Account/Login

Scholz: Hilfen für Opfer deutscher Besatzung in Polen

  • dpa &

  • Mi, 03. Juli 2024
    Deutschland

     

Das Thema Entschädigung belastete lange die deutsch-polnischen Beziehungen. Nun sollen Überlebende des Nazi-Terrors in Polen Unterstützung aus Deutschland erhalten.

Neustart der deutsch-polnischen Bezieh...Polens Regierungschef Donald Tusk (r.)  | Foto: Michael Kappeler (dpa)
Neustart der deutsch-polnischen Beziehungen: Kanzler Olaf Scholz mit Polens Regierungschef Donald Tusk (r.) Foto: Michael Kappeler (dpa)
Überlebende Opfer der deutschen Besatzung in Polen während des Zweiten Weltkriegs sollen von der Bundesregierung in Kürze finanzielle Hilfe erhalten. Zudem wollen Deutschland und Polen ihre Zusammenarbeit mit einem Aktionsplan auf eine neue Grundlage stellen. Dies sind Ergebnisse der deutsch-polnischen Regierungskonsultationen, die nach einer mehrjährigen Pause in Warschau stattfanden. Inmitten der Haushaltsverhandlungen war Kanzler Olaf Scholz (SPD) dafür in Begleitung von zwölf Bundes- und Staatsministern nach Polen gereist. Das Treffen markiert einen Neustart in den schwierigen Beziehungen zwischen beiden Ländern.

"Deutschland weiß um die Schwere seiner Schuld, um seine Verantwortung für die Millionen Opfer der deutschen Besatzung und um den Auftrag, der daraus erwächst", sagte Scholz bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Polens Regierungschef Donald Tusk. Deutschland stehe zu seiner historischen Verantwortung ohne Wenn und Aber. Nach Angaben von Tusk soll die finanzielle Unterstützung bereits in wenigen Monaten fließen.

In den vergangenen Jahren hatte die nationalkonservative PiS-Regierung, die Polen von 2015 bis 2023 führte, das Verhältnis zu Berlin mit antideutschen Tönen und Reparationsforderungen in Höhe von 1,3 Billionen Euro zerrüttet. Seit November 2018 gab es daher auch keine Regierungskonsultationen mehr. Im Dezember wurde die PiS-Regierung durch ein Mitte-Links-Bündnis unter Tusk abgelöst. Seitdem hat sich das Klima verbessert.

"Die Situation älterer Opfer ist eine, die uns sehr bewegt, und da werden wir auch Aktivitäten unternehmen," betonte der Kanzler. Scholz sagte nicht, wann und wie viel Entschädigung den etwa 40.000 noch lebenden Opfern der deutschen Besatzung Polens gezahlt werden soll. Verantwortung für die Vergangenheit bedeute auch Verantwortung für die gemeinsame Zukunft, sagte Scholz weiter. "Die Sicherheit Polens ist auch Deutschlands Sicherheit." Die Zusammenarbeit bei Sicherheit und Verteidigung solle ausgebaut werden. Man stehe fest an der Seite der Ukrainerinnen und Ukrainer.

Tusk bezeichnete die Ankündigung des Kanzlers als Schritt in die richtige Richtung. "Es gibt keinen Geldbetrag, der all das ausgleichen würde, was im Zweiten Weltkrieg passiert ist", sagte er. Im formalen und rechtlichen Sinne sei die Frage der Reparationen abgeschlossen. Trotzdem könne die von der Bundesregierung versprochene Hilfe für die Opfer der Besatzung einer neuen Öffnung in den deutsch-polnischen Beziehungen dienen.

Polens Regierungschef betonte, angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zähle für ihn derzeit vor allem das deutsche Engagement für Sicherheit in Europa. Ein Projekt im Dienste der Aussöhnung ist der Bau des Deutsch-Polnischen Hauses in Berlin. Dieses soll an die komplizierte deutsch-polnische Geschichte und die brutale deutsche Besatzung während des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) erinnern und einen Ort des Gedenkens für die polnischen Opfer schaffen.

Ressort: Deutschland

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 03. Juli 2024: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
die Kommentarfunktion ist aktuell geschlossen, es können keine neuen Kommentare veröffentlicht werden.

Öffnungszeiten der Kommentarfunktion:
Montag bis Sonntag 6:00 Uhr - 00:00 Uhr


Weitere Artikel