Hautpflege per Youtube
"Skinfluencer" lesen auch die Liste der Inhaltsstoffe auf der Cremetube
In den sozialen Netzwerken haben sie Millionen Zuschauer: Sogenannte Skinfluencer geben Pflegetipps für die Haut und beurteilen Produkte. Medizinisch ausgebildet sind die wenigsten von ihnen.
Weronika Peneshko
Mo, 26. Jul 2021, 20:00 Uhr
Panorama
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"Was ist deine Hautpflege-Routine?", ist zu einer wichtigen Frage geworden. Damit ist mehr als nur Wasser, Handtuch und Creme gemeint. So zeigt etwa die Schauspielerin Madelaine Petsch in einem Video für das Mode-Magazin Vogue auf Youtube ihre morgendliche Hautroutine. 38 Handgriffe seien dafür nötig: "Ich mag es, mir Zeit zu lassen. Wenn das bedeutet, dass ich morgens zwei Stunden länger brauche, dann mache ich es." Das Video wurde 8,6 Millionen Mal aufgerufen. Die Arbeit der Skinfluencer – ein Kofferwort aus "skin" (Haut) und "Influencer" (Beeinflusser) – in den sozialen Medien geht allerdings über derartige Videos hinaus. Sie sprechen über Inhaltsstoffe, Umweltverträglichkeit und Tierversuche.
Dermatologin und Autorin Yael Adler sieht Skinfluencer eher kritisch. "Es ist gut und wichtig, sich mit Inhaltsstoffen auseinanderzusetzen, da sollten die Menschen mündiger werden", sagt sie. Skinfluencern fehle aber oft die medizinische Ausbildung, das Verständnis für die Hautphysiologie und eine wirklich fachliche Expertise. Nach Adlers Ansicht wollen diejenigen, die eine Hautpflege-Routine empfehlen, Menschen häufig zum Kaufen bewegen. "Bei ihnen besteht oft ein wirtschaftliches Interesse." In ihrer Berliner Privatpraxis gibt Adler, die selbst einen Instagram-Kanal betreibt, ihren Patientinnen eine individuelle Beratung. Allgemeine Produktempfehlungen in der Öffentlichkeit macht sie aber nicht: "Das darf ich als Ärztin gar nicht. Und man kann gar keine pauschalen Produkt-Empfehlungen geben. Man muss jede Haut individuell und am besten den ganzen Menschen betrachten und beraten."
Laut Verbraucherzentrale haben die Videos der Skinfluencer sowohl positive wie auch negative Auswirkungen. "Bei Influencern stellt sich die Frage, welche Expertise und welches Eigeninteresse sie haben, um einen bestimmten Wirkstoff zu bewerben oder ein Produkt zu empfehlen", sagt Chemikerin Kerstin Effers. "Aber: Eigentlich ist es erstmal positiv, dass Verbraucher Produkte testen und dann anderen empfehlen oder eben nicht", erläutert die Medizinerin von der Verbraucherzentrale Daniela Hubloher. So sei man nicht nur auf die konventionelle Werbung angewiesen.
Darin sieht auch Influencerin Shenja ihre Aufgabe: "Was vorne auf der Verpackung steht, sollte man mit einem Augenzwinkern betrachten, weil es nur die Werbung für das Produkt ist – wirklich interessant ist die Rückseite."
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