Sozialverbände: Wohnungsnot in Baden-Württemberg dramatisch
Das Leben im Südwesten wird für Menschen ohne Wohnsitz immer härter. Erneut erreicht die Zahl der Hilfesuchenden einen Höchststand, melden Wohlfahrtsorganisationen.
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Bei einer Stichtagserhebung wird an einem bestimmten Tag die Zahl jener Menschen erfasst, die in Einrichtungen der Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe Rat und Unterstützung suchen. Am jüngsten Stichtag, dem 27. September 2024, waren es laut dem Bericht der Liga der freien Wohlfahrtspflege insgesamt 13.394 Menschen. Das seien so viele Betroffene gewesen wie nie zuvor. Von ihnen seien 29 Prozent Frauen.
Die 353 teilnehmenden kommunalen und freien Träger der Wohnungsnotfall- und Straffälligenhilfe meldeten einen drastisch gestiegenen Bedarf an Hilfen an.
Acht Prozent aller gezählten Menschen (1.043) waren jünger als 25 Jahre. Auch die Zahl der über 50-Jährigen ist gestiegen (anteilig 42,6 Prozent). Etwa jeder vierte Betroffene besaß keine deutsche Staatsangehörigkeit, weitere 14 Prozent der Wohnungslosen mit deutschem Pass führten einen Migrationshintergrund an.
Besorgniserregend sei die steigende Zahl von Menschen in prekären Wohnsituationen oder ohne jede Unterkunft. Fast jeder Dritte gehöre bei der jüngsten Erhebung zur Gruppe derer, die sich in einer prekären Notversorgung befanden – also etwa bei Bekannten, in Notunterkünften oder Obdachlosigkeit. "Zunehmend mehr Menschen geraten unverschuldet in eine Spirale von Armut, die zu sozialer Benachteiligung und Exklusion, finanzieller Not und Erkrankung führt", analysiert die Liga. In der Folge steige das Risiko von Wohnungsverlust, Obdachlosigkeit und Verelendung. Denn wohnungslosen oder von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen sei der Zugang zu Wohnraum angesichts der zugespitzten Marktlage, steigender Mieten und einer nicht ausreichenden Zahl von Sozialwohnungen in den meisten Fällen verwehrt. Wohnungsnot sei nicht mehr nur ein Problem der Städte. "Die Zahlen verdeutlichen, dass Wohnungslosigkeit längst ein flächendeckendes Problem in Baden-Württemberg ist, welches Städte und ländlichen Raum gleichermaßen betrifft", sagte Liga-Vorstand Marco Lang. "Wohnungsnot ist kein Randproblem mehr, sondern eine akute soziale Krise, die bis in die Mitte der Gesellschaft reicht."
Die elf in der Liga organisierten Verbände sind nach eigenen Angaben die größten Anbieter von Diensten und Leistungen der sozialen Arbeit in Baden-Württemberg. Sie vertreten mehr als 410.000 Beschäftigte.