterhof verkürzt wird.

Flauten und Blütezeiten der Klosterhof-Geschichte

Der Staat, der andere Aufgaben hat als eine Gastronomie zu betreiben, übergibt den Auftrag an mehr oder minder erfolgreiche Pächter, deren Namensvielfalt im jetzigen Zusammenhang unerwähnt bleiben muss – mit einer einzigen Ausnahme: Otto Hüglin, der zu Beginn der 1880er Jahre das nachklösterliche Gastronomieerbe kauft und durch den Bau des legendären Kurhauses, etwa am Platz des heutigen Haus an der Alb, ergänzt. Der Name Hüglins und die verklärte Geschichte des entschwundenen Kurhauses dürften durch vielfache Berichte nicht völlig vergessen sein.

Das verflossene Jahrhundert seit dem Ende des 1. Weltkriegs, der langsamen Veränderung des großherzoglichen Kurorts und dem Erwerb des Klosterhofs durch die Stadt St. Blasien am 31. Mai 1926 ist eine durchgängige Klosterhof-Geschichte der Feste, der gepflegten Stammtische und großen Bürgerbälle, der häufig sich ablösenden Pächter, der Investitions- und Finanzsorgen durch den Eigentümer Stadt und der Flauten und Blütezeiten des sich behauptenden Betriebs im Herzen der Stadt, in der tausend Jahre ununterbrochener gastfreundlicher Tradition verpflichten.

Darin findet sich auch die Stadt St. Blasien wieder: "Wir haben die 1000-jährige Tradition des ersten Gästehauses in St. Blasien insofern genutzt, dass wir im Haus des Gastes vor zwei Jahren die Tourist-Information modernisiert haben", sagt Sprecherin Susanne Gilg."So geht die Geschichte, die vor fast 1000 Jahren als einfaches Gästehaus begonnen hat, als moderne und einladende Servicestelle – nicht nur zur Vermittlung von Unterkünften – nun weiter."
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