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Zischup-Interview mit dem Arzt Thomas Geppert

"Sich auf die Patienten einlassen können"

Callum Siegfried und Manuel Wochner gehen in die achte Klasse der Freien Christlichen Schule in Freiburg. Im Rahmen von Zischup haben sie Manuels Onkel, den Oberarzt Thomas Geppert, zu seinem Berufsalltag befragt.  

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Thomas Geppert   | Foto: privat
Thomas Geppert Foto: privat
Zischup: Welche Voraussetzungen sehen Sie für den Beruf des Arztes?
Geppert: Für den Arztberuf sollte man vor allem kommunikationsfähig sein. Man sollte sich auf verschiedene Patienten einlassen können. Man sollte eine Grundgeduld für die Patienten aufbringen. Man sollte sich empathisch in die Patienten einfinden können. Man sollte deren Unsicherheit nachvollziehen können, wenn es um Diagnosen und insbesondere schwerwiegende Diagnosen geht. Der Arztberuf ist sehr vielseitig, es gibt viele verschiedene Fachrichtungen, wie beispielsweise Kinderärzte, Frauenärzte und Ärzte, die sich um alte Menschen kümmern. Ärzte, die sich um Unfallopfer kümmern, dürfen zum Beispiel keinen Ekel vor abgetrennten Gliedmaßen haben. Für mich im Rahmen der Inneren Medizin ist es ganz arg wichtig, dass ich viel kommunizieren und mich auf die Patienten einlassen kann sowie die Ängste und Sorgen der Patienten nachvollziehen kann.

Zischup: Wie verlaufen Studium und Ausbildung?
Geppert: Das Studium hat in den letzten Jahren eine deutliche Veränderung erfahren. Zu meiner Zeit waren das zwölf Semester, also sechs Jahre. Es gibt Semesterferien, in denen die Studenten lernen müssen. Der erste Teil erstreckt sich über vier Semester bis zum Physikum, das ist die erste große Hürde. Im ersten Teil werden die Grundlagen der naturwissenschaftliche Fächer gelegt, von denen die Biochemie für mich das schwierigste Fach war. Das Physikum ist eine Multiple-Choice-Prüfung. Danach kommt der klinische Teil und dauert acht Semester. Der klinische Teil führt zum Staatsexamen. Früher gab es zwei Staatsexamen, heute nur noch eins. Das Staatsexamen ist sehr schwer, da alle Fächer abgeprüft werden. Für die verschiedenen Fachgebiete wie zum Beipsiel die Anatomie und die Physiologie absolviert man mehrere Testate, das sind Zwischenprüfungen, die man bestehen muss. Im klinischen Teil wechselt man den Studienort und sammelt erste Erfahrungen in Krankenhäusern und mit Patienten. Ich lernte die Uniklinik Freiburg kennen. Der klinische Teil endet mit dem PJ, dem Praktischen Jahr. Dort betätigt man sich praktisch in den drei Fachgebieten Anästhesie, Chirurgie und Innere Medizin zu jeweils vier Monaten in einem Krankenhaus. Danach kommt die Prüfung des Staatsexamens. Wenn man die bestanden hat, ist man Arzt. Wenn man Facharzt werden will, muss man vier bis fünf Jahre in einem Krankenhaus in der Fachrichtung tätig sein. Ich bin allgemeiner Internist und bilde mich aktuell weiter zum Nephrologen (Facharzt für Nierenerkrankungen).

Zischup: Warum haben Sie den Bereich der Inneren Medizin gewählt?
Geppert: Ich habe meine Doktorarbeit und das PJ in der Anästhesie (Narkosekunde) gemacht. Die Frage ist berechtigt, warum ich kein Facharzt für Anästhesie geworden bin. Dort hat man aber nicht ganz so viel direkt mit den Patienten zu tun, man stellt Fragen als Vorbereitung für die Narkose und braucht ein umfassendes medizinisches Wissen. Die Beratschlagung der Patienten, die für mich sehr wichtig war und immer noch ist, ist nicht so intensiv wie bei der Inneren Medizin. In der Inneren Medizin beschäftigt man sich mit Krankheiten unterhalb des Zwerchfells, zum Beispiel mit den Organen Magen, Darm und Nieren. Das ist sehr interessant und man hat als Arzt mit vielen Krankheitsbildern zu tun. Die Beratschlagung der Patienten steht stärker im Vordergrund als in der Anästhesie, was ich sehr schätze.
Zischup: Was unterscheidet Sie von anderen Ärzten, zum Beispiel Allgemeinmedizinern?
Geppert: Allgemeinmediziner sind die klassischen Hausärzte. Sie bedienen ein breiteres Spektrum als die Fachärzte der Inneren Medizin. Ich führe oft Magen- und Darmspiegelungen durch, das macht ein Allgemeinmediziner nicht.

Zischup: Was lieben Sie an Ihrem Beruf, wo erfahren Sie Schwierigkeiten und Grenzen?
Geppert: Der Beruf ist sehr abwechslungsreich, man hat mit unterschiedlichen Patienten mit ähnlichen Krankheitsbildern zu tun. Das ist zu vergleichen mit dem Beruf des Lehrers, wo es einen Lehrplan gibt, aber immer unterschiedliche Schüler. Mir gefällt es den Patienten zu erklären, woher ihre Krankheit kommt und vor allem wie sie wieder aus ihrer Krankheit herauskommen. Ein Beispiel ist die Erkrankung Diabetes, die Zuckererkrankung. Bei der muss man sehr viel mit den Patienten reden. Schwierigkeiten erfahre ich, wenn es sehr stressig zugeht. Das ist der Fall, wenn zu wenig gut ausgebildetes Personal zur Verfügung steht oder wenn wir einen hohen Krankenstand schultern müssen. Zum Beispiel, wenn Assistenzärzte selbst krank sind oder die Nachtschicht mit Ärzten oder Pflegern oder Krankenschwestern unterbesetzt ist. Meine Grenzen sind gesetzt durch meine Angestelltensituation im Krankenhaus. Ich bin einem Chef unterstellt, der die grobe Richtung für seine Abteilung vorgibt. Man befindet sich in einem Team und arbeitet nicht komplett eigenverantwortlich, wie das ein Allgemeinmediziner tun kann.

Zischup: Welche Aufgaben und Verantwortungen haben Sie als Oberarzt?
Geppert: Als Oberarzt trage ich die Verantwortung für eine Station. Unter meiner Anleitung arbeiten Assistenzärzte, denen gegenüber ich als Oberarzt zur Ausbildung verpflichtet bin. Ich stehe für Rückfragen der mir nachgeordneten Stationsärzte beziehungsweise Funktionsärzte zur Verfügung, überwache verantwortlich die Tätigkeit der Assistenzärzte und halte mich im Nacht- und Wochenenddienst nach Dienstplan als sogenannter Hintergrundarzt für die Klinik bereit, in Form der Rufbereitschaft oder des Bereitschaftsdienstes.
Zischup: Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Geppert: Offiziell erstreckt sich der Arbeitsalltag zwischen acht Uhr morgens und 16.45 Uhr nachmittags, aber er dauert oft länger. Ich habe darüber hinaus auch regelmäßige Wochenendarbeit. Am Wochenende ist es abhängig von der Dialyse, der Blutwäsche. Samstags fange ich um sieben Uhr morgens an und sonntags gibt es keine Dialyse, deshalb fange ich erst um acht Uhr an.
Zischup: Welche Aufstiegsmöglichkeiten gibt es nach dem Oberarzt?
Geppert: Nach dem Oberarzt kann man noch Chefarzt werden. Allerdings sind die Stellen sehr begrenzt. Als Chefarzt muss man sich intensiv um organisatorische und verwaltungstechnische Angelegenheiten kümmern und hat weniger Zeit für die Patienten. Aus heutiger Sicht bin ich mit meiner Tätigkeit als Oberarzt zufrieden, weil ich die Zeit habe, mich um meine Patienten zu kümmern. Das ist für mich das Wichtigste am Arztberuf.

Ressort: Schülertexte

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