Zischup-Interview mit Lilian Bosch vom Schülercafé in Lörrach
"Schüler sollen gerne ins Kamel-ion kommen"
Das Schülercafé des Christlichen Vereins Junger Menschen, kurz CVJM, steht in Lörrach auf dem Campus Rosenfels. Geleitet wird es von Sibylle Burkart. Zischup-Reporterin Lilian Bosch, Neuntklässlerin des Hebel-Gymnasiums hat sie interviewt.
Lilian Bosch, Klasse 9a, Hebel-Gymnasium & Lörrach
Di, 7. Apr 2015, 16:30 Uhr
Schülertexte
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Zischup: Wie kam das Kamel-ion zu seinem Namen?
Burkart: Das ist eine häufig gestellte Frage und nicht ganz leicht zu beantworten, da dies vor meiner Zeit war. Es gab einen Namenswettbewerb unter den Schülern und der Name Kamel-ion hat gewonnen. Ich kenne die Überlegungen des Worterfinders nicht, weiß auch nicht, wer es war. Auf jeden Fall ist der Name aus vielerlei Gründen sehr passend für unsere Arbeit: Zum einen steckt da das Tier Chamäleon drin, das man zwar ganz anders schreibt, das sich aber ähnlich anhört. Das Chamäleon ist ein sehr anpassungsfähiges, wandelbares und farbenfrohes Tier – all das trifft auch auf unsere Arbeit zu. Dann steckt in dem Wort auch Kamel. Das wiederum ist ein sehr belastbares Tier, das oft in Wüstengegenden unterwegs ist und seinen Wasservorrat und seine Kraft in Oasen auftankt. Auch das ist ein schönes Bild. Wir wollen gerne ein Ort sein, an dem Schüler auftanken können und gleichzeitig wissen wir als Christen im CVJM auch, wie wichtig es ist, im Glauben für den Alltag aufzutanken.
Zischup: Wie kam es zur Gründung vom Kamel-ion?
Burkart: Wir hatten damals hier in diesem Haus in der ersten Etage schon Räume für den CVJM angemietet. Drunter und drüber war noch je eine Wohnung, oben ist jetzt noch eine, unten nicht mehr. Damals hatten wir eine Mitarbeiterin, die hat ganz tolle Jugendarbeit gemacht und in Hüsingen gewohnt hat. Ihre Töchter gingen damals auf das Hans-Thomas-Gymnasium. Sie hat dann gemerkt, dass die Schüler in der Mittagspause oder überhaupt in den Pausen keinen Ort haben, an dem sie sich aufhalten können. Eine Mensa gab es damals auch noch nicht. Sie hat dann gedacht: Mensch, wenn wir die Wohnung da unten zu einem Schülercafe ausbauen könnte, wäre das für viele Schüler bestimmt ein tolles Angebot. Als die Mieter im Erdgeschoss dann auszogen, konnten wir die Räume mit einer Jugendgruppe zu einem Schülercafé umbauen. Am ersten Mai 1997 haben wir es dann eröffnet.
Zischup: Hatte das dann alles mit dem CVJM zu tun?
Burkart: Ja, der CVJM ist einfach der Träger dieser Arbeit. Viele Mitarbeiter sind auch vom CVJM, aber wir haben mittlerweile auch viele Eltern, vor allem Mütter, die stundenweise ehrenamtlich mithelfen. Dafür sind wir sehr dankbar.
Zischup: Wie sind sie dazu gekommen das Kamel-ion zu leiten?
Burkart: Petra Becker, die die Idee hatte, das Kamel-ion zu gründen, ist eine gute Freundin von mir, auch heute noch. Ihr Mann hat sich damals beruflich verändern müssen und sie sind deshalb nach Nürnberg gezogen. Und als wir miteinander überlegten, wie es mit dem Schülercafé weitergehen soll, da spürte ich einfach, dass das jetzt meine Aufgabe ist, und habe das dann damals übernommen. Das war im Jahr 2000.
Zischup: Was hat es mit dem FSJ auf sich?
Burkart: Petra Becker, ist eine sehr tatkräftige Frau, die ihre Ideen sofort umsetzt. Sie hat nicht lange gefragt: Kann ich das schaffen? Wie mache ich das? Sie hatte einfach die Idee und fing an! Und dann war sie erst mal zwei Vormittage da oder drei, alleine, und hat dann gemerkt: Das geht so nicht! Anfangs wurde sie praktisch von den vielen Schülern überrumpelt. Sie musste also möglichst schnell mehr Leute beschäftigen, die mithelfen. Und natürlich musste auch geklärt werden, wie das künftig zu finanzieren ist. So kam die Idee auf, einen Zivildienstplatz zu schaffen. Damals gab es das noch.
Die Stelle wurde dann auch genehmigt und bereits im zweiten Jahr hatten wir hier einen Zivildienstleistenden mit in der Arbeit. Die Stadt Lörrach hat uns unterstützt, indem sie die Personalkosten für den Zivildienstleistenden übernahm. Recht schnell war an allen Schultagen offen, dann hat man gemerkt, auch das reicht nicht und hat zusätzlich eine Stelle im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) geschaffen. Das FSJ ist geblieben, der Zivildienst wurde mittlerweile abgeschafft und durch den Bundesfreiwilligendienst ersetzt. Für uns ist der Einsatz der FSJler sehr wertvoll, denn nur so können wir die Arbeit bewältigen und an allen Schultagen öffnen. Zudem bringt es atmosphärisch noch etwas anderes rein, wenn junge Mitarbeiter mit im Team sind. Sie sind wie ein Bindeglied zwischen den Schülern und uns. Und die FSJler selbst haben noch ein Jahr, in dem sie für sich klären können: Was interessiert mich? Wo sind meine Stärken und Schwächen? Was will ich danach beruflich machen? Denn viele kommen ja, weil sie nicht genau wissen, was sie nach der Schule machen wollen. Und das soll das FSJ natürlich auch sein: ein Jahr der Orientierung.
Zischup: Kommen die meisten FSJler vom Hebelgymnasium und vom Hans-Thoma-Gymnasium (HTG) oder auch von anderen Schulen?
Burkart: Viele Jahre hatten wir überwiegend Schüler vom HTG, später dann auch vom Hebel. Wir hatten sehr oft Teams von den umliegenden Schulen, aber auch immer wieder Schüler, die sich von außerhalb beworben haben, also von anderen Schulen.
Zischup: Wie gehören Open-House und Schulsozialarbeit zum Kamel-ion ?
Burkart: Der CVJM bietet im Auftrag der Stadt schon einige Jahre Mittagsangebote an – zuerst nur auf dem Pausenhof, seit wir aber auch das Nebenhaus nutzen, auch im Open House. In der Mittagszeit sind da unsere FSJler anzutreffen. Es gibt einen Tischkicker, Spiele, Bastelmöglichkeiten und im Sommer auch Tischtennis und mehr. Zusätzlich ist im Haus auch die Schulsozialarbeit untergebracht, das ist der neuste Arbeitsbereich in der CVJM-Schülerarbeit. Die Schulsozialarbeit ist jetzt im dritten Schuljahr vor Ort, wir haben ein tolles Team, ab Januar sind drei Schulsozialarbeiterinnen vor Ort und für Schüler ansprechbar bei allen Sorgen und Problemen.
Zischup: Wie sieht die Zukunft des Kamel-ions aus, wird es noch Neuerungen oder Änderungen geben?
Burkart: Unsere jüngste Neuerung ist der neue Außenkiosk, der für alle Campusschüler offen ist. Wir freuen uns darüber, denn es wird die Pausenqualität für die Schüler erheblich verbessern. Die Stadt Lörrach hat die Planung und den Umbau durchgeführt und auch die Kosten getragen, dafür sind wir sehr dankbar. Die erste Idee zu einem Außenkiosk hatte ich bereits vor über fünf Jahren, aber manches braucht eben lange, bis es Realität wird. Umso schöner ist es, wenn es endlich Gestalt annimmt. Wir haben den ganzen Brötchenverkauf nach draußen verlagert, weil es drinnen einfach zu eng ist. Wir wünschen uns, dass das Haus bald in besserem Zustand ist. Es ist ein altes, sehr schönes Haus, aber es gibt unendlich viel zu renovieren. Wir wünschen uns, dass dieses Haus in absehbarer Zeit eine Rundumerneuerung erhält. Das würde die Aufenthaltsqualität für die Schüler und die Arbeitsbedingungen für uns erheblich verbessern. Wir sind hier zur Miete, weshalb wir vieles auch nicht selbst ändern können, aber wir hätten auch nicht das Geld dazu. Und ein persönlicher Wunsch von mir ist, dass die Schulen im Campus noch mehr zusammenwachsen. Im Schülercafé begegnen sich alle, auch Lehrer und Schüler, es spielt keine Rolle, wer welche Schule besucht. So wünsche ich mir, dass wir auch mit unserer Arbeit Spuren hinterlassen können, damit die jungen Menschen gerne an ihre Schulzeit im Campus Rosenfels zurückdenken!
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