"Schön ist, wenn ein älteres Tier ein Zuhause findet"
ZISCHUP-INTERVIEW mit Tina Gwildies vom Tierschutzzentrum Ehrenkirchen über Corona-Tiere und viele schwache Igelkinder.
Greta de Boer, Klasse 8a, St.-Ursula-Gymnasium (Freiburg)
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Im Tierschutzzentrum Ehrenkirchen finden Tiere von der Maus bis zum Pferd ein Zuhause. Die Tiere sind vorübergehend für eine Vermittlung dort, leben in der Wildtierstation oder auf dem Gnadenhof. Außerdem gibt es eine Tierpension. Greta de Boer aus der Klasse 8a des St.-Ursula-Gymnasiums in Freiburg hatte die Chance, die Leiterin des Tierschutzzentrums, Tina Gwildies, zu interviewen.
Gwildies: Bei mir hat es ursprünglich mit der Pflege begonnen. Nach einem Unfall konnte ich meinen Beruf nicht mehr ausüben. Dann war es meine Wahl, bei meiner großen Leidenschaft, dem Tierschutz, zu bleiben, und ich hatte das Glück, im Tierschutzzentrum anfangen zu können.
Zischup: Was war seitdem der schönste Moment, den Sie erleben durften?
Gwildies: Es gibt immer mal wieder schöne Momente. Besonders schön ist natürlich, wenn ein Tier nach einer langen Zeit nochmal ein Zuhause findet: ein älteres, von dem man gedacht hat, dass es nur wenig Vermittlungschancen hat. Oder der Moment, wenn man einen Vogel, der aus dem Nest gefallen ist – noch total nackt und die Augen noch zu – groß bekommt, bis er in die Natur entlassen werden kann.
Zischup: Wie viele Tiere leben zurzeit bei Ihnen?
Gwildies: Im Moment sind es ungefähr 200 Tiere. Igel sind es viele. Wir hatten allein im Herbst 100 Igel zum Überwintern hier, weil die Igel letztes Jahr sehr spät geboren wurden und dem entsprechend zu klein waren, um über den Winter zu kommen.
Zischup: Wo wurden die ganzen Igel untergebracht?
Gwildies: Wir haben eine spezielle Wildtierstation. Bei 100 Igeln musste man auch ein bisschen fantasievoll sein beim Räumeschaffen, aber irgendwann konnten wir keine mehr aufnehmen. Es muss ja alles noch zu bewerkstelligen und die Igel müssen artgerecht untergebracht sein.
Zischup: Was hat sich für das Tierschutzzentrum durch Corona geändert?
Gwildies: Es gab für uns auch einen Lockdown und wir hatten weniger Tiervermittlungen. Seit zwei Jahren hatten wir keinen Tag der offenen Tür mehr, die ganzen Veranstaltungen und Führungen im Thema Jugendbereich mussten wegfallen. Man hat aber gemerkt, viele wollten sich ein Tier zulegen, weil sie das Gefühl hatten, sie hätten nun Zeit. Es war eine Herausforderung, herauszufinden, wer wirklich ein Tier wollte, oder wer nur eins wegen der Coronasituation wollte.
Zischup: Worauf achten Sie insbesondere, wenn Sie Tiere vermitteln?
Gwildies: Wir achten auf die Motivation, warum sich jemand ein Tier sucht. Bei Hunden muss man auch immer schauen, wie viel Zeit die Leute haben. Wenn sie sagen, ich arbeite acht Stunden, macht es keinen Sinn, dass sie sich einen Hund zulegen, der dann die ganze Zeit alleine ist.
Zischup: Was ist Ihre Aufgabe im Tierschutzzentrum?
Gwildies: Ich bin die Leitung und übernehme die Telefonberatung und alles Organisatorische, wenn irgendwelche Einsätze vor Ort sind. Ich mache Buchhaltung und informiere unsere Spender. Man muss ja den Leuten vermitteln, warum sie gerade uns Geld spenden können, sollen, dürfen.
Zischup: Was sind die hauptsächlichen Gründe dafür, dass die Tiere hierher gebracht werden?
Gwildies: Man kann nicht sagen, dass es hauptsächliche Gründe gibt. Es gibt Abgaben aus allen möglichen Gründen: Scheidungen, Zeitmangel, Allergien, Umzüge. Manche Tiere sind Fundtiere und dann kommen auch Tiere über das Veterinäramt zu uns, wenn sie beschlagnahmt werden.
Zischup: Ist es schwer, Tiere zu vermitteln?
Gwildies: Da kommt es auf verschiedene Aspekte an: auf die Art des Tieres, auf das Alter, die Größe... Babykatzen vermitteln sich zum Beispiel leichter als eine zehnjährige Katze, die Diätfutter braucht oder Diabetes hat. Ein Hundewelpe vermittelt man leichter als den neunjährigen Schäferhund, der Hüftprobleme hat.
Zischup: Was passiert mit Neuzugängen im Tierschutzzentrum?
Gwildies: Die kommen zuerst in den Quarantänebereich, egal ob sie Abgabetiere oder Fundtiere sind. Bei Fundtieren weiß man nicht, wie der Krankheits- und Impfstatus ist und Abgabetiere sollen erst einmal angeschaut werden – auch tierärztlich. Danach kommen sie in ihren jeweiligen Bereich.
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