Es sieht alles so selbstverständlich aus, wenn man als Besucher gemütlich zwischen den bunten Blumenbeeten einher spaziert oder sich entspannt das Bühnenprogramm am Marktplatz ansieht – doch hinter allem steckt eine akribische Planung. Von den Toiletten über den Sicherheitsdienst und den Stadtführungen bis hin zur Bühne und den Künstlern – an alles muss gedacht werden. Die Planungen für die Lahrer Blumenschau beginnen bereits mehr als ein Jahr vorher. Während die Blumenschau 2024 noch gar nicht begonnen hat, laufen also bereits erste Vorbereitungen für das nächste Jahr.
„Alles beginnt mit einem Motto“, sagt Friederike Ohnemus, die gemeinsam mit Martina Mundinger im Stadtmarketing federführend für Planung und Ausrichtung der weithin bekannten Veranstaltung ist. „Blühende Meisterwerke“ unter diesem Motto steht die Chrysanthema in diesem Jahr. „Der Leitsatz für das nächste Jahr fällt einem immer im Lauf der Veranstaltung ein“, sagt Ohnemus. „Dann ist man im Flow.“
In diesem Jahr mussten die Planerinnen also den gewählten Slogan „blühende Meisterwerke“ in die zweiwöchige Veranstaltung integrieren. „Es stellt sich die Frage, wie kann ich das Thema von allen Seiten bespielen?“, sagt Martina Mundinger. Ein Picasso-Beet könnte visuell ein Ansatz sein und was passt musikalisch dazu, welche Gruppe oder welcher Künstler könnte etwas Adäquates beitragen? Gibt es ein passendes Theaterstück?
Die Ausgestaltung des Programms bildet einen Schwerpunkt in den Planungen. Die Auswahl der Künstler treffen Ohnemus und Mundinger gemeinsam, die Verpflichtung der Musiker und Artisten wird dann in der Stadtverwaltung delegiert.
„Die Chrysanthema ist eine ganzjährige Aufgabe, die parallel zu allen anderen Veranstaltungen bewältigt werden muss“, sagt Mundinger. Die Bühne beispielsweise müsse stets zwei Jahre im Voraus gebucht werden, damit sie auch zum Veranstaltungstermin verfügbar ist, weil schlicht nicht jede Bühne auf den Marktplatz passe. Manches sei auch in mehrjährigen Verträgen geregelt.
Ansonsten gehen die Chefplanerinnen mit offenen Augen durch die Welt, beobachten, wo sich in Lahr und der Region etwas auftut oder entwickelt, was interessant für die Chrysanthema sein könnte. So entstand beispielsweise der Chortag vor einigen Jahren. „Man könnte dieses Modell nicht einfach in einer anderen Stadt umsetzen“, so Mundinger. „Die Gärtner beim Bau- und Gartenbetrieb sind inzwischen ausgewiesene Experten für Chrysanthemen. Sie züchten Sorten, die es nirgends zu kaufen gibt.“
Das Programm auf der Bühne wie auch in der Stadt sei handgemacht. „Wir könnten die Planung leicht in die Hände von Agenturen geben und hätten viel weniger Arbeit“, erklärt Mundinger. Doch das Einbinden von Kindergärten, Schulen, Vereinen und lokalen Musikern mache die Veranstaltung einzigartig und eben nicht austauschbar, die Einbindung der Menschen aus Lahr mache die Blumenschau, die im vergangenen Jahr rund 380.000 Besucher zählte, zu etwas Besonderem.
Zweimal im Jahr gebe es ein gemeinsames Treffen mit Vertretern aller beteiligten Institutionen wie SWEG, Feuerwehr, Polizei und Sicherheitsdienst zur Besprechung. Auch der Kontakt mit den Stadtführern sei elementar wichtig, denn sie stünden als Personen vor Ort im ständigen Dialog mit den Besuchern. „Sie werden vor der Chrysanthema geschult und im Nachgang wird besprochen, was ihnen aufgefallen ist“, sagt Mundinger. Hier herrscht ein Parkplatzproblem, dort fehlt eine Absperrung oder eine Beschilderung.
Letztlich muss auch der worst case einkalkuliert sein – ein Gebäudebrand in der Innenstadt, während auf dem Marktplatz 5000 Menschen die Schlagerparade verfolgen – nicht sehr wahrscheinlich, aber eben auch nicht unmöglich. Da müssen Sicherheitsabstände genau eingehalten, die Fluchtwege genau bemessen und gekennzeichnet sein.
Die Chrysanthema durchlaufe einen stetigen Prozess der Veränderung, wie Friederike Ohnemus erklärt, und auch wenn die Corona-Phase mit zwei ausgefallenen Veranstaltungen die schwierigste Zeit bisher gewesen sei, habe man sie genutzt, um das gesamte Konzept auf den Prüfstand zu stellen. Das Ergebnis war die Verkürzung von drei auf zwei Wochen, was von allen Seiten sehr positiv aufgenommen worden sei. „Gerade die Einzelhändler haben mit Personalnot zu kämpfen und können die zwei Wochen besser bewältigen“, sagt Ohnemus. Auch der Zeitraum bis zum Weihnachtsgeschäft sei nun länger, die Aufgaben besser zu meistern – für die Geschäftsleute, aber auch für die Stadtverwaltung selbst.
Erstmals in diesem Jahr gab es einen Chrysanthemenball, weil die Bewertung durch ein Symposium ergeben habe, dass die Veranstaltung stärker als gesellschaftliches Ereignis installiert werden sollte. Die Chrysanthemenkönigin erhielt ein moderneres und frischeres Outfit, weil sich die Zielgruppe hin zu jungen Familien erweitert habe, auch dank des Engagements des Waldkindergartens Flitzebogen, der sein Programm im Rathaushof jährlich neu dem Motto anpasse.
Die leuchtend bunten Blumenbeete und das inzwischen anspruchsvolle Programm hochkarätiger Künstler, so hätten Besuchererhebungen gezeigt, ergänzten sich gegenseitig. Viele Besucher kämen wegen des anspruchsvollen Programms in die Stadt und zeigten sich begeistert vom Blumenschmuck – und umgekehrt.
