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Rück-Platz-Wechselschritt

WENN DIE FÜSSE VERRÜCKT SPIELEN: Ein Tanzkurs bringt sie in die richtige Reihenfolge.  

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Ein Tanzkurs ist etwas Klassisches. Etwas für die ganz Braven, die immer das tun, was man von ihnen erwartet. Wer einen Tanzkurs besucht, spielt mindestens ein Instrument und trägt einen feinen Anzug oder ein edles Abendkleid. Okay, so ist es ganz und gar nicht: Als ich in den Fortgeschrittenenkurs der Tanzschule Fritz platze, um Informationen zu sammeln, dringt mir nicht etwa Schwanensee, sondern Bon Jovi mit "It’s my life" ins Ohr.

Etwa 16 Paare bewegen sich im Takt, die Jungs schleudern ihre Partnerinnen gekonnt durch den Saal, und ich frage mich, wie man an so viel gleichzeitig denken kann: Takt hören, Füße koordinieren, den Partner in diverse Figuren und wieder zurück manövrieren und nebenher auch noch plaudern oder mitsingen. Aber nun gut, ich bin ja gekommen, um genau das herauszufinden.

Während einer kurzen Pause, in der die meisten dennoch weitertanzen, erfahre ich von der Tanzlehrerin Tina Fritz viel über ihre Arbeit. Ausgerüstet mit einer Anlage, Boxen, einer Mikrofonanlage und etwa 200 CDs bringt sie ihren im durchschnitt 20 bis 30 Schülern die klassischen Standardtänze (Cha-Cha-Cha, Foxtrott, Rumba, Jive, Walzer, Tango, Samba, usw , je nach Kurs) oder in speziellen Kursen auch andere Tanzstile wie Hip-Hop bei. Die Musik ist bei den Schülerkursen fast ausschließlich immer aus den aktuellen Charts (von wegen Mozart!), nur bei den Erwachsenenkursen "schleicht" sich auch mal ein Oldie wie Miriam Makebas "Patapata" hinein.

Viel Zeit zum Reden haben wir nicht, denn schon ist das Lied vorbei und neue Schritte müssen erklärt werden, der Grundschritt des Foxtrotts. Während dies geschieht, schleiche ich mich unter die "Großen", die am Rand sitzen und gemütlich plaudern und fachsimpeln. Ich frage, warum sie einen Tanzkurs besuchen und bekomme Argumente wie "weil es unheimlichen Spaß macht, man lernt neue Leute kennen, man sieht Freunde, mit denen man sonst selten etwas unternimmt. Tanzen gehört schon fast zur Allgemeinbildung, es gibt viele Mädels und weil stets eine sehr gute Stimmung im Saal herrscht", zur Antwort.

Die meisten Tänzer haben den Jive und den Discofox als Lieblingstanz, "weil’s da immer so schön abgeht!" und wollen auf jeden Fall den nachfolgenden Kurs besuchen. "Leider gibt es in Waldkirch keine Orte, wo man richtig tanzen gehen kann, außer auf privaten Festen, wie Hochzeiten oder Geburtstagen", meint Alexander Gössel. "An Fasnet geht das auch, aber für unser Alter ist im Elztal echt tote Hose, deshalb sind wir ja hier!", fügt Eva Blattmann noch hinzu, "und wenn wir richtig tanzen gehen wollen, gibt es ja bald wieder die Fritzfeten, allerdings in Freiburg."

Die Fritzfeten sind sehr beliebt und ein ein Angebot der Tanzschule Fritz. Jeden zweiten Freitag können sich alle jugendliche Kursteilnehmer aus der ganzen Umgebung dort treffen, kennen lernen und selbstverständlich tanzen. Natürlich ohne Eintritt. "So 150 Leute kommen da schon zusammen", meint Tina.

Zum Tanzen braucht man kein angeborenes Talent und auch keine teure Ausrüstung. Nur wer dauerhaft vor hat, konsequent alle acht Kurse durchzuziehen, sollte sich vielleicht im Medallienkurs überlegen, ein paar Tanzschuhe zu kaufen. Finanziert bekommen die meisten befragten ihren Tanzkurs von ihren Eltern oder sonstigen Verwandten, selber zahlen müssen ihn wenige. "Meine Eltern finden toll, dass ich tanzen gehe und zahlen mir das gerne", meint Julia Tschaerwen, und Jacqueline Stöhr erzählt stolz, dass sie ihre letzten zwei Kurse beim Tanzturnier ihres Abschlussballs gewonnen hat. "Was ich besonders toll finde, ist, dass man immer aufhören kann und es trotzdem nicht umsonst war, denn die Grundschritte aller Standardtänze kann man immer gebrauchen", sagt Michael Weger. Die Frage, die mich am meisten interessiert, geht wieder an Tina: "Was ist, wenn ich etwas absolut nicht verstehe?" In diesem (bei Schülern seltenen) Fall steht natürlich immer die Tanzlehrerin selbst, aber auch genug Gastherren bereit, die gerne weiterhelfen. Die meisten trauen sich nicht zu fragen und schaffen es auch mit bloßem Abgucken von den anderen, oder sie probieren es so lange aus, bis es klappt. Auf Wunsch gibt es auch eine kostenlose Einzelstunde, aber das kommt sehr selten vor, denn so ungeschickt sind die wenigsten.

Als nun zum Abschied "Fettes Brot" Manuela rät die Finger von ihm zu lassen (ein ChaChaCha), werde ich von einem Gastherren zum Tanzen aufgefordert. Dass ich das schon lange nicht mehr getan habe, stört ihn nicht und schon bald habe ich mich wieder in den Takt hineingefunden. Ich nehme mir fest vor: Beim nächsten Kurs bin auch ich wieder dabei! Allerdings werde ich das Angebot der Tanzschule annehmen und den Oberstufenkurs mit Ab-17-jährigen buchen: Wiege-chachacha-wiege-chachacha-promenade-chachacha…

Ressort: Zisch

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