Nach vier Auftritten als „Ensemble in Residenz“ während der Jubiläumsspielzeit des Burghofs Lörrach kehrt das Delian::Quartett am 14. Juli mit einem besonderen Format zum Stimmen-Festival zurück: einem Programm über Bertolt Brecht, das die Streicherformation zusammen mit der großen Schauspielerin Angela Winkler auf die Bühne bringt.
Das Delian::Quartett ist bekannt dafür, gerne unkonventionelle Wege zu gehen. So traten die Geiger Adrian Pinzaru und Andreas Moscho, die Bratschistin Lara Albesano und der Cellist Hendrik Blumenroth während ihrer „Residenz“ im Burghof zusammen mit einem Clown, einer Jazzpianistin und einer Liedsängerin auf und visualisierten die Musik von Johann Sebastian Bach mit einer Videoprojektion.
Nun kommen sie wieder mit einer Hommage an den Dramatiker und Dichter Bertolt Brecht, für die sie Angela Winkler für Lesung und Gesang gewinnen konnten. Die in Berlin und der Bretagne lebende Theater und Filmschauspielerin ist sowohl als Sprecherin als auch als Sängerin zu erleben. „Das ist sehr eindrucksvoll“, sagt Geiger Andreas Moscho, „es gibt nicht viele Schauspielerinnen und Schauspieler, die diese Doppelrolle so ausfüllen können“. Als Brecht-Interpretin stehe Angela Winkler mit ihrer Gesangskunst in der Tradition legendärer Vorgängerinnen wie der genialen Schauspielerin und Diseuse Lotte Lenya. „Bei ihr steht das Wort im Zentrum, ihr Singen geht immer von der Wortebene aus, ist nah an der Wortbedeutung“, beschreibt Moscho den Gesang von Angela Winkler.
Ihr gemeinsamer Auftritt ist von der Stimmung und Dramaturgie her facettenreich und präsentiert verschiedene Seiten von Brecht. Neben nachdenkenswerten, kritischen Texten mit scharfem Blick auf die Welt und menschliche Abgründe gibt es auch zarte Liebeslyrik zu hören. Der politische und der private Brecht werden beleuchtet.
Den ersten Teil leitet Angela Winkler mit einem Text von Brecht ein, dann spielt das Delian::Quartett das vierte Streichquartett von Dmitri Schostakowitsch von 1949, das sehr ergreifend klingt, auch lyrischmelancholisch, und zum Teil Elemente der jüdischen Volksmusik aufgreift. In die besondere Atmosphäre, in die diese Musik die Zuhörer versetzt, trägt Winkler mehrere Texte von Brecht vor, darunter „Die Männer, die heimgeschickt werden“ und „Wenn die Haifische Menschen wären“. Dann„... würden sie natürlich auch untereinander Krieg führen, um fremde Fischkästen ... zu erobern“, heißt es in dem Text.
Im zweiten Teil folgen Vertonungen von Brecht-Texten durch kongeniale Komponisten wie Kurt Weill und Hanns Eisler, unterbrochen durch kleine Gedichte, ebenfalls aus der Feder Brechts. Angela Winkler, die durch Filme wie „Die Blechtrommel“ und „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ international berühmt wurde, singt Lieder von Kurt Weill wie „Berlin im Licht“, „Surabaya Johnny“ und „Nannas Lied“, aber auch Eislers „Lied vom kleinen Wind“ und die „Kinderhymne“.
Von Eisler erklingt zudem die Vertonung von „O Fallada, da du hangest“ - die erschütternde Klage eines Pferdes, das unter der Last der Fuhre zusammenbricht, von den Menschen zerfleischt wird und sich wehmütig erinnert, dass diese früher gut zu ihm waren. Ein bitteres, todtrauriges Lied über das Dunkle im Menschen und die Abgründe des Lebens.
Die Lieder von Weill, Eisler und Franz Servatius Bruinier auf Texte von Brecht wurden speziell für Singstimme und Streichquartett bearbeitet. Das Delian-Ensemble und Winkler bilden in diesen Interpretationen ein eindrückliches Quintett. Lieder und Lesung werden miteinander verflochten, so dass dichte Momente zwischen Empfindsamkeit, Ironie, Bitternis, Desillusion und Zärtlichkeit entstehen. Im Mittelpunkt, wie es sich für das Stimmenfestival gehört: die Stimme von Angela Winkler, mal gesanglich, mal bühnenliterarisch. „Es wird mit überraschend“, Sicherheit sagt Andreas Moscho über das Projekt, „es ist nicht nur der Brecht, wie man ihn erwartet.“ Roswitha Frey
Konzert: Delian::Quartett und Angela Winkler,
Sonntag, 14. Juli, 11 Uhr, Burghof Lörrach