Die Musikkapelle Grafenhausen hat Grund zum Feiern: 200 Jahre haben die Musikerinnen und Musiker der Kapelle Krieg und Frieden, Freude und Leid sowie Wohlstand und Armut überstanden. Der Spaß am Musizieren und anderen eine Freude zu machen stand jederzeit im Vordergrund – so auch beim Jubiläumsfest vom 15. bis 17. Juni.
Doch zunächst ein Blick zurück: Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts wurde in Grafenhausen jungen Leuten das Spielen auf Streich- und Blasinstrumenten beigebracht, um den Kirchengesang zu begleiten, so ist es in der Chronik des Vereins zu lesen. „Das jedoch die Musikanten nicht mehr nur Kirchenmusik machten, sondern schon längst auch bei weltlichen Festlichkeiten aufspielten“, veranschaulicht ein scharfer Hinweis des Pfarrverwesers Lösch, dem im frühen 19. Jahrhundert manches im musikalischen Wirken der Kirchenmusikanten nicht so recht gefiel. Der Überlieferung nach verkündete er am Fastnachtssonntag 1824, dass „am nächsten Mittwoch (Aschermittwoch) jede Art Musik und Lustbarkeit, folglich auch das Herumziehen mit den sogenannten Fastnachtsnarren, streng untersagt ist“.
Dies war wohl, will man der Vereinschronik glauben, die Geburtsstunde des Musikvereins. Denn eine Gruppe Musiker verselbstständigte sich daraufhin unter dem damaligen musikalischen Leiter Johann Baptist Weik.
Fortan wurde der Verein zu einem festen Bestandteil des Dorflebens. Bereits das 100-jährige Bestehen wurde 1924 groß gefeiert, wie in der Vereinschronik nachzulesen ist: „Das Fest selbst war ein voller Erfolg. Es begann mit einem Bankett im neuerbauten und festlich geschmückten Kronensaal. Im Mittelpunkt stand neben dem eigentlichen Festakt die Feier der 20-jährigen Tätigkeit des Herrn Wilhelm Schleicher als Dirigent der Kapelle. Bürgermeister Otto Debacher betonte das gute Verhältnis, das zwischen der Gemeinde und der Kapelle besteht.“ Demnach durchzogen am Festtag wohl 21 Vereine die festlich geschmückten Straßen des Dorfes bis zum Festplatz. Nach Krisenzeit und Geldverfall in der Inflation blickte man vor 100 Jahren hoffnungsvoll in die Zukunft, wie die Chronik zu berichten weiß.
Heute präsentiert sich die Musikkapelle Grafenhausen unter der Leitung der Vorsitzenden Gabriele Hertweck und des Dirigenten Steffen Jäger mit ihren 50 großteils jungen Musikerinnen und Musikern als moderner und innovativer Verein, der neue Wege geht. Entsprechend ließ der Verein es sich nicht nehmen, seinen 200. Geburtstag an gleich drei Tagen, vom 15. bis 17. Juni zu feiern. Hertweck freut sich sehr auf das Jubiläumsfest: „Die Vorbereitungszeit hat uns richtig zusammengeschweißt. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit unserem Fest ein breites Publikum ansprechen – ob jung oder alt, musikinteressiert oder nicht.“ Musikalisch unterstützt wird die Kapelle dabei von zahlreichen Vereinen aus der Region. Los geht es mit einem Bobby-Car-Cup am Samstagmittag ab 12 Uhr, es folgt am Abend ein Konzert der Neun-Mann-Besetzung „Polka Satt“ und Unterhaltung mit der Brassband Viera Blech. Mehr Blasmusik erwartet die Besucher am Sonntag zum Frühschoppenkonzert mit anschließendem Sternmarsch und Nachmittagsprogramm. Den Abschluss bildet am Montag der Feierabendhock mit Musik von den „Fäschdlibloser“.