Schwelgerischer Pop
Andreas Bourani hat das 33. ZMF mit einem ausverkauften Konzert im Zirkuszelt eröffnet.
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Zwar hatte der 31-jährige Augsburger das Stück keineswegs mit Fußball im Kopf geschrieben. Seit die ARD das Lied zum WM-Song für ihre Berichterstattung aus Brasilien machte, ist es aber unabänderlich mit dem Turnier verbunden. Zur ausgedehnten Fassung nach 75 Konzertminuten holte Bourani auch noch einen passenden Gast auf die Bühne: den befreundeten Fußballweltmeister Sami Khedira. Der stand zwar etwas unsicher dort und verzichtete aufs Mitsingen, das wurde aber vom Publikum ohnehin übernommen.
Sicher der Höhepunkt des Abends, aber dennoch war der Auftritt von Bourani keines dieser Konzerte, die vor allem aus dem Warten auf den großen Hit bestehen. Stattdessen zeigten sich viele der aus einem breiten Altersspektrum stammenden Zuschauer beachtlich textsicher und feierten ihn nach jeder Nummer. Zwar hat der Sänger erst zwei Alben im Gepäck, zuletzt aber durch seine Teilnahme an Xavier Naidoos musikalischer Kuschelsendung "Sing meinen Song – Das Tauschkonzert" reichlich an Aufmerksamkeit gewonnen. Dort habe er neue Freunde gewonnen, berichtete Bourani und fügte bescheiden hinzu: "Dabei war ich derjenige, der von allen Teilnehmern die jüngste Karriere hatte."
Große Sprüche sind nicht die Sache des vermutlich aus Nordafrika stammenden Adoptivsohns deutscher Eltern, was ihn schon mal klar von Xavier Naidoo unterscheidet, mit dem er sonst öfter verglichen wird. Auch die großen Gefühle seiner Songs verpackt er meist in recht ruhige Nummern. Angesichts der stickigen Temperaturen im Zirkuszelt war das vielleicht auch kein Fehler, denn die waren schon eher Zumutung als ZMF-Folklore.
Das Programm enthielt alle aus dem Radio bekannten Hits, darunter den ersten Erfolg "Nur in meinem Kopf" ebenso wie "Auf anderen Wegen" und "Hey". Dazu kam noch als Zugabe das Marteria-Cover "Welt der Wunder". Musikalisch ist das meist schwelgerischer Pop. Live wird das Tempo gerne noch mal ein gutes Stück rockig angezogen, was den Songs durchaus gut bekommt.
An den Texten scheiden sich dagegen etwas die Geister, denn die sind stark in der Kategorie "Lebenshilfe" verankert. So heißt es in "Hey" etwa: "Sei nicht so hart zu dir selbst/ Es ist okay, wenn Du fällst/ Auch wenn alles zerbricht/ Geht es weiter für dich." Das ist erst einmal nicht verkehrt, wirkt auf Konzertlänge aber doch etwas wie eine Aneinanderreihung von Banalitäten. Die meisten Besucher dürften dieser kritischen Einschätzung aber wohl entschieden widersprechen – wie die junge Frau, die im hinteren Bereich praktisch jeden Song mit geschlossenen Augen mitsang und – litt. Und am Ende zählt ja immer, was der Song dem einzelnen Zuhörer bedeutet. Vom Schwulst eines Naidoo sind die Stücke jedenfalls immer noch meilenweit entfernt.
Beeindruckend singen kann Bourani auf alle Fälle, eine sympathische Ausstrahlung hat er auch, aber für sein nächstes Album erhofft man sich doch noch etwas Weiterentwicklung des vorhandenen Potentials jenseits des zuverlässigen Formatradio-Futters.
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