Rote Teppiche, Regen und Rehrücken gibt's nur für die Promis

Für die meisten der 300 akkreditierten Journalisten ist so eine Bambi-Verleihung richtig harte Arbeit - vom frühen Abend an bis zum nächsten Morgen.  

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Etwas kritisch schauen die Arbeiter, die in Blaumann, die "Bild"-Zeitung unterm Arm und warm eingepackt morgens um fünf mit der Fähre zu ihrer Arbeitsstelle irgendwo im Hamburger Hafen fahren: Am "Theater am Hafen" nämlich besteigen lächelnd und fröstelnd die letzten Journalisten die Fähre, schick herausgeputzt und nach zwölf Stunden Bambi-Einsatz redlich geschafft. Per Dauerlächeln galt es stundenlang, die richtigen Promis für die richtigen Fotos und Interviews zu gewinnen.

Lächeln und Promis schauen, war eine der wichtigsten Beschäftigungen am Bambi-Abend. Der begann früh, als der Rote Teppich auf den Landungsbrücken ausgerollt wurde. Passanten reckten da schon die Hälse: Sollte nicht Elton John kommen? Tom Hanks? Wie die "GZSZ"-Schauspieler müssten doch auch sie das Prominenten-Schiff rüber zur Industrie-Halbinsel nehmen, wo das Theater am Hafen hell erleuchtet Großes verheißt. Allerdings sieht man ihn zunächst nur undeutlich: Strömender Regen trübt die Sicht. Auch die auf die edle Garderobe der Gäste. Die großen Modezeitschriften beurteilen schon vor Ort, wer was Passendes trägt und wer einen Fehlgriff getan hat. Dazu zählen offenbar alle, die sich gegen den Herbststurm in eine warme Jacke eingepackt haben.

"Abendgarderobe erwünscht" gilt auch für die rund 300 akkreditierten Journalisten im Theater. Die kämpfen seit Stunden um die besten Plätze am trockenen Abschnitt des Roten Teppichs vorm Theater, immer in der Hoffnung auf das Foto des Abends, das exklusive Interview. Die ersten Gäste kommen. Zu uninteressant. Nur ein deutscher Moderator. Und die dahinter? War die nicht kürzlich noch in dieser Fernsehserie zu sehen? Na, wenigstens ein bekannter Name, also draufhalten, Fotos machen, ein paar Fragen für das Interview. Zum Warmwerden. Verwenden wird man das in der Berichterstattung wohl kaum. Schließlich kommen ja noch die richtig großen Stars, das eine Lächeln, das man sehen will, das alle sehen wollen.

Eigentlich soll jeder der Gäste beim Bambi ein Gesicht sein, das man sehen will. Denn immerhin wird man je nach Bedeutung für das Burda-Verlagshaus und entsprechend einer "Gesichterliste" (Bunte-Chefredakteurin Patricia Riekel) ausgewählt. Wer dazu gehört, sehen wir jetzt. Denn beim Bambi wird jeder Gast per Handschlag durch den Veranstalter Professor Doktor Hubert Burda begrüßt. Und das dauert. Schon bald staut sich die prominente Schlange auf dem Roten Teppich. Nur die ganz prominenten müssen nicht warten. Die werden durch einen Seiteneingang direkt ins Theater geführt. Einige Journalisten halten einen Plausch mit einem Gast, ignorieren einen anderen, lächeln aber immer, man selbst präsentiert sich schließlich auch.

Die Präsentation der Stars geht während der Show weiter. Und auch sie dauert. Während im Saal drei Stunden lang Preise verliehen werden, beginnt hinter den Kulissen der wahre Show-down. Die Sterneköche mit ihren Crews bereiten das anschließende Dinner vor, die Journalisten tippen die ersten Interviews in ihre Laptops und die Promoterinnen der Champagner-Marke binden sich eine neue Schürze um, damit sie für die After-Show-Party gerüstet sind. Das obligatorische Lächeln legt hier an diesem Abend keiner ab.

Und der Abend geht noch lange. Denn nach der Show heißt es für die Gäste erst einmal dinieren. Zumindest für die wirklich wichtigen. Wer gerade noch als Dschungelcamper im Fernsehen zu sehen war, isst beim Bambi-Dinner - Hauptgang: Rehrücken! - nicht dabei. Der muss gleich auf die Party und versuchen, irgendjemand Wichtigen zu treffen. Das Dinner ist um ein Uhr aufgegessen, die richtig Wichtigen lächeln nochmal in die Kameras und steigen dann in Limousinen und entschwinden. In den Zeitungen wird zu lesen sein, dass bis in den Morgen rauschend gefeiert wurde.

Im Journalistenzelt geht es ungefähr so lange. Schließlich will man auch schon in den Morgensendungen die Neuigkeiten vom Bambi sehen. Wer sagte was, wer lächelte wie. Um halb sechs ist Schluss. Die Leitungen zum Internet werden gekappt. Die Veranstalter wollen abbauen lassen, schließlich ist die Miete für das Theater nicht gerade billig. Der Glanz des Goldenen Rehkitzes ist dahin. Die Prominenten-Schiffe sind weg. Man wartet auf die Fähre mit den Hafenarbeitern. Die legt um kurz nach sechs an den St. Pauli-Landungsbrücken an. Mittlerweile sind nur noch die Versprengten vom Bambi an Bord. Ein letztes Lächeln und dann müde ab ins Hotel.

Maria Pinzger

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