Gewohnte Verspätungen

Ringelpiez am Bahngleis

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Es gibt wohl keinen Ort in Emmendingen, an dem sich fremde Menschen so schnell gestisch oder wortreich verständigen, manchmal sogar verschwören, wie der Bahnhof. Zumindest in den Nachmittagsstunden werden Gleis 1 (Richtung Karlsruhe) und Gleis 2 (Richtung Basel), manchmal auch Gleis 3, zur Kontaktbörse. Immer dann, wenn die Abfahrtzeiten in der DB-App auf dem Smartphone von Grün auf Rot umspringen und der oder die Bahnreisende die Ohren spitzt, um der nun fälligen Ansage zu lauschen: "Information zu RB26, der Zug kommt heute voraussichtlich fünf Minuten später." Ansagen wie fehlende Wagen oder das Nichtvorhandensein eines Universal-WC ringen nicht mal mehr ein müdes Lächeln ab. Aber wenn die Verspätung nach fünf Minuten laut Ansage auf zehn, dann auf 15 Minuten anwächst, bleibt nur noch ein resignatives Stirnrunzeln, das dem Gegenüber signalisiert: "Ja, auch wenn ich es gewohnt bin, ich bin dennoch genervt." Schön, dass sich die Bahn zur Kundenbindung ab und zu Bewegungsspielchen einfallen lässt, sonst würde die aufgezwungene Wartezeit in der momentanen Kälte manchem einfach zu lang. So geschehen diese Woche. Weil der Zug Verspätung hat, müsse "RB26 heute von Gleis 3" abfahren. Sofort bewegt sich der Pulk durch den Tunnel auf die Gegenseite. Nur um hier mit Leuchtschrift zu erfahren: "Berichtigung: RB26 heute auf Gleis 1". Also alles: Kehrt marsch. Kleiner Trost: So kommen alle zu ein wenig Bewegung und die Wartezeit wird auch verkürzt.